Die Innovation liegt in der Luft

Wirtschaft und Wissenschaft: wfc-Laborgespräch zündet

Dülmen, 08.02.2019. „Ich bin in der Druckluftwelt groß geworden“, sagt Christian Peters. Genau deshalb weiß der Diplom-Ingenieur, dass der teure Energieträger Druckluft an den Maschinen und Werkbänken der Industrieunternehmen nicht immer effizient eingesetzt wird. „Dabei können doch durch einen anderen Betrieb der Kompressoren die Kosten gesenkt und die Umwelt geschont werden“, betont Peters, der als Geschäftsführer der in Lüdinghausen ansässigen „A und O Energieoptimierung“ zu diesem Thema herstellerunabhängig Audits und Beratung anbietet. Seit 13 Jahren checkt er Verdichter und Anwendungsszenarien nach allen Regeln der Kunst durch, misst Temperaturen und Verbrauche, ortet Leckagen. Im Zuge dieser Arbeit ist der Ingenieur auf die Idee gekommen, die Druckluftwelt zu verbessern: durch Digitalisierung. Schon vor ein paar Jahren plant Peters eine Anwendung, die alle relevanten Daten in einem automatisierten Prozess aufbereitet, die kritische Abweichungen frühzeitig erkennt und damit hilft, Maschinenstillstände zu vermeiden. „Bis jetzt ist eine solche herstellerunabhängige Software nicht entwickelt worden“, erklärt der Druckluftexperte, der zwar die Fachexpertise beisteuern, das Projekt aber nicht allein auf den Weg bringen kann: Peters sucht damals einen Partner, der programmieren kann.

Mit seiner Idee im Gepäck klopft er bei der wfc Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld GmbH an. Dort erkennt Innovationsberater Christian Holterhues sofort, dass sie keine Luftnummer ist, sondern hohes Innovationspotenzial hat. Er sagt Peters Unterstützung zu und lädt ihn zum wfc-Laborgespräch ein. „Ziel dieser Veranstaltungsreihe ist es, Unternehmen aus dem Kreis Coesfeld und Forschungsinstitute des Münsterlandes zusammenzubringen und somit Kooperationen und Wissensaustausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft anzuregen“, erklärt Holterhues. Somit bietet das Laborgespräch auch für kleinere und mittlere Unternehmen, die keine Entwicklungsabteilung betreiben können, gute Chancen, mit dem passenden Projektpartner den Einstieg in die Innovationsentwicklung zu finden. „Bei den Laborgesprächen referieren Experten aus den Forschungseinrichtungen zu aktuellen wirtschaftsrelevanten Wissenschaftsthemen und geben zudem auf einem Labor-Rundgang Einblicke in ihre Tätigkeit“, berichtet der Innovationsberater. Im Falle von Christian Peters ist die Rechnung der wfc aufgegangen.

Im Zuge des Laborgesprächs im Institut für Energie und Prozesstechnik (IEP) der FH Münster in Steinfurt bringt ihn Holterhues mit dem richtigen Ansprechpartner zusammen: Professor Dr.-Ing. Peter Vennemann vom Fachbereich Energie, Gebäude und Umwelt. Der Wissenschaftler schlägt vor, ein Projekt im Rahmen einer Bachelor-Abschlussarbeit im Fach Energietechnik zu realisieren. Der Student Markus Spitthof entwickelt gemeinsam mit Peters ein Programm: Der Clou: Mit der Anwendung kann Peters die Druckluftsysteme seiner Kunden modellieren und anhand dessen die Auswirkungen von Umbauten und Parameteränderungen auf den Betrieb vorab berechnen.

Die Kooperation mit der FH ist zugleich Start für weitere Vorhaben: Christian Peters bringt seine App „Smart Report“ voran, die aus der einfachen Datenaufnahme eine Handlungsanweisung zur Umsetzung der Maßnahmenempfehlung macht. Vom einfachen Inspektionsbericht, z. B. für die Leiter- oder Regalprüfung bis zur Datenaufnahme für das Energiemanagement können einfache und komplexe, individuell angepasste Anwendungen effizienter dokumentiert werden. Die Stellen oder Objekte werden dafür mit einem NFC-Chip gekennzeichnet, der bei der Dokumentation mit dem Smartphone oder Tablet ausgelesen wird. So ist die eindeutige Zuordnung gewährleistet. Die Digitalisierung muss Nutzen bringen, erklärt Peters und spricht dabei von Beratung 5.0 – einfach und schnell dokumentieren.

„Alle drei Seiten, Unternehmen, FH und der Absolvent haben von der Zusammenarbeit profitiert“, freut sich Christian Holterhues über den Ausgang des Projektes. So sei zum einen seitens der FH Münster mit dieser Kooperation die Grundlage für ein größeres Forschungsprojekt geschaffen worden. Zum anderen mache Markus Spitthoff seinen Master im Bereich „Technisches Management“ und könne zudem als Werksstudent seine Erfahrungen aus der Kooperation mit Christian Peters einsetzen. Und der Unternehmer? „Ich nutze die Erfindung zunächst selbst, aber natürlich ist das mit der FH entwickelte Tool für alle Berater interessant, die auf Herstellerneutralität Wert legen und Transparenz schaffen wollen“, sagt Peters. Schrittweise will er auch seine App an den Markt führen. „Ich muss zwischendurch auch Geld verdienen“, erklärt er. Für Unternehmen, die eine Zusammenarbeit mit einer Hochschule erwägen, hat Peters einen Tipp parat: „Ich würde immer erst mit der wfc das Thema diskutieren, bevor ich an die Hochschule herantrete“, empfiehlt Peters und fügt an: „Herr Holterhues weiß, welche Fördermöglichkeiten infrage kommen und wo der ideale Projektpartner wartet.“

 

Bildunterschrift:

Kooperierten erfolgreich (v.l.n.r.): Christian Peters (A und O Energieoptimierung), Markus Spitthoff (Student FH Münster), Prof. Dr.-Ing. Peter Vennemann (FH Münster) Quelle: wfc