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Fachkräfte, Yoga und mehr: Gründerstipendiums-Jury spricht vier Empfehlungen aus

Egal ob Azubi oder Fachkraft: Vor allem kleine und mittlere Unternehmen erhalten bei Stellenausschreibungen über die Jobportale immer weniger Bewerbungen. Der Coesfelder Erol Orahovac hat deshalb jobtastic gegründet. Mit seinem Online-Recruiting-Service bietet er einen neuen Weg über die sozialen Netzwerke – mit Hilfe des aus dem eCommerce bekannten Performance-Marketings, das Budget sparen und dennoch die Zielgruppe genauer erreichen soll. Mit dieser Idee und diesem Konzept hat er jetzt die Jury aus dem Kreis Coesfeld für das Gründerstipendium NRW überzeugt. Mit der Empfehlung für das Stipendium kann Erol Orahovac für seine innovative Geschäftsidee ein Jahr lang monatlich 1000 Euro vom NRW-Wirtschaftsministerium sowie ein individuelles Coaching nutzen.

Fitnesskurse für die ganze Familie

Drei weitere Gründer konnten sich bei sechsten Jurysitzung in diesem Jahr ebenfalls über eine Empfehlung für das Gründerstipendium freuen: Jessica Dahlkötter und Ute Hüsers aus Münster wollen mit ME & little me Fitness- und Yogakurse für Familien anbieten – sowohl in Kursen als auch über eine App. Mithilfe intelligenter Sensortechnik wollen die Studenten Tim Storck und Jan-Hendrik Büttner die Dichtheit von Druckluftleitungen kontinuierlich überwachen und so den Unternehmen beim Verbrauch dieser sehr teuren Ressource sparen. green-pipes heißt ihre Gründung.

9. Dialog Fachkräftesicherung: Die Suche nach Azubis

Noch vor zehn Jahren war die Zahl der Bewerber deutlich größer als die der Ausbildungsstellen. Wer eine Nachwuchskraft suchte, konnte meistens aus mehreren Kandidaten auswählen. Heute hat sich das Blatt gewendet. Viele Jugendliche können unter mehreren Ausbildungsangeboten entscheiden. Gleichzeitig fehlen in immer mehr Branchen und Betrieben passende Ausbildungsbewerber. Wie aber lassen sich trotzdem noch Azubis finden? Der 9. „Dialog Fachkräftesicherung“, eine Plattform in der sich Arbeitgeber über neue Wege in der Personalarbeit austauschen, gab darauf Antworten.

Auf Einladung der Agentur für Arbeit, der Wirtschaftsförderung für den Kreis Borken mbH und der Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld GmbH kamen rund 30 Personalverantwortliche zusammen. Diesmal war die SVS Versorgungsbetriebe GmbH in Stadtlohn Gastgeber der Veranstaltung.

Jugendliche kommunizieren anders

„Um junge Menschen zu gewinnen, muss man wissen, was diese überhaupt möchten. Darüber haben sich bislang viele Unternehmer zu wenig Gedanken gemacht.“, erklärte Gerd Drendel, Diplom-Sozialpädagoge, Teamberater und Deeskalationstrainer, in seinem Impulsvortrag. „Es wird immer gesagt, die Jugend sei nicht motiviert und wolle nur Freizeit. Das stimmt aber nicht“, so Drendel und verdeutlicht: „Sie möchten arbeiten, sich einbringen und gefordert werden, erwarten dafür aber Respekt, klare Anweisungen und Wertschätzung.“ Vor allem aber, kommunizieren sie anders als vorherige Generationen. „Aus Gewohnheit setzten Unternehmen bei der Nachwuchsrekrutierung nach wie vor auf Zeitungsanzeigen. Damit erreichen sie die jungen Menschen aber nicht mehr, denn die lesen kaum noch Zeitung sondern informieren sich woanders,“ so der Experte.

Für das eigene Unternehmen lassen sich Jugendliche laut Drendel am besten begeistern, wenn die ersten Berührungen schon früh beginnen: „Machen Sie als Unternehmer schon rechtzeitig auf sich aufmerksam. Kooperieren Sie mit Schulen und stellen Sie sich und Ihr Unternehmen bei den Schülern schon ab der achten Klasse vor. Zeigen Sie ihnen, wie Sie für Ihren Job brennen, das steckt an.“ Dazu rät er, sich als Unternehmen bekannt und interessant zu machen. Durch das Erschaffen einer Corporate Identity und mit Anreizen für die Beschäftigten: „Bieten Sie Ihren Mitarbeitern Besonderheiten an. Sie können beispielsweise die Kosten für die Mitgliedschaft in einem Fitnessstudio oder einem Buchclub übernehmen. Seien Sie kreativ, denn Möglichkeiten gibt es viele. Die Wirkung solcher Kleinigkeiten ist groß“, betont Drendel.

Ideen zur Azubigewinnung von vielen Seiten

Weitere konkrete Möglichkeiten konnten die Teilnehmer in kurzen Präsentationen erfahren. So stellte das münstersche Unternehmen Azubi-me GmbH ein Ausbildungsportal vor, das besonders auf Jugendliche zugeschnitten ist. Carsten Haak von der Handwerkskammer Münster zeigte Möglichkeiten auf, Studienabbrecher für sich gewinnen zu können, während Melanie Wesseler von der Firma Johannes Räckers GmbH vom Projekt Spätstarter berichtete, bei dem ungelernte im eigenen Unternehmen mit Unterstützung der Arbeitsagentur zu Fachkräften weitergebildet werden können. Elisabeth Büning von der Kreisverwaltung Borken stellte die Landesinitiative KAoA – Kein Abschluss ohne Ausbildung vor, die die berufliche Orientierung der Schülerinnen und Schülern unterstützen soll.

Alle Vorträge regten zu lebhaften Diskussionen unter den Teilnehmern an. „Es gab heute viele Interessante Anregungen“, so die einhellige Meinung der Personalverantwortlichen am Ende der Veranstaltung.

wfc-Jahresgespräch: Positive Entwicklung im Kreis birgt auch Herausforderungen

Ein erneuter Höchststand an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, im elften Jahr in Folge die niedrigste Arbeitslosenquote in NRW und ein weit vorangeschrittener Ausbau der digitalen Infrastruktur: Der Kreis Coesfeld hat 2018 seine überaus erfolgreiche Entwicklung fortgesetzt. „Das sind gute Nachrichten, aber auch große Herausforderungen für die Zukunft – vor allem, wenn der Fachkräftemangel nicht zum Wachstumshemmnis oder gar zum Problem werden soll“, sagte Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr am Montagnachmittag beim Jahresgespräch der wfc Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld GmbH.

Personalgewinnung rückt immer stärker in den Fokus

Mit neuen Angeboten hat die wfc deshalb bereits 2018 die Unternehmen auf die Herausforderungen in der Personalgewinnung aufmerksam gemacht. Die Initiative #einfach machen stellte gute, nachahmenswerte Beispiele für Personalarbeit im digitalen Wandel in den Fokus. In Kooperation mit Studierenden des Fachbereichs Arbeitspsychologie der WWU Münster fanden Studienbesuche in Unternehmen der Region statt, um gemeinsam frische Ideen für die Personalarbeit zu erarbeiten. Zusätzlich bot die wfc Workshops zur Verbesserung des Recruitingprozesses an, der sich zunehmend an Methoden und Prozessen des Onlinemarketings orientiert.

„Diesen Weg werden wir 2019 fortsetzen und den Unternehmen konkrete Hilfestellungen geben. Zusätzlich nehmen wir vor allem die jungen Fachkräfte in den Blick. Hier wollen wir mit dem Ausbau unseres Karrierenetzwerks Stay Local zeigen, wie attraktiv das Leben und Arbeiten hier im Kreis ist. Das im April gestartete Förderprojekt SAIL möchte mit innovativen Konzepten zur Azubi-Mobilität den Arbeitsweg optimieren oder ganz neue Erreichbarkeiten ermöglichen“, erklärte wfc-Geschäftsführer Dr. Jürgen Grüner.

Digitale Infrastruktur ist wichtiger Faktor

Der zweite wichtige Faktor für einen zukunftsorientierten Wirtschaftsstandort ist die digitale Infrastruktur. „Im Kreis Coesfeld gibt es dank des Engagements vieler Beteiligter einen weit ausgeprägten Zugang zum schnellen Glasfasernetz. Diese Ressource nutzen wir – als Vorreiter unter den Kreisen in Deutschland – für unsere kreisweite Digitalisierungsstrategie, um mit den Möglichkeiten, die der digitale Wandel bietet, das Leben für unsere Bürger weiter zu verbessern“, so Dr. Christian Schulze Pellengahr. Ein Baustein dafür ist auch der flächendeckende Ausbau des Mobilfunknetzes, den wfc und Kreis jetzt verstärkt in den Fokus nehmen.

„Die dauerhaft gute Beschäftigungslage im Kreis Coesfeld wirkte sich 2018 auch deutlich auf die Unternehmensgründungen und Unternehmensnachfolgen aus“, sagte Dr. Jürgen Grüner. „Wer hier gründet, macht dies häufig aus Überzeugung und nicht aus Mangel an Erwerbsalternativen. Das spiegelt sich nicht nur in der vergleichsweise hohen Zahl an Beratungen außerhalb des SGB-II-Kontextes, sondern auch in der Qualität der Geschäftsideen und Gründungskonzepte wider.“ Insgesamt leisteten die beiden Gründungsberater der wfc 177 Gründungsberatungen in 2018, 17 mehr als im Vorjahr. Um der angespannten Nachfolgesituation im Kreis Coesfeld zu begegnen, hat die wfc 2018 ihr Veranstaltungs- und Beratungsangebot in diesem Bereich stark ausgebaut und setzt 2019 hier ebenfalls einen Schwerpunkt.

Viele Angebote im Bereich „Technologie und Innovation“

Vielfältig und umfassend war 2018 auch das Angebot im Bereich „Technologie und Innovation“ mit insgesamt 114 Beratungen, Veranstaltungen, Netzwerk- und Projektterminen sowie Treffen mit den Hochschulpartnern. Ein wichtiges Thema in 2018 und den nächsten Jahren ist die bessere Vernetzung von digitalen Startups und Unternehmen im Kreis. Neben einem gut besuchten, zweitägigen Kongress zum Thema ist im Herbst das Projekt „start.connect“ in Kooperation mit der WESt mbH (Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft Steinfurt) und der Fachhochschule Münster gestartet. Die kostenlose Plattform steht Unternehmen und Startups der Region offen. Sie können sich hier kennenlernen, austauschen und Kooperationen anbahnen – zur Entwicklung neuer digitaler Geschäftsmodelle, Produkte, Dienstleistungen und Lösungen.

Erfolgreich abgeschlossen hat die wfc in 2018 das Förderprojekt „Innovationsforum PUSH.3D-Druck“ und unter anderem mit elf Veranstaltungen in den vergangenen zwei Jahren mehr als 540 Unternehmen über das Thema informiert. Die Netzwerkarbeit zum 3D-Druck wird aber auch weiterhin fortgesetzt.

Weiterbildung gewinnt wieder größeren Stellenwert

Vor dem Hintergrund des digitalen Wandels hat 2018 die Weiterbildung der Beschäftigten an Stellenwert gewonnen. Die Zahl der Beratungen zu Bildungsscheck und Bildungsprämie stieg im Vergleich zu 2017 um 32 auf insgesamt 142 Fälle. Die durch das Angebot eingeworbenen Fördermittel erhöhten sich um 38.000 Euro auf 135.500 Euro.

Den gesamten Geschäftsbericht 2018 gibt es hier: Geschäftsbericht 2018

Erfolgreiche Premiere der WorkStudyContact bringt Unternehmen und Studierende offen ins Gespräch

Duzen oder siezen? Homeoffice – gewünscht oder nicht? Und flexible Arbeitszeiten, sind die mittlerweile ein Muss? „Personalleiter von Unternehmen, die auf der Suche nach Fachkräften sind, fragen sich häufig immer wieder dieselben Dinge ohne eine Antwort von denen zu erhalten, die sie ansprechen wollen. Studierenden auf der Suche nach Jobs geht es ähnlich“, erklärt Dr. Kirsten Tacke-Klaus, Projektleiterin der Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld GmbH (wfc).

Besser verstehen und Kontakte knüpfen

Mit einer neuen Form des Austauschs haben es sich die wfc und die FH Münster zur Aufgabe gemacht, das zu ändern: Beim WorkStudyContact darf jede Frage gestellt werden. „Wir möchten Studierende und Unternehmen in einem lockeren Rahmen miteinander ins Gespräch bringen, damit sie sich besser aufeinander einstellen können, aber auch erste Kontakte knüpfen“, erklärt Maike Giesbert, zuständig für Arbeitgeberkontakte der TAFH Münster. Diese Gelegenheit nutzten am Dienstagnachmittag bei der Premiere des Veranstaltungsformats bei der Parador GmbH in Coesfeld knapp 15 Unternehmen und ebenso viele Studenten.

Jede Frage ist erlaubt: Das neue Veranstaltungsformat WorkStudyContact bringt Studierende und Unternehmensvertreter in lockerer Atmosphäre zusammen. Foto: wfc

Schon die Führung durch die Laminat- und Vinylboden-Produktion zum Start machte eine Facette des Fachkräftemangels deutlich: Für die Produktion selbst sind nicht mehr viele Fachkräfte nötig, aber jemand muss die ganzen Abläufe und Maschinen konzipieren und konstruieren. Und genau dort herrscht der Mangel. Was also tun, um die Fachkräfte von sich zu überzeugen?

Persönliche Entwicklungsmöglichkeiten sind entscheidend

Die Meinung der Studierenden in der anschließenden Podiumsdiskussion mit Hanja Ostendorf (J.W. Ostendorf GmbH), Kristina Große Vogelsang (Parador GmbH) und Annette Timpe (MedSkin Solutions Dr. Suwelack AG) ist dazu relativ eindeutig: Neben Arbeitszeiten und Erreichbarkeit des Unternehmens sind die Entwicklungsmöglichkeiten der entscheidende Faktor. Die klassische Karriere immer weiter nach oben im Unternehmen ist dabei aber nur die eine Hälfte. Ebenso wichtig sind die Möglichkeiten, im Laufe der Zeit unter-schiedliche Bereiche und Aufgaben kennenzulernen und Projekte zu entwickeln. Und: Solange der Vertrag noch nicht unterschrieben ist: „Bitte Siezen.“ Das wahre die notwendige Distanz.

Deutlich wurde im anschließenden Austausch in Kleingruppen zu Praktika, Auslandsaufenthalten, Benefits und Bewerbung auch: Neben Jobmessen, in denen Studenten und Unternehmen in persönlichen Gesprächen schon einen ersten Eindruck voneinander bekommen können, läuft der Einstieg ins Berufsleben häufig über Praktika, Bachelor- und Masterthesis in Unternehmen und Projektarbeiten, die die Studenten durch die Kooperation zahlreicher Unternehmen mit der FH Münster übernehmen. „Die ideale Fachkräftebindung setzt aber nicht erst hier an, sondern beginnt schon in der Schule und in Sportvereinen“, erklärt Prof. Dr. Frank Striewe vom Institut für Technische Betriebswirtschaft der FH Münster. „Hier liegt noch eine Menge Potential – angefangen damit, dass die meisten Jugendlichen die Unternehmen im eigenen Ort nicht kennen.“

Unternehmensbesuch von Landrat und wfc-Geschäftsführer bei der Kleffmann Group in Lüdinghausen

Klassische, unabhängige Marktforschung im Agrarsektor weltweit ist seit mehr als 25 Jahren das Geschäft der Kleffmann Group in Lüdinghausen. Seit Herbst 2017 gehört noch ein zwei-ter, komplett digitaler Unternehmenszweig dazu: My Data Plant, ein Smart-Farming-Angebot zur effektiveren Bewirtschaftung von landwirtschaftlichen Nutzflächen. Über diese Angebote informierten sich jetzt Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr und wfc-Geschäftsführer Dr. Jürgen Grüner beim siebtgrößten Marktforschungsinstitut in Deutschland.

Effektive Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Nutzflächen

Die Software von My Data Plant nutzt Satellitenbilder, um die Biomasse der Pflanze und damit ihren Gesundheitsgrad zu bewerten. Die Bilder zeigen auch, wo der Boden zu nass oder zu trocken ist oder sich Schädlinge ausgebreitet haben könnten. All diese Informationen kann der Landwirt über einen Speicherstick an seine Landmaschine weitergeben, die entsprechend deutlich effektiver sät, düngt oder Pflanzenschutz ausbringt. Um diesen komplexen Service bieten und auf die ständig neuen Anforderungen reagieren zu können, welche diese digitale Dienstleistung mit sich bringt, beschäftigt Kleffmann unter anderem Geowissenschaftler und -informatiker.

„Im Kreis Coesfeld sind das nicht gerade gängige Berufe“, sagte Burkhard Kleffmann, CEO der Kleffmann Group. Personal zu gewinnen und dauerhaft zu halten, sei daher eine große Herausforderung für das Unternehmen. „Wir haben in den vergangenen Jahren viel unternommen, um die Attraktivität Lüdinghausens und des Kreises Coesfeld zu steigern, aber natürlich gibt es immer noch etwas Luft nach oben“, sagte Dr. Christian Schulze Pellengahr.

wfc unterstützt Unternehmen mit neuen Angeboten

Weitere Unterstützungsangebote von Kreis und wfc sind etwa die Entwicklung intelligenter Modelle zur Pendlermobilität, Infrastrukturen zur besseren Nutzung des Kreativitätspotentials der Region und das Angebot onboarding@muensterland zur besseren Wahrnehmung der Attraktivität des Kreises Coesfeld und des Münsterlandes insgesamt. „Alle Projekte stehen noch am Anfang. Deshalb suchen wir Betriebe wie die Kleffmann Group, die die Ideen mit uns ausprobieren wollen, um sie passgenau zu entwickeln“, sagte Dr. Jürgen Grüner.