Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr zieht nach einem Jahr im Amt eine positive Bilanz

Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr zieht nach einem Jahr im Amt eine positive Bilanz

„Eine tolle Aufgabe”

 

Über sein erstes Jahr im Amt als Landrat des Kreises Coesfeld und seine Ziele für die kommenden Monate sprach Dr. Christian Schulze Pellengahr im Interview mit der wfc Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld und der Wirtschaft aktuell. Ein Interview von Anna Eckart und Anja Wittenberg

 

Herr Dr. Schulze Pellengahr, nun sind Sie seit rund einem Jahr Landrat des Kreises Coesfeld. Wie fällt Ihre Zwischenbilanz aus?

„Das Amt des Landrats ist eine tolle Aufgabe. Sie macht mir viel Freude, da ich mit vielen Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch komme, ihre Anliegen auf den Weg bringen und die Städte und Gemeinden im Kreis Coesfeld unterstützen kann. Auch meine Verknüpfungsfunktion zur Bezirksregierung und den Fachministerien in Düsseldorf finde ich sehr interessant. Darüber hinaus befinden wir uns aktuell in einer ganz spannenden Zeit mit dem Präsentationsjahr der Regionale 2016 auf der einen Seite und der Flüchtlingssituation auf der anderen Seite. Das sind Aufgaben, die jeden fordern, aber die wir Dank des großartigen Engagements der Akteure im Kreis Coesfeld sehr gut meistern werden – davon bin ich überzeugt.“

 

Mit welchen Zielen sind Sie das Amt angetreten?

„Eines der wichtigsten Themen, die ich angehen möchte, ist der Breitbandausbau. Der Kreis Coesfeld steht wirtschaftlich gut dar, daher ist es wichtig, in puncto Breitbandinfrastruktur Schritt zu halten. Zum einen müssen die Gewerbegebiete angeschlossen werden, zum anderen aber natürlich auch die Privathaushalte. Als Familienvater liegt mir darüber hinaus die Kinderbetreuung, insbesondere im U3-Bereich, am Herzen. Das Betreuungsangebot ist zwar in den vergangenen Jahren ausgebaut worden – aber wir stellen fest, wie schnell sich diese Situation überholen kann, insbesondere vor dem Hintergrund der Flüchtlingszahlen. Dadurch ist der Bedarf an Betreuungsplätzen noch einmal gestiegen. Ein weiteres spannendes Thema geht mit der Frage einher, wie sich die Kreisverwaltung noch bürgerfreundlicher aufstellen kann. Mir ist in diesem Kontext zum Beispiel wichtig, alle Mitarbeiter in sämtlichen Fachabteilungen für mehr Serviceorientierung und Transparenz gegenüber den Bürgern zu sensibilisieren. Das ist eine Daueraufgabe, bei der man mit allen Verantwortlichen am Ball bleiben muss.“

 

Nun kennen Sie die Arbeit in einer kommunalen Verwaltung durch Ihre Zeit als Bürgermeister der Stadt Velen bereits gut. Gab es Dinge, die Sie in Ihrem neuen Amt dennoch überrascht haben?

„Überrascht nicht unbedingt, aber Neuland war für mich in jedem Fall die Funktion als Chef der Kreispolizeibehörde. Damit hat man als Bürgermeister einer Kommune nämlich so gut wie gar nichts zu tun. Insofern war es eine tolle Erfahrung, mit auf Streife fahren zu dürfen. Ich konnte erleben, wie unsere engagierten Polizistinnen und Polizisten die durchaus schwierigen Situationen, mit denen sie in der heutigen Zeit konfrontiert werden, meistern.“

 

In den ersten Monaten haben Sie viele Unternehmen und Einrichtungen besucht. Welchen Eindruck haben Sie von der Wirtschaft im Kreis Coesfeld bekommen?

„Ich habe einen überaus positiven und sehr guten Eindruck von der Wirtschaft im Kreis Coesfeld. Bei meinen Firmenbesuchen bin ich auf sehr engagierte Unternehmer und Mitarbeiter getroffen. Daher ist es eigentlich auch kein Wunder, dass der Kreis Coesfeld mit seinen elf Städten und Gemeinden wirtschaftlich so gut dasteht. Die Unternehmer entwickeln ihre Betriebe mit Herzblut weiter. Auf der anderen Seite ist es daher auch selbstverständlich, dass sie umgekehrt hohe Anforderungen an die Akteure in den Städten und Gemeinden, aber auch auf Kreisebene, stellen. Insofern ist es immer hilfreich, wenn ich in meinen Gesprächen mit den Unternehmern mitbekomme, wenn etwas nicht richtig rund läuft, zum Beispiel bei der Genehmigung von Bauanträgen. Durch diese Feedbacks können wir unsere Verwaltung weiterentwickeln. Ein weiteres Thema, das die Betriebe im Kreis zunehmend beschäftigt, ist der Fachkräftemangel. Es wird immer schwieriger, qualifizierte Mitarbeiter oder motivierte Auszubildende zu finden. Gemeinsam mit unserer Wirtschaftsförderungsgesellschaft wfc entwickeln wir daher aktuell Möglichkeiten, wie Schüler und Unternehmen schon frühzeitig miteinander in Kontakt kommen.“

 

Nun ist die Wirtschaftsförderung nicht nur mit Blick auf die Fachkräftesuche, sondern auch für alle anderen Bereiche, die die Wirtschaft betreffen, ein wichtiger Faktor in der Arbeit des Kreises Coesfeld. Wie wollen Sie die Arbeit der wfc in Zukunft vorantreiben?

„Wir haben ein kleines Team in der Wirtschaftsförderungsgesellschaft, das wirklich sehr engagiert arbeitet und die Dinge vorantreibt. Aber es gibt sicherlich noch Bereiche, in denen wir uns noch intensiver aufstellen müssen. Einer davon ist die Gründerberatung. Dort wollen wir uns nun auch personell verstärken. Denn mit Blick auf die aktuellen Gründerzahlen hat der Kreis Coesfeld noch Luft nach oben. Klar ist aber auch, dass in Regionen wie unserer, wo es Vollbeschäftigung gibt und Unternehmen expandieren, der Reiz für eine Neugründung nicht so groß ist wie in konjunkturell schwächeren Kreisen. Ich glaube aber trotzdem, dass es noch Gründerpotenzial gibt. Wir wollen nun gemeinsam verstärkt Innovationen und den Unternehmergeist fördern.“

 

Welchen Stellenwert nimmt die Wirtschaftsförderung als Aufgabenbereich Ihres Amtes ein?

„Die Wirtschaftsförderung ist für mich ein ganz zentraler Punkt. Denn wenn es der Wirtschaft nicht gut geht, geht es letztlich auch den Städten und Gemeinden nicht gut. Daher arbeite ich mit der wfc zusammen, um die idealen Rahmenbedingungen für die Unternehmen zu schaffen. Der enge Austausch mit Dr. Jürgen Grüner als Chef der wfc und seinem Team ist von großer Bedeutung. Denn wenn wir der Wirtschaft keine Möglichkeit einräumen, sich zu entwickeln, rächt sich das irgendwann und geht zulasten der Attraktivität der Kommunen.“

 

Um sich wirtschaftlich gut entwickeln zu können, benötigen Unternehmen vor allem Platz. Wie sieht die Gewerbeflächensituation im Kreis Coesfeld zurzeit aus?

„Die elf Städte und Gemeinden verfügen zurzeit glücklicherweise über ein sehr breites Portfolio an Gewerbeflächen und sie haben kontinuierlich neue Flächen ausgewiesen, zum Beispiel im Gewerbegebiet Beisenbusch in Nottuln in direkter Lage an der A 43. Es werden praktisch für jeden Bedarf Gewerbeflächen bereitgehalten. Wichtig ist, dass die Städte und Gemeinden die kommunale Planungshoheit behalten und durch die Landespolitik nicht zu sehr eingeschränkt werden. Das war in der Vergangenheit eine heiße Diskussion. Unsere Kommunen müssen sich weiterhin gut entwickeln können – das hat bisher aber immer gut geklappt, auch dank einer engagierten Regionalplanung der Bezirksregierung.“

 

Ein weiterer wichtiger Standortfaktor, der den Kreis seit einiger Zeit beschäftigt, ist die Breitbandanbindung. Wie ist da der Status quo?

„Beim Breitbandausbau hat es in den vergangenen Monaten einen richtigen Schub gegeben, insbesondere in den Ortslagen. Die Verfügbarkeit der Breitbandinternetzugänge ist zufriedenstellend. Ich hätte mir aber gewünscht, dass die Anzahl der tatsächlichen Glasfaseranschlüsse noch höher ausfällt. Allerdings gibt es mit der Vectoring-Technologie einen alternativen Zwischenschritt auf dem Weg zur Breitbandinfrastruktur, der ebenfalls gut angenommen wird. Weiter ausgebaut werden müssen vor allem die Außenbereiche – da gibt es bereits ganz tolle Initiativen von Seiten der Bürger und Unternehmen, die zum Beispiel Leerrohre verlegt haben und so den Anschluss einzelner Höfe ermöglicht haben. Der Ansatz wird sich allerdings nicht überall eins zu eins übertragen lassen, weil die örtlichen Verhältnisse unterschiedlich sind. Daher hat die wfc im Schulterschluss mit den benachbarten Wirtschaftsförderungen das Thema in den Blick genommen, sodass die weißen Flecken möglichst zeitnah mit leistungsstarkem Internet versorgt werden können. Insgesamt stehen wir im Kreis Coesfeld im interkommunalen Vergleich aber gut dar.“

 

Welche Projekte wollen Sie in den kommenden Monaten angehen?

„2016 ist das Präsentationsjahr der Regionale 2016. Das heißt, die Projekte werden nun final abgestimmt und möglichst zeitnah umgesetzt. Ein Projekt, das der Kreis Coesfeld dabei begleitet, ist die Umgestaltung der Burg Vischering in Lüdinghausen im Rahmen der WasserBurgenWelt. Die Burg wird modernisiert und es wird zum nächsten Herbst eine neue Ausstellung eröffnet. Wir nehmen rund 9,5 Millionen Euro in die Hand, um diesen besonderen Ort erlebbar zu machen. Zudem wollen wir in den kommenden Monaten unser Klimaschutzkonzept vorantreiben und prüfen, wo noch Energieeinsparpotenziale schlummern. Die Ideen reichen von der Installation von Photovoltaikanlagen auf unseren eigenen Bestandsgebäuden bis hin zum Einsatz von Fahrrädern statt Dienstwagen.“

 

Durch Ihr Amt haben Sie einen vollen Terminkalender. Aber auch ein Landrat muss einmal verschnaufen – was machen Sie an einem freien Tag?

Meine freien Tage verbringe ich am liebsten mit meiner Familie. Unsere beiden Kinder sind fünf und sieben Jahre alt und immer begeistert, wenn wir zusammen etwas unternehmen. Momentan fahren wir viel Fahrrad oder sind im Schwimmbad unterwegs. Das ist ein schöner Ausgleich zur Arbeit und bringt Abstand zum Alltag.