7. DIALOG Fachkräftesicherung zur betrieblichen Gesundheitsförderung

Betriebliches Gesundheitsmanagement für viele Unternehmen wichtig

Um die Gesundheit, die Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden von Beschäftigten in einer stark veränderten, physisch wie psychisch belastenden Arbeitswelt zu fördern und zu erhalten, bietet das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) viele Ansatzpunkte. Doch welche Instrumente passen zu welcher Zielgruppe? Wie gelingt es, dass Führungskräfte und Beschäftigte die Ziele des  BGM gemeinsam tragen und umsetzen?  In welche Ressourcen muss investiert werden und wie lassen sich langfristig nachhaltige Erfolge erzielen? Diesen Fragen und vielen mehr gingen jetzt die zahlreichen Besucher nach, die der Einladung der Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Kreis Borken mbH (WFG), Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld GmbH (wfc) sowie der Agentur für Arbeit zum 7. DIALOG Fachkräftesicherung bei der Shopware AG in Schöppingen gefolgt waren.

Die richtige Zielgruppenansprache finden – wenn das Fitnessstudio vor das Betriebsgelände rollt

In seinem Einstiegsvortrag stellte Dr. Christoph Jolk, leitender Sportwissenschafter im Gesundheitszentrum Vreden und Geschäftsführer der GeKo GmbH, die Gesundheitsgefährdung Nummer eins der modernen Arbeitswelt, den Bewegungsmangel und dessen langfristige Auswirkungen auf die Einsatzfähigkeit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor. „Sitzen ist das neue Rauchen“, so Jolk und verwies auf anatomische Folgen wie z.B. den Bandscheibenvorfall als Konsequenz von Bewegungsmangel und Fehlhaltungen. Obwohl viele Unternehmen seit vielen Jahren wirksame Einzelmaßnahmen wie z.B. Rückenschulkurse anbieten, gingen diese häufig noch an besonders gefährdeten Belegschaftsgruppen vorbei. Diese Erkenntnis war zugleich Motivation für den Start des Geko-Mobils (Gesundheit kommt an.) „Das Fitnessstudio zum Betrieb gebracht“ – durch den mobilen und zeitlich flexiblen Einsatz des fahrenden Sportstudios gelingt die Ansprache vor allem von Mitarbeitern im gewerblichen Bereich. Schon die ersten Erfahrungen nach dem Einsatz des Geko-Mobils bei der Fa. Schmitz Cargobull haben gezeigt: Mit nur sechs Stunden Netto-Zeitaufwand lässt sich das Rückenschmerz-Risiko deutlich senken, der Muskelanteil gleichzeitig erhöhen und Körperfett abbauen. Durch das Angebot von Beratung und Geräten vor Ort bei einem relativ geringen Zeitaufwand baut das Geko-Mobil Hemmschwellen vor allem bei sonst nicht sportlich aktiven Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ab.

 

Fitness-Truck: Geko-Mobil

 

Elevator-Pitch zeigt BGM-Vielfalt in der unternehmerischen Praxis

Die individuelle BGM-Strategie des  Gastgeberunternehmens Shopware AG stellte Anne Göpel im Elevator-Pitch vor. Unter dem Motto des IT-Unternehmens „Work an Life @Shopware“ wurden viele Einzelmaßnahmen, angefangen vom Obstteller, dem gesponsorten gesunden Mittagessen, über flexible Arbeitszeiten bis zum Employer Assistance Programme mit psychologischen Beratungsangeboten eingeführt. Motivations-Multiplikator für die körperliche Fitness der Shopware-Belgeschaft ist seit Anfang des Jahres eine Fitnesstrainerin mit Halbtags-Präsenz. Die Shopware-Fitness-Strategie ist abgestimmt auf die äußerst junge Belegschaft mit einem Durchschnittsalter von 29 Jahren, setzt auf sportliche Vielfalt vor Ort und kommt an. So nutzen mittlerweile rund ein Drittel der Mitarbeiterinnen und Mitareiter regelmäßig die maßgeschneiderten Sportangebote, angefangen vom Personal Training im Fitnessstudio, der aktiven Mittagspause, dem Kraft- und Ausdauertraining bis zur Laufgruppe.

Spannende Einblicke in die Implementierung von BGM in Führung und Management vermittelte Ivonne Südfels von der Ferro Umformtechnik GmbH & Co.KG aus Stadtlohn. Auch nach Zielworkshops und Strategieverabschiedung gilt es immer wieder neue Hindernisse und Akzeptanzprobleme zu bewältigen. Wer einen „Gesundheitsruck“ in der Belgschaft erzeugen und Krankenstände reduzieren möchte, muss Partnerschaften zu den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aufbauen. Eine Mitarbeiterbefragung brachte hier für das stark gewachsene Unternehmen wertvolle Erkenntnisse darüber, welche niederschwelligen Angebote geschaffen werden können und wo noch ein längerfristiges Umdenken notwendig ist. Auch, wenn nicht jede Maßnahme messbar ist, am Ende sei immer das große Ganze zu betrachten. Und BGM vermittele auf jeden Fall ein gutes Gefühl, das sich positiv auf das Betriebsklima auswirke, so die Personalverantwortliche.

Wolfgang Köning, Team Y aus Coesfeld,  stellte das Konzept des BGM-Lotsen vor und rundete damit den Elevator-Pitch facettenreich ab. Er berichtete u.a. von seinen Erfahrungen als Ausbilder von BGM-Lotsen. Gerade, weil es gilt die zahlreichen verpflichtenden Themen, wie Arbeits- und Gesundheitsschutz und die individuellen Maßnahmen im BGM zu verbinden, mache ein zentraler Koordinierungslotse Sinn, der alle Akteure als „Kümmerer“ miteinander verbinden, Führungskräfte begeistern und Wissen vermitteln kann.

Intensiv nutzten die Teilnehmer der Veranstaltung auch während der abschließenden Besichtigung des Geko-Mobils die Gelegenheit zum vertiefenden Austausch.