Mit Geduld und guter Planung zur Unternehmensnachfolge

Lukas Schlütermann hat sich für eine Betriebsübernahme entschieden, um sein eigener Chef sein zu können

Einen eigenen Handwerksbetrieb zu führen: Diesen Wunsch hatte Lukas Schlütermann schon während seiner Ausbildung als Zimmermann. „Ich habe meinen Weg entsprechend geplant und frühzeitig meinen Meister als Voraussetzung dafür gemacht“, erzählt der Nordkirchener. Anfang des Jahres war es dann so weit: Lukas Schlütermann übernahm den Holzbaubetrieb Pieper in Datteln. Mit seinen 32 Jahren ist er nun Chef von 16 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – und hat sein Ziel erreicht.

Was dafür nötig war? „Vor allem Geduld und Zeit“, sagt Schlütermann und lacht. Zwei bis vier Jahre, mit so einer Zeitspanne sollte man schon rechnen, wenn man ein passendes Unternehmen zur Übernahme suche und örtlich nicht flexibel sei oder ein großer Zufall nachhelfe. Denn: In der Regel gehen Unternehmen, die einen Nachfolger suchen, nicht offen damit um – aus Angst, Kunden oder Beschäftige zu verlieren.

Glückstreffer in der nexxt-change Nachfolgebörse

Die nexxt-change Nachfolgebörse des Bundeswirtschaftsministeriums bietet deshalb die Möglichkeit anonymer Angebote und Gesuche. Hier wurde auch Lukas Schlütermann fündig. Die Handwerkskammer stellte dann den Kontakt zwischen ihm und Berthold Pieper her. „Es passte auf Anhieb: Struktur, Größe, Ausstattung, Gebäude – das war genau das, was ich mir vorgestellt hatte. Ein gesunder Betrieb mit dem ich mich identifizieren konnte und einer Arbeitsweise, die zu mir passte“, sagt Schlütermann.

Die Gespräche mit seinem Vorgänger Berthold Pieper wurden intensiver, ebenso wie die Gespräche mit der Bank und dem Berater, der Schlütermann bei der Übernahme unterstützte. „Der Vorteil einer Übernahme ist, dass Kunden und – im Handwerk besonders wichtig – die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schon da sind. Aber es ist eben auch ein deutlich höherer Kapitalbedarf nötig als bei einer Neugründung, bei der man erst einmal kleiner anfängt. Da muss jeder für sich entscheiden, was passender ist. Für mich war immer beides eine Option“, sagt der Nordkirchener.

Berater gibt nötige Unterstützung

Doch nicht nur die Suche, auch der Prozess der Übernahme erfordert eine Menge Zeit. „Rückblickend wäre es sinnvoll gewesen, schon in die allerersten Gespräche mit einem Berater zu gehen. Diese Unterstützung war für mich unglaublich wichtig. Aber hier gilt aus meiner Sicht das gleiche, wie beim Unternehmen, das man übernehmen möchte: Es muss passen. Man sollte mit dem Berater auf einer Wellenlänge sein. Er sollte sich in der Branche und bei den Fördermöglichkeiten gut auskennen, aber auch wirklich nur beratend tätig sein und nicht zu viel übernehmen, sonst kennt man sich selbst bei seinen Zahlen nicht aus“, erklärt Lukas Schlütermann.

In der Meisterausbildung des Handwerks lerne man natürlich das nötige kaufmännische Wissen, aber in der Praxis sei das ein Unterscheid – und zwar nicht nur bei einer Betriebsübernahme inmitten der Corona- und Holzkrise. „Durch die vielen Banktermine, die Kalkulationen und die Aufstellung des Businessplans hatte man einen guten Einstieg. Dennoch dauerte es seine Zeit bis ich mir auch im kaufmännischen Bereich eine Routine erarbeitet hatte“, so Schlütermann.

Übergangszeit mit bisherigem Inhaber

Unterstützung gab es zudem von Berthold Pieper, der seinen Nachfolger im ersten halben Jahr noch beratend zur Seite stand und auch künftig ansprechbar ist. Tochter Corinna Pieper managt zudem weiterhin das Büro. So bleibt für die Kunden und die Beschäftigten auch nach der Unternehmensübergabe vieles so, wie es war. „Und genau das, war mir wichtig“, erklärt Schlütermann. „Natürlich setze ich neue und andere Akzente, aber das große Ganze, das passt so, wie es ist. Dafür hat sich meine Geduld ausgezahlt.“

Beratung zur Unternehmensnachfolge

Allein zwischen 2018 und 2022 beschäftigten sich im Kreis Coesfeld nach Berechnungen des Instituts für Mittelstandsforschung mehr als 400 Betriebe mit der Unternehmensnachfolge – Tendenz steigend. Die wfc unterstützt – auch mit dem Projekt Gründergeist #Youngstarts Münsterland – potentielle Übergebende und Übernehmende dabei, zusammen zu finden, beantwortet Fragen und zeigt, welche Beratungsmöglichkeiten es gibt: https://wfc-kreis-coesfeld.de/existenzgruendung/beratung/unternehmensnachfolge-und-uebernahme/

Ihr Ansprechpartner
Thomas Brühmann