Vereinbarkeit von Pflege und Beruf lohnt sich für Arbeitgeber gleich mehrfach

Netzwerktreffen stellt Möglichkeiten zur Entlastung von pflegenden Angehörigen vor

Eine bestmögliche Versorgung von Pflegebedürftigen, aber auch eine bestmögliche Entlastung von pflegenden Angehörigen: Darauf arbeitet die wfc Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld GmbH gemeinsam mit den anderen Wirtschaftsförderungen der Region sowie dem Netzwerk Gesundheitswirtschaft Münsterland e.V. im münsterlandweiten Netzwerk zur Vereinbarkeit von Pflege und Beruf hin.

Gut vorbereiten und passgenau unterstützen

Zwei Dinge sind dafür besonders wichtig, so das Fazit des jährlichen Netzwerktreffens am Donnerstag. Erstens: Eine möglichst gute Vorbereitung auf die Pflegebedürftigkeit, die alle Beteiligten häufig völlig unerwartet treffe. Zweitens: Eine passende Unterstützung durch die Arbeitgeber, wenn pflegende Angehörige berufstätig sind. Denn genau dieses Angebot fehlt oft – auch zum Nachteil für die Unternehmen. „Wenn eine Vereinbarkeit von Pflege und Beruf dauerhaft nicht möglich ist, kann es teuer für den Arbeitgeber werden, weil der pflegende Mitarbeiter am Arbeitsplatz nicht bei der Sache ist“, warnte Ann Christin Schneider vom Forschungszentrum Familienbewusste Personalpolitik in Münster. „Wenn die Pflege hingegen mit der Arbeit vereinbar ist und der Arbeitgeber passende Angebote macht, dann sinken Fluktuation und Personalkosten, aber auch Fehlzeiten und Krankheitstage, die aufgrund der Belastung durch die Pflege entstehen. Die Motivation dagegen steigt und auch im Recruiting ist das Unternehmen im Vorteil.“ Passende Angebote können etwa flexible Arbeitszeiten, Homeoffice oder eine zeitlich begrenzte Reduzierung der Stundenzahl sein.

Pflegekoffer nutzen, Pflegelotse etablieren

Um den richtigen Weg zu finden und die Beschäftigten möglichst umfassend zu unterstützen, bietet das Netzwerk zur Vereinbarkeit von Pflege und Beruf den Pflegekoffer mit umfassenden, stets aktuellen Info-Materialien und Ansprechpartnern zum Thema an. Noch einen Schritt weiter geht die Etablierung eines Beschäftigten als Pflegelotsen im Betrieb, der dann Vertrauensperson und erster Ansprechpartner zum Thema ist. „Doch auch hier gilt: Die besten Angebote nützen nichts, wenn die Mitarbeiter sie nicht kennen oder sich nicht trauen, sie in Anspruch zu nehmen“, erklärt Ann Christin Schneider. Die Kommunikation und regelmäßige Sensibilisierung für die Möglichkeiten sind daher ebenso wichtig wie eine Unternehmenskultur, in der die Nutzung sämtlicher Angebote zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf selbstverständlich sind.

Regelmäßig Schulungen und Infotermine anbieten

Ein Baustein dafür können regelmäßige Schulungen oder Infotermine zum Thema sein, wie sie beispielsweise die Hauswärts GmbH aus Coesfeld durch die Unterstützung einer Krankenkasse kostenlos anbietet. Das 2016 gegründete Unternehmen berät unabhängig zu den Möglichkeiten in der Pflege und unterstützt bei Organisation und Koordination von Pflege. „Oft ist Pflege immer noch ein Tabuthema. Man bereitet sich nicht darauf vor und ist dann schnell überfordert, wenn der Fall eintritt“, sagte Carsten Steverding, Inhaber der Hauswärts GmbH. Deshalb rät er zu einem Notfall-Ordner mit persönlichen Daten, einer Auflistung der Ärzte und bisheriger Krankenhausaufenthalte, Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung. Das Un-ternehmen hat zudem so genannte Pflegezimmer eingerichtet, in denen verschiedenste Hilfsmittel für Pflegebedürftige, aber auch für pflegende Angehörige ausprobiert werden können.

www.betrieblicher-pflegekoffer.de

Hier können Sie bei Interesse die Präsentationen zu den Vorträgen herunterladen:

Vortrag Ann-Kristin Schneider, Forschungszentrum Familienbewusste Personalpolitik, Münster

Vortrag Kolja Tobias Heckes, reges:BOR