Jochen Wilms , „Breitbandkoordinator“ des Kreises Coesfeld, spricht über das erste halbe Jahr in seinem Amt

 

Jochen Wilms, „Breitbandkoordinator“ des Kreises Coesfeld spricht über das erste halbe Jahr in seinem Amt

„Auf dem Weg zu 50 Prozent“

 

Schnelles Internet für den Kreis Coesfeld: Mit diesem Auftrag im Gepäck hat sich Jochen Wilms als „Breitbandkoordinator für den Kreis Coesfeld“ vor sechs Monaten an die Arbeit gemacht. Seitdem ist er Ansprechpartner für alle Fragestellungen zum Breitbandausbau und fungiert als Schnittstelle zwischen den Kommunen, Unternehmen, der Wirtschaftsförderung, Telekommunikationsdienstleistern, Stadtwerken sowie Bürgern und allen weiteren Beteiligten des Glasfaserausbaus. Im Interview erzählt der Wirtschaftsinformatiker über seine Arbeit als „Breitbandkoordinator“, über neue Projektansätze und über Herausforderungen im Berufsalltag.

 

In welche regionale Ausgangssituation sind Sie mit Ihrem Stellenantritt gekommen?

„Im Kreis Coesfeld haben wir im Breitbandausbau eine sehr hohe Dyna-mik. Insbesondere durch die Vorarbeit der lokalen Politik und der Wirt-schaftsförderung haben wir aktuell sieben Netzbetreiber, die zukunftsfähige Glasfasernetze errichten. Politik und Verwaltung verfolgen hierbei das sogenannte Infrastrukturziel: flächendeckende Glasfaser. Das Breitbandziel, welches die Bundesregierung formuliert hat, ist flächendeckend 50 Mbit/s im Download bis zum Jahr 2018 zu erreichen. Das reicht aber nicht für die anstehende Digitalisierung. Experten prognostizieren, dass wir im Jahr 2024 ca. 1.000 Mbit/s benötigen. Dies schafft im Wesentlichen nur die Glasfaser, die jedoch vielerorts neu verlegt werden muss. Diese Zielsetzung haben die Akteure im Kreis Coesfeld verstanden. Und das Engagement der letzten Jahre führt zu der Situation, dass wir nicht nur das Zwischenziel Breitband fast erreichen werden, sondern wir sind auch bei 40 Prozent derjenigen angelangt, die bereits die Möglichkeit eines Glasfaseranschlusses besitzen. Zum Vergleich: Deutschlandweit sind das nur sieben Prozent.“

 

Was hat sich in Sachen Glasfaser in der Region sonst noch getan?

„Wir haben zudem eine massive Ausweitung der Glasfaserprojekte im Außenbereich. Von 8.000 Adressen ist derzeit knapp ein Viertel in der Erschließung. In der Zeit seit ich als Breitbandkoordinator für den Kreis Coesfeld arbeite, sind davon allein anderthalb Tausend dazugekommen. Drei weitere Gewerbegebiete und mehrere Schulen werden in Kürze an das Glasfasernetz angeschlossen. Gleichzeitig schaffen wir die Grundla-gen, dass die öffentlichen Einrichtungen künftig Public W-Lan anbieten können. Damit wollen wir in Sachen Bürgerfreundlichkeit in der Region weiterhin in großen Schritten vorangehen. Und auch im Innenbereich geht es mit der Nachfragebündelung bspw. in Billerbeck maßgeblich voran, so dass wir uns den 50% Glasfaseranschlüssen mit großen Schritten nähern.“

 

Klingt nach einer spannenden Herausforderung in ihrem Berufsalltag …

„Mein Arbeitsalltag ist sehr vielschichtig. Es geht nicht nur darum, ein Konzept zu entwickeln und dieses dann umzusetzen, sondern die Glasfaser in allen Ortteilen und in den Außenbereichen auszubauen. Wir haben knapp 45 Ortsteile und bei jedem ist die Ausgangssituationen ein wenig unterschiedlich. Dann bedarf es einer individuellen Lösungsfindung vor Ort. Seit Mitte 2016 haben wir zudem die angesprochene hohe Dynamik im Außenbereich. Das heißt, die vier Jahre, in denen sich der Kreis Coesfeld um den Breitbandausbau bemüht, haben bisher insbesondere in den Ortslagen stattgefunden. In den Außenbereichen erreichen die Landwirte durch eine hohe Eigenleistung es dahingehend, die Außenbereiche attraktiv zu machen. Denn dadurch können die Netzbetreiber nun auch im Außenbereich aktiv werden. Da wird es nach aktuellen Hochrechnungen 120 Projekte geben, die von uns betreut werden.“

 

Welches Projekt ist Ihr persönliches Steckenpferd und warum?

„Als vierfacher Vater, von denen drei Kinder in der Schule sind, ist Glasfaseranbindung in Schulen ein absolutes Muss. Während meine Generation sich den Umgang mit digitalen Inhalten häufig selber beigebracht hat, wachsen unsere Kinder damit von Anfang an auf. Schule bietet den idealen, anleitenden und geschützten Raum für ein sinnvolles digitales Lernen. Hierfür werden Anschlüsse mit hohem Datendurchsatz benötigt. Im Kreis Coesfeld hat dies eine neue Dynamik bekommen und kann durch meine Kapazität verstärkt angegangen werden. Wir haben 43 Prozent der Schulen im Kreis mit Glasfaser erschlossen. Bei knapp 90 Schulen in der Region fehlen uns daher noch einige. Und hier begreife ich meine Aufgabe auch dahingehend, dass ich dazu beitragen kann, dass alle Schulen im Kreis Coesfeld, unabhängig vom Ort und vom Träger, die Möglichkeit haben, an der digitalen Bildung teilzuhaben. Zudem bringe ich durch meinen IT-Hintergrund eine gewisse technische Leidenschaft mit. Ich habe die Digitalisierung nie als Bedrohung gesehen, sondern eher als halbvolles Glas mit vielen Chancen.“

 

Welche weiteren Projekte stehen in den nächsten Monaten bei Ihnen auf der Agenda?

„Das Ziel ist am Ende des Tages flächendeckendes Glasfasernetz im Kreis Coesfeld. Die Schulen und Gewerbegebiete sollen alle vollständig erschlossen werden. Damit kann die Digitalisierung weiter vorangetrieben werden. Dabei wollen wir die Gewerbetreibenden weiterhin über das Thema Digitalisierung aufklären, um den Unternehmen die Wettbewerbsvorteile zu verdeutlichen und sie gleichzeitig bei möglichen Erweiterungen und Anpassungen ihrer Geschäftsmodelle zu beraten. Zudem möchten wir auch den Kommunen helfen. Das ganze Thema Smart City ist zwar ein großes Feld, aber im Kreis Coesfeld haben wir künftig ideale Bedingungen für extrem datenvolumige Anwendungen und das flächendeckend. Und hier ergeben sich spannende Herausforderungen, aber auch echte Chancen für die Zukunft, die durch die Glasfaserversorgung erst möglich sind.“

Das Interview führte: Anna Eckart (wfc)