Nottulner Ortsteile schrauben Glasfaserquote der Region auf 75 Prozent
Kreis Coesfeld macht es Metropolen vor
Das Glasfasernetz im Kreis Coesfeld wächst weiter: Mit dem erfolgreichen Abschluss der Nachfragebündelung in den Nottulner Ortsteilen Appelhülsen, Darup und Schapdetten ist jetzt die Abdeckung von rund 75 Prozent besiegelt. Eine ländliche Region überflügelt somit die NRW-Metropolen und liegt, laut Kompetenzzentrum Gigabit.NRW, im Vergleich der Versorgungsquoten aller Kreise und kreisfreien Städte des Bundeslandes auf dem Spitzenplatz.
Vorteil für Unternehmen, Privathaushalte und Kommunen
Wie weit der Kreis Coesfeld in Führung gegangen ist, zeigt ein Blick auf die NRW-weite Versorgungsquote 2019: Sie beträgt elf Prozent. In vielen kreisfreien Stätten liegt die Glasfaserabdeckung zurzeit sogar nur bei fünf Prozent oder weniger. „Der Kreis Coesfeld beweist, dass der Auf- und Ausbau einer Glasfaserinfrastruktur, die unmittelbar bis vor die Gebäude reicht, im ländlichen Raum zu meistern ist, wenn alle Akteure gemeinsam und systematisch auf das Ziel hinarbeiten“, kommentiert Dr. Christian Schulze Pellengahr, Landrat des Kreises Coesfeld, die bevorstehende Erweiterung des schnellen Netzes. Er verweist darauf, dass eine starke Glasfaserinfrastruktur allen zugutekomme – Unternehmen, Privathaushalten und Kommunen.
„Gerade jetzt, in den Digitalisierungsschüben der Corona-Zeit, hat sich gezeigt, wie gut die Rahmenbedingungen im Kreis Coesfeld für den Wandel der Wirtschaft- und Arbeitswelt bereits sind“, sagt Schulze Pellengahr. Doch sieht er die Region, deren Versorgungsquote von 75 Prozent selbst im deutschlandweiten Vergleich ein Spitzenwert ist, noch nicht am Ziel. Die Zugangsoption zu den Anschlusstechniken FTTB/FTTH (Fiber to the Building / Fiber to the Home) sei noch nicht flächendeckend gegeben, ein Viertel des Weges sei noch zu gehen, betont der Landrat.
Vergünstigte Konditionen während der Nachfragebündelung
An diesem Punkt kommt die Gemeinde Nottuln erneut ins Spiel. Denn nicht alle Ortsteile haben die Nachfragehürde übersprungen. „Mit dem Netzausbau in Appelhülsen, Darup und Schapdetten wird der Standort noch attraktiver und zukunftsfähiger“, freut sich Bürgermeisterin Manuela Mahnke, fügt aber hinzu: „Dass der Netzausbau mangels Nachfrage am Ortsteil Nottuln noch nicht gesichert ist, bleibt ein kleiner Wermutstropfen.“ Doch ist das Thema Glasfaser für sie dort noch nicht vom Tisch. So kündigt Mahnke Gespräche mit der Deutschen Glasfaser zur Fortführung des Projektes in den nächsten Wochen an.
Für die Privathaushalte und Unternehmen hat René Fuchs, Projektleiter beim Telekommunikationsunternehmen Deutsche Glasfaser, eine gute Nachricht: „Bis zum Baustart gelten die vergünstigten Konditionen, die während der Nachfragebündelung galten, weiter“, stellt er klar. Laut Fuchs wird die Deutsche Glasfaser in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Nottuln das Netz im dritten Quartal 2020 planen. Die Bauarbeiten sollen im vierten Quartal starten. Die Investitionssumme in den Ortsteilen Appelhülsen, Darup und Schapdetten liege bei ca. 3,5 Mio. Euro, informiert der Projektleiter.
Netzbetreiber haben rund 75 Millionen Euro investiert
„Damit haben die Netzbetreiber im Kreis Coesfeld bis zur 75-prozentigen Glasfaserabdeckung nach unseren Schätzungen insgesamt bereits rund 75 Mio. Euro investiert“, berichtet Dr. Jürgen Grüner, Geschäftsführer der wfc Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld GmbH. Er weist darauf hin, dass Fördergelder bei der Finanzierung der Bauprojekte nicht zum Einsatz kamen. So gebe der Kreis Coesfeld ein Beispiel, wie Glasfaser im ländlichen Raum in die Fläche gebracht werden kann, ohne dass die Steuerzahler belastet werden. Exemplarisch für die Erfolgsfaktoren des Glasfaserausbaus in der Region nennt Grüner das bürgerschaftliche Engagement vieler Landwirte. Diese haben mit einem großen Anteil an Eigenleistungen maßgeblich zur Erschließung der Außenbereiche beigetragen. Dieser Lösungsweg aus dem Kreis Coesfeld ist inzwischen deutschlandweit vielerorts zum Vorbild geworden.
Die wfc unterstützt im Kreis Coesfeld den Ausbau der digitalen Infrastruktur und hat bereits 2012 mit der Entwicklung eines Masterplans die Basis für den flächendeckenden Ausbau des FTTB/FTTH-Netzes gelegt. Sie berät Kommunen und Wirtschaft, hält Kontakt zu den Anwohnern und führt Gespräche mit Telekommunikationsunternehmen. Zudem analysiert sie kontinuierlich die Versorgungslage und entwickelt Konzepte für Verbesserungsmaßnahmen. Zentraler Ansprechpartner für Wirtschaft, Kommunen und Anwohner bei Fragen zum Thema Glasfaser ist der Gigabitkoordinator des Kreises Coesfeld, dessen Arbeitsplatz bei der wfc angesiedelt ist.