Autor: Sabrina Becker

Environ Energy gewinnt ersten Gründungspreis Westmünsterland

Pacurion und Gut Feismann aus Nottuln auf den Plätzen 2 und 3

Mit ihrem ganzheitlichen Ansatz, erneuerbare Energien in Privathaushalten bestmöglich zu nutzen, hat die Environ Energy GmbH aus Heek den ersten Gründungspreis Westmünsterland gewonnen. Insgesamt hatten sich 27 Gründerinnen, Gründer und junge Unternehmen aus den Kreisen Borken und Coesfeld sowie der Stadt Haltern am See beworben. Bei der feierlichen Preisverleihung bei Tobit in Ahaus wurden die Pacurion GmbH aus Reken mit dem zweiten Platz sowie das Kinderhospiz Gut Feismann in Nottuln mit dem dritten Platz ausgezeichnet.

Die Wirtschaftsförderungsgesellschaften der Kreise Borken und Coesfeld haben gemeinsam mit der Sparkasse Westmünsterland den Gründungspreis Westmünsterland in diesem Jahr erstmalig verliehen. Künftig sollen erfolgreiche Gründerinnen und Gründer aus dem Westmünsterland alle zwei Jahre ausgezeichnet werden. Unterstützer des Preises sind die IHK Nord Westfalen sowie die Kreishandwerkerschaften Borken und Coesfeld.

Bühne und Unterstützung für junge Gründerinnen und Gründer

„Mit dem Gründungspreis Westmünsterland möchten wir mutigen, jungen Unternehmen, die mit ihren innovativen Ideen den Markt bereichern und den Wirtschaftsstandort stärken, eine Bühne geben und sie sprichwörtlich ‚ins Schaufenster stellen‘. Diese guten Beispiele sollen auch anderen Lust aufs Gründen machen und so den Gründergeist im Westmünsterland beleben“, sagte Dr. Daniel Schultewolter, Geschäftsführer der WFG für den Kreis Borken. „Die zahlreichen Bewerbungen, die wir von erfolgreichen Gründerinnen und Gründern aus den unterschiedlichsten Branchen erhalten haben, zeigen, wie stark die Gründungsszene in unserer Region bereits ist. Mit dem Preis wollen wir sie zusätzlich unterstützen“, fügte Dr. Jürgen Grüner, Geschäftsführer der wfc Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld, hinzu.

Insgesamt standen – nach dem Jury-Entscheid und dem Publikums-Voting – fünf Unternehmen im Finale des Gründungspreises Westmünsterland. Neben den drei Preisträgern waren dies die reanmo GmbH aus Bocholt und die NanoCoat GmbH aus Lüdinghausen. Alle fünf Unternehmen hatten sich den mehr als 100 Gästen bei der Preisverleihung in Fünf-Minuten-Vorträgen noch einmal kurz vorgestellt, dann startete die Vergabe der Preise.

Die NanoCoat GmbH aus Lüdinghausen – hier mit den Gründern Robert Gojani (l.) und Florian Chlupka (M.) – ist als Finalist des Gründungspreises Westmünsterland ausgezeichnet worden. Foto Gerrit Weddewer/www.welf-online.de
Die von den drei Brüdern Rene, Maurice und André Schlüß gegründete Reanmo GmbH aus Bocholt überzeugte als Finalist. Foto Gerrit Weddewer/www.welf-online.de

Geschäftsmodell von Environ Energy bietet großes Potential

Heiko Hüntemann, stellvertretendes Vorstandsmitglied der Sparkasse Westmünsterland und Jurymitglied, hob in seiner Laudatio für Preisträger Environ Energy hervor, welch großes Potential das Geschäftsmodell aus Sicht der Jury hat: „Die intelligente Steuerungssoftware Envi IQ, die Environ Energy entwickelt hat, ermöglicht es jedem Haushalt seine Energieeffizienz zu erhöhen und überschüssigen Strom aus Photovoltaik-Anlagen nicht nur zu speichern, sondern auch als Wärme zu nutzen. Bisher gab es solche Angebote nur für Quartiere und Gewerbegebiete.“ Envi IQ könne daher eine Marktlösung werden, die die Energiewende spürbar beschleunigen kann. Durch die Nutzung des erzeugten Stroms als Wärme werde zudem das Stromnetz entlastet.  

Mit dem 1. Platz beim Gründungspreis Westmünsterland ist das Gründungsteam der Environ Energy GmbH aus Heek, Christian Möllers, David Schmalacker und Damian Widenka (M.), ausgezeichnet worden. Foto Gerrit Weddewer/www.welf-online.de

Online-Plattform von Pacurion vereinfacht und beschleunigt den Markt für Paletten

Den zweiten Platz hat sich aus Sicht der Jury die Pacurion GmbH erarbeitet, weil sie es geschafft hat, einen großen, aber langsamen und ineffizienten Markt für Ladungsträger wie Paletten einfacher, effizienter und schneller zu machen. „Dank der von Pacurion entwickelten Online-Plattform werden Ladungsträger, die bisher teure Lagerkapazitäten in Anspruch genommen haben, wieder handelbar. Die Marktteilnehmenden sparen Zeit und Geld“, erklärte Dr. Ansgar Hörster, Kreisdirektor des Kreises Borken, in Vertretung für Landrat Dr. Kai Zwicker in seiner Laudatio. Kein Wunder, dass das Interesse an der Online-Plattform bei renommierten Unternehmen und Logistikpartnern groß sei.

Über Platz zwei freute sich die Pacurion GmbH aus Reken mit Co-CEO und Mitgründer Dominik Leufgen (M.). Foto Gerrit Weddewer/www.welf-online.de

Gut Feismann bietet Familien mit lebenszeitverkürzend erkrankten Kindern eine Auszeit

Gewinn, Umsatz und Wachstum spielen dagegen beim drittplatzierten Unternehmen keine Rolle. Carolin Feismann bietet mit ihrem tiergestützten Kinderhospiz auf dem Gut Feismann Familien mit lebenszeitverkürzend erkrankten Kindern Spiel-, Erlebnis-, aber vor allem auch Ruhemöglichkeiten, kurzum: eine Auszeit in einer schweren Zeit. „Dieses große Engagement im Dienst der anderen hat die Jury sehr beeindruckt“, erklärte Dr. Christian Schulze Pellengahr, Landrat des Kreises Coesfeld, in seiner Laudatio. Aber nicht nur das: „Zu Carolin Feismanns Engagement gehört auch, die GmbH durch die Vermietung von Immobilien auf dem Gut Feismann auf eine dauerhafte, solide Basis zu stellen und möglichst wenig auf Spenden angewiesen zu sein.“ Das habe die Jury ebenfalls überzeugt.

Carolin Feismann (3.v.l.) erhielt für ihr Unternehmen, das tiergestützte Kinderhospiz auf dem Gut Feismann in Nottuln, den dritten Platz beim Gründungspreis Westmünsterland. Foto Gerrit Weddewer/www.welf-online.de

Alle drei Preisträger erhalten neben der Auszeichnung einen für das Unternehmen produzierten Imagefilm. Der Sieger freute sich zusätzlich über die Verleihung der mit KI-Unterstützung im Westmünsterland designten Skulptur aus dem 3D-Drucker.

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Dr. Jürgen Grüner

Wirtschaft aktuell | Ausgabe 2/2024

Fachwissen zu aktuellen Themen, aber mit Blick auf die Besonderheiten und spezifischen Bedürfnisse der Unternehmen in der Region – das bietet die Zeitschrift „Wirtschaft aktuell“. Sie ist Plattform für alle relevanten Informationen und neuen Trends, Beispielgeber, Kooperationsförderer und zeigt die Ansprechpartner vor Ort.

In der zweiten Ausgabe 2024, die im Juli 2024 erschienen ist, geht es in der Titelstory um Digitales Marketing. Unternehmen aus der Region berichten, mit welchen Angeboten, aber auch mit welcher Unternehmenskultur sie ihre Beschäftigten motivieren und langfristig an sich binden. Außerdem stellt sich der Kreis Coesfeld als Wirtschaftsstandort vor.

Weitere aktuelle Themen sind unter anderem:

  • Jahresbilanz der wfc Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld
  • Doppelte Auszeichnung für Zauberzeug beim Innovationspreis Münsterland
  • Neue Projekte zur Nachhaltigkeit in Unternehmen und bei Gründungen
  • Digiscouts: Vorstellung der Azubi-Projekte und Anmeldestart zur neuen Runde
  • Deermann Zaunsysteme aus Dülmen hat eine Software zur Aufbereitung und Auswertung von Unternehmensdaten entwickelt

Link zur Ausgabe 2/2024

Fokus Innovation: Nachhaltiger, schneller und planbarer bauen

Die Ueding Modulbau GmbH verändert mit der Holzmodulbauweise die bekannte Art des Bauens

20 Badezimmer in einem Rutsch fertig stellen?! Auf der Baustelle gelingt das nicht, aber in der Produktionshalle der Ueding Modulbau GmbH in Billerbeck. Der Firmenname macht den Unterschied bereits deutlich: Ueding baut modular – und damit anders als andere Bauunternehmen. „Man kann es sich wie das Stapeln und Nebeneinander legen von Schubkästen vorstellen“, erklärt Geschäftsführer Manuel Ueding. Das Material, das das Unternehmen dafür benutzt, ist ebenfalls gleich: Holz.

Damit baut die Firma Ueding schon seit ihrer Gründung 1983. Neu ist die Modulbauweise. „Sie ist die konsequente Weiterentwicklung unseres Anspruchs, so viele Arbeiten wie möglich von der Baustelle in die Halle zu verlagern. Denn hier ist die Qualität der Ausführung einfach höher, es geht schneller, weil die Wege absolut kurz sind und wir unabhängig von der Witterung sind. All das bringt zudem eine deutlich höhere Planungssicherheit bei den Kosten mit sich. Aber – wie viele Innovationen – ist unser Holzmodulbau auch ein bisschen dem Zufall geschuldet“, erklärt Ueding mit einem Lächeln.

Ideal für Bürogebäude, Schulen und Hotels

Ein Auftraggeber, für den Ueding bereits in herkömmlicher Bauweise mit vorgefertigten Holzwänden und -decken ein Bürogebäude errichtet hatte, wollte ein ähnliches Gebäude noch einmal bauen lassen – und zwar möglichst schnell. „Das war der Anstoß, die Idee der Modulbauweise, die wir schon seit einiger Zeit mit uns herumgetragen hatten, auf die Straße zu bringen“, sagt Manuel Ueding. „Denn Bürogebäude, Schulen, Hotels, Studentenwohnheime und auch Flüchtlingsunterkünfte eignen sich ideal für den Modulbau, da sie in der Regel verhältnismäßig einfache und serielle Grundrisse haben.“ Bestätigung dafür hört man auch aus der Politik. So warb Bundesbauministerin Klara Geywitz zuletzt für serielles und modulares Bauen und nannte es ein Teil der Zukunft des Bauens.

In der Produktionshalle wird in den Modulen alles vorgefertigt, was anhand des Grundrisses Sinn macht. Das sind die Badezimmer und sämtliche Leitungen für Elektrik und Heizung. Wenn ein Modul später einen eigenen Raum bildet, werden auch Böden und Wände in der Halle fertig gestellt. Häufig sind es aber zwei bis drei Module, die einen Raum ergeben. „Dann kann es mehr Sinn machen, die Böden vor Ort zu verlegen“, erklärt Ueding. Das gelte auch für Flure: „Hier laufen alle Leitungen entlang. Da bringt die Vormontage nur wenig Vorteile.“

60 bis 70 Prozent schneller als herkömmliche Bauweise

Grundsätzlich könne das Unternehmen Module mit einer Breite von 4,60 Meter und einer Länge von 16 Metern herstellen. Praktikabler seien jedoch Breiten von ca. 3 Meter mal 7 Meter Länge. „In dieser Größe und mit ihrem Gewicht von 6 bis 7 Tonnen können wir die Module noch gut transportieren. Bei allem, was darüber hinaus geht, steigen Kosten und Aufwand für den Transport erheblich“, erläutert der Geschäftsführer. Aktuell liege der Anteil der Modulbauten an der Gesamtproduktion noch unter 20 Prozent. Das Segment wachse aber kontinuierlich, denn es hat laut Manuel Ueding noch zwei weitere Vorteile: nachhaltige Modulbauten lassen sich rückstandslos zurückbauen und wiederverwenden. Und die Gebäude können 60 bis 70 Prozent schneller als in der herkömmlichen Bauweise realisiert werden.

Das Holz, das die Ueding Modulbau GmbH verwendet, ist PEFC- und FSC-zertifiziert und stammt aus nachwachsender Fortwirtschaft. „Wenn es möglich ist, beziehen wir unser Holz aus dem Sauerland, um die Transportwege kurz zu halten. Alternativ kaufen wir zb. in Süddeutschland und Österreich ein“, erklärt Ueding. Grundsätzlich sei in Deutschland und Europa momentan genug Holz vorhanden, um den Gebäudebau damit weiter zu forcieren: „Aus meiner Sicht stehen wir mit der Holzmodulbauweise noch ganz am Anfang.“ Daher habe die Firma Ueding in eine neue, 16 Meter hohe Produktionshalle investiert. „Damit können wir unsere Produktionskapazitäten vervierfachen und dank eines integrierten Deckenkrans auch Module transportieren, die bis zu 25 Tonnen wiegen“, so Manuel Ueding.

Foto: Lanfer

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Sabrina Becker

Mehr Effizienz und Zufriedenheit durch datengesteuertes Arbeiten

Deermann Zaunsysteme entwickelt Business-Intelligence-Lösung für KMU

Ein System, das im Unternehmen nicht nur automatisch meldet, wenn sich im Workflow ein Problem abzeichnet oder es eine Verbesserungsmöglichkeit gibt, sondern auch direkt einen Lösungsvorschlag macht: Das ist die Vision von David Hericks, Geschäftsführer der Deermann Zaunsysteme GmbH in Dülmen.

Geschäftsprozesse mit Daten optimieren

Die meisten Schritte, die dafür notwendig sind, hat sein Unternehmen bereits gemacht – und dafür gemeinsam mit dem ehemaligen Mitarbeiter der M·SOFT Organisationsberatung GmbH aus Dissen und Mitbegründer von k.ai, Marc Lunte, eine Software entwickelt: k.ai E (Economics). Seit Januar 2024 steht die Software über die neu gegründete k.ai GmbH auch anderen Unternehmen zur Verfügung. Geschäftsführer sind David Hericks und Marc Lunte. Die Abkürzung k.ai steht für knowledge.analytics innovation und beschreibt damit, was hinter ihr steckt: Daten, die intelligent aufbereitet und ausgewertet, die Geschäftsprozesse übersichtlicher, effizienter und mitarbeiterorientierter machen.

Dabei stand am Anfang nur ein einfacher Gedanke: Digitalisierung muss doch mehr sein als Zettel in einen PC zu bekommen. Zwar gab es bei Deermann bereits ein Dokumentenmanagement- und ein Warenwirtschaftssystem und eine digitale Zeiterfassung, „doch wir haben erst Mitte 2022 angefangen, ein Prozessdenken einzuführen“, erklärt Hericks. „Die Effizienzsteigerung dadurch war deutlich und wir wollten mehr. Die Monteure, aber auch die Beschäftigten im Büro sollten so wenig Zeit wie möglich mit Bürokratie und Dateneingaben verschwenden müssen.“

Mehr Übersicht, mehr Vorteile

Damit alle Informationen unmittelbar und automatisch an den richtigen Stellen landen, wurden immer mehr Workflows eingerichtet und die Menge der zu verwaltenden Daten stieg. „Wir kamen sehr schnell an den Punkt, an dem wir merkten, dass wir mehr Übersicht brauchen. Wenn wir die Stellschrauben nicht sehen, können wir auch nicht an ihnen drehen“, so Hericks. Der Gedanke, eine KI zu integrieren, lag nahe. Doch die Daten sollten im Unternehmen bleiben. Tools wie ChatGPT kamen deshalb nicht in Frage. Gemeinsam mit Marc Lunteentwickelte Hericks deshalb eine schlanke, auf kleine und mittelständische Unternehmen zugeschnittene Business-Intelligence-Lösung. Für Einkauf, Verkauf, Lager und Controlling sind sämtliche Daten nun standardisiert in übersichtlichen Masken abruf- und auswertbar.

Für Deermann Zaunsysteme bedeutet dies, dass Projekte schneller abgerechnet werden können, die Liquidität höher, der Cashflow besser und die Zinszahlungen geringer sind. Angebote werden schneller erstellt und damit häufiger angenommen. Doch nicht nur deshalb ist die Auftragslage gestiegen: Aufträge werden schneller erledigt, weil alles für alle transparent ist, jeder sämtliche Informationen mit wenigen Klicks einsehen kann und entsprechend besser planen kann. „Früher konnten wir den Monteuren oft erst freitags sagen, dass sie ab Montag beispielsweise in Hamburg auf einer Baustelle sein müssen. Das hat zu hoher Unzufriedenheit und auch zu vermehrter Fluktuation geführt. Jetzt können wir den Monteuren in der Regel mit zwei Wochen Vorlauf sagen, wenn sie auswärts übernachten müssen – und haben so schon drei Beschäftigte wieder zurückgewonnen“, sagt Hericks.

Nächster Schritt: Verknüpfung mit KI

Dank der Verknüpfung mit einer KI meldet die Software bereits jetzt, wenn es beispielsweise eine Verzögerung gibt, etwas fehlt oder Ware nachbestellt werden sollte. Für den nächsten Schritt kommt der Bruder von David Hericks, der ebenfalls Mitbegründer von k.ai ist, ins Spiel: Jonas Bohn. Der Experte für Machine Learning, Deep Learning und KI arbeitet aktuell in seiner Doktor-Arbeit am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg an der Entwicklung und dem Training von KI-Modellen, um radiologische Auswertungen in der Krebstherapie zu verbessern und zu beschleunigen. Nach der Promotion wird er sich ab dem nächsten Jahr der Entwicklung und dem Training von k.ai widmen, damit die Künstliche Intelligenz künftig nicht nur zeigt, wo To-Dos sind, sondern auch Optimierungen anzeigt und Verbesserungsvorschläge geben kann.

www.kai-gmbh.de

Foto: David Hericks (l.) und Marc Lunte.
Fotoverweis: Jan-Marlo Sokolowski

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Sally Friedrich

Fokus Innovation: So einfach aufzuhängen wie ein Bilderrahmen

Die B. Lütkenhaus GmbH hat den (Zeit-)Aufwand beim Balkonbau drastisch reduziert

(von Thomas Aschwer) Zeit war gerade auch auf dem Bau schon immer Geld und damit knapp. Seit Jahren gibt es deshalb immer wieder Vorstöße, die Arbeitsprozesse zu optimieren – etwa durch komplette Wandelemente, schnell zu verlegende Deckenkonstruktionen, andere Heizsysteme oder Wände aus dem 3D-Drucker.

Wer durch die Region fährt, gewinnt schnell eine andere Erkenntnis. In vielen Fällen werden Ein- oder Mehrfamilienhäuser zumindest in weiten Teil noch immer so errichtet wie vor Jahrzehnten: Stein auf Stein. Gleiches gilt für Balkone. Oft setzen die Firmen auf die klassische Methode. Dabei ist viel Vorarbeit beim Gerüstbau erforderlich, bis die „Hilfskonstruktion“ fertig ist. Mit der Erfindung der Dülmener B. Lütkenhaus GmbH kann dieser Prozess deutlich beschleunigt werden.

Entwicklung mit der FH Münster

Zusammen mit einem Forscherteam der FH Münster hatten die Experten von Lütkenhaus nach einer Lösung gesucht, den Zeitaufwand beim Balkonbau drastisch zu reduzieren und zugleich eine Wiederverwertung des eigentlichen Balkons zu ermöglichen. Wer die geprüfte und abgenommene Lösung als 3D-Druck sieht, könnte auf den ersten Blick fast ein wenig überrascht sein.

Sie ist „überschaubar“, kann leicht von A nach B transportiert werden. Und aus der Sicht von Laien scheint sie alles andere als kompliziert zu sein. Denn sie gleicht ein wenig der Konstruktion von Bilderrahmen, die auf eine Schraube geschoben werden müssen, damit das Bild fest an der Wand hängt.

Dreieckige Metallkonstruktion verbindet Mauerwerk und Balkon

Zentrales Element der Lütkenhaus-Innovation ist eine dreieckige Metallkonstruktion, die zudem für eine 18 Zentimeter breite Fuge zwischen Mauerwerk und Balkonplatte sorgt. Sie ist durch eine Schraube mit dem Gebäude verbunden. Auf der anderen Seite ist eine „Aufnahme“, in die die Balkonplatte dank eines „Aufhängers“ – ähnlich wie beim Bild – eingeführt wird. Mit einer weiteren Schraube kann die Balkonplatte millimetergenau ausgerichtet werden.

Bei einer Auslage von rund 1,5 Meter werden die Systeme circa alle 75 Zentimeter eingebaut, bei rund 2,5 Meter alle 50 Zentimeter. So kompliziert sich das auf den ersten Blick anhören mag, so leicht und schnell funktioniert es nach Aussage von Marco Schuhmacher, Diplom-Ingenieur bei Lütkenhaus, in der Praxis. 15 bis 20 Balkone an nur einem einzigen Tag mittels eines Krans einzuhängen, sei kein Problem.

Weiterer Vorteil: Isolierung der Haus-Fassade muss für Balkon nicht unterbrochen werden

Firmenchef Ulrich Lütkenhaus verweist auf weitere Vorteile. Dank der Fuge zwischen Gebäude und Balkonplatte könne die Isolierung der Fassade durchgezogen werden – ohne dass es eine direkte Verbindung zum Balkon gebe. Das sei bei einer Demontage von großem Vorteil, weil beim Recycling der Balkonplatte nur Beton und Stahl getrennt werden müssen.

Natürlich sei es auch möglich, die Platte an anderer Stelle wieder einzuhängen. Erhebliche Arbeitskosten würden zudem dadurch gespart, weil für die Balkone keine Extra-Gerüste aufgebaut werden müssen.

Verdienter Lohn für den neuen Ansatz war die Nominierung für den Innovationspreis Münsterland. Zum Sieg hat es hier nicht erreicht. Aber zumindest wissen Bauherren und Unternehmen jetzt, dass es eine Alternative beim Balkonbau gibt.

Fotos: FH Münster/Katharina Kipp

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Sabrina Becker

Fokus Innovation: Nachhaltiger Sichtschutz mit Lebensraum für Tiere

Bei Tor- und Zaunbau Wedding kann eine kleine Idee eine große Wirkung bringen

Wann immer Robert Wedding in den vergangenen Jahren an mit Steinen gefüllten Gabionen vorbeilief oder -fuhr war sein Gedanke der gleiche: Warum geht es nicht nachhaltiger und natürlicher? Warum müssen ausgerechnet Steine zwischen den Stabmatten stecken?

Denn schließlich gehören die Stabmatten auch zu seinem Geschäft: Sein Schlosserei-Betrieb Tor- und Zaunbau Wedding fertigt, liefert und montiert Tor- und Zaunanlagen. Doch zunächst blieb der Gedanke nur ein Gedanke. „Bis wir auf unserem Hof in Nottuln selbst einen neuen Sichtschutz benötigten“, erzählt Wedding. Mindestens zwei Meter hoch und mindestens ebenso breit. Eine klassische Größe für Stein-Gabionen – und der Anstoß für Robert Wedding, eine nachhaltige Alternative zu entwickeln. Denn mit kleinen Veränderungen kann manchmal viel erreicht werden.

Holzschredder und Rindenmulch statt Steine

Statt mit Steinen sollten die Stabmatten mit Rindenmulch und Holzschredder gefüllt werden: „So entsteht ein Lebensraum für Tiere und nützliche Insekten. Jede Maus, jedes Insekt ist ein Gewinn für unsere Natur“, erklärt Wedding. „Damit Mulch und Schredder nicht herausfallen, müssen die Stabmatten engmaschiger als bei den herkömmlichen Gabionen sein.“ Robert Wedding suchte nach dem passenden Material – und begann mit Bau und Füllung. Erst Holzschredder, dann Rindenmulch, um zu testen, wie das Material wirkt.

Drei Erkenntnisse nahm Robert Wedding dabei mit: Beide Materialen sind gleichermaßen geeignet. Da sich Mulch und Schredder mit der Zeit verdichten, muss alle ein bis zwei Jahre etwas nachgefüllt werden. Deshalb sollte die Gabione oben offen oder zu öffnen sein. Und: Der natürliche Inhalt bringt nicht nur Sichtschutz, sondern auch einen deutlichen Lärmschutz, da das Material sehr gut Lärm absorbiert. „Im öffentlichen Bereich an Autobahnen oder stark befahrenen Straßen ist das ein großer Vorteil im Vergleich zur Steingabione. Außerdem findet Graffiti auf den nachhaltigen Gabionen keinen Halt“, erläutert Wedding. Natürlich sei auch die biologische Wertigkeit im Vergleich zur Steingabione deutlich höher.

Viele Möglichkeiten der Gestaltung

Weddings Idee, die nachhaltige Gabione über sein Unternehmen zu vertreiben, blieb jedoch im Alltagsgeschäft stecken, ebenso die Überlegung, ein Patent beziehungsweise Musterschutz anzumelden. „Als dann der Aufruf für den Innovationspreis Münsterland 2023/24 kam, nahm ich das als neuen Anlauf und bewarb mich in der Kategorie Klein und pfiffig. Das passt doch genau dazu“, erklärt er mit einem Lachen. „Es wäre schön, wenn künftig weniger Stein-Gabionen und mehr natürliche Gabionen in den Gärten stehen würden.“

Es seien noch so viele Möglichkeiten denkbar: Kurze Stäbe, die aus der Gabione herausragen und Sitzplätze für Vogel bieten. Nistkästen oder Insekten-Hotels, die eingebaut werden können. Muster in der Befüllung, wie zum Beispiel Hausnummern oder Firmenlogos, die durch die unterschiedlichen Farben von Mulch, Spänen und Schredder bei der Befüllung erzeugt werden könnten…

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Sabrina Becker

Fokus Innovation: Wenige Klicks statt vieler Schritte

WESLINK GmbH entwickelt Tool zur zentralen Steuerung von Wärme und Kälte in Großküchen und im Medizinbereich

Die offenstehende Tür eines Medizinkühlschranks, die sofort bemerkt wird. Der Temperaturabfall im Kühlraum mit Lebensmitteln, der direkt sichtbar ist. Die Möglichkeit, die Temperatur oder die Startzeit bei beliebig vielen Induktionsgeräten zum Erwärmen von Essen gleichzeitig zu ändern: Wenn es um komplexe Technik geht, ist manchmal neben der Idee an sich, die Bündelung der Daten, die benutzerfreundliche Gestaltung und einfache Anwendbarkeit eine genauso wichtige Innovation. Die WESLINK GmbH aus Coesfeld hat mit Kibi Scada deshalb ein Tool entwickelt, das Kühlräume, Kühl- und Induktionsgeräte aller Hersteller übersichtlich anhand verschiedener Parameter überwachen und steuern kann.

Zeitpunkt und Temperatur zur Essenserwärmung mit wenigen Klicks ändern

Der Anstoß dafür kam aus der direkten Nachbarschaft, der Coesfelder Hupfer Metallwerke GmbH & Co. KG. Der Hersteller und Anbieter von Großküchen- und Sterilgut-Geräten suchte zunächst eine Software, um seine Induktionsgeräte, die Essen unter anderem in Krankenhäusern und Schulen passgenau und servierfertig erwärmen, von einer zentralen Stelle aus individuell ansteuern kann. „Konkret bedeutet dies, dass in einem Krankenhaus auf jeder Station und in jedem Induktionsgerät die Temperatur und die Startzeit über ein Tool zentral gesteuert werden können. Wenn die Geräte auf Station 13 heute zum Beispiel 15 Minuten später starten sollen, ist das mit wenigen Klicks erledigt. Wenn alle Geräte die Temperatur um drei Grad senken sollen, weil Gemüse statt Fleisch erwärmt werden soll, sind das ebenfalls nur wenige Klicks “, erklärt Christofer Weßeling, Geschäftsführer der WESLINK GmbH. „Die Alternative wäre, dass jemand von Gerät zu Gerät geht und es per Hand einstellt. An der Uniklinik Tübingen, wo die Induktionsgeräte zum Beispiel im Einsatz sind, wären es um die 90 Geräte auf verschiedenen Stationen in mehreren Gebäuden.“

Christofer Weßeling, Geschäftsführer der WESLINK GmbH, mit dem Sensor, der für die Messungen in die Kühlgeräte und -räume gelegt wird. Foto Friederike Rudzicki/WESLINK GmbH

Alarm, Dokumentation und Auswertung sind ebenfalls integriert

Ein Aufwand, der kaum zu leisten wäre. Daher war der Schritt von der Wärme- zur Kältesteuerung bei der Weiterentwicklung des Tools naheliegend: Auch bei Kühlschränken und -räumen bringt eine zentrale Steuerung, die selbst aus dem Homeoffice heraus möglich ist, viele Vorteile. Doch in dem Tool – und das gehört zur Innovation – ist benutzerfreundlich noch viel mehr integriert:

  • eine automatische Meldung per Signal, Mail oder Anruf durch eine KI-Assistenz, wenn eine Tür nicht richtig geschlossen ist oder es während eines bestimmten Zeitraums, der individuell definiert werden kann, eine Veränderung in der Temperatur oder der Luftfeuchtigkeit gibt.
  • eine automatische Dokumentation von Temperatur und Luftfeuchtigkeit, die beispielsweise Kindergärten und Schulen dem Gesundheitsamt regelmäßig vorlegen müssen und dies nun auf Knopfdruck können.
  • eine Auswertung der Temperaturkurven, die zeigen, wann beispielsweise eine Lüfter-Reinigung nötig ist oder bald ein Ersatzteil benötigt wird.

„Gerade bei Medikamenten und Blutkonserven, aber auch bei verderblichen Lebensmitteln ist die vorausschauende Wartung ein großer Vorteil, weil man den Ausfall erkennen kann, bevor er eintritt – und so nichts verdirbt“, erklärt Weßeling. Ein weiterer Pluspunkt der zentralen Steuerbarkeit und Auswertung: Der CO2-Verbrauch sinkt, weil Abweichungen von Temperaturen und ein damit ein möglicher höherer Stromverbrauch sofort auffallen und Temperaturen schnell angepasst werden können, wenn sich der Inhalt der Kühlgeräte und -räume verändert.

Ein Blick auf die Oberfläche des Kibi-Scada-Tools.

Eigener Senor macht Technik unabhängig vom Hersteller

Die Messungen erfolgen über einen kleinen Sensor, der in die Kühlgeräte und -räume gelegt wird. So arbeitet Kibi Scaba unabhängig von den Herstellern, denn aktuell hat noch fast jeder Hersteller eine andere Schnittstelle.

Dass Temperaturveränderungen, Messungen verschiedener Werte, deren Auswertung und aktive Benachrichtigungen in einem Tool möglich und einfach zu handhaben sind, war eine intensive Herausforderung für WESLINK. „Alle Bausteine gab es bereits am Markt, jedoch nur einzeln. Wir haben eineinhalb Jahre daran getüftelt, dass alles zusammen funktioniert und einfach einzubinden und auszuwerten ist“, erklärt Weßeling. „Dafür war viel Kreativität notwendig – und die Entwicklung geht immer weiter.“

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Fokus Innovation: Eine Idee zieht Kreise

Metalltechnik Herrendorf hat eine mobile Lastenradbox entwickelt, die im ganzen Kreis Coesfeld gefragt ist

(von Karim Laouari) Von Nordkirchen bis ins rund 7000 Kilometer entfernte North Dakota: Die unscheinbare Produktionshalle von Metalltechnik Herrendorf in der Schlossgemeinde mag vielleicht auf den ersten Blick unscheinbar daherkommen, aber das Unternehmen ist weltweit wegen seiner Expertise in der Metallverarbeitung gefragt. Zu den Kunden gehören große Player wie Daimler Truck, Rolls Royce, Siemens und Lufthansa. Firmengründer und Geschäftsführer Dirk Herrendorf zählt diese Namen mit hörbarem Stolz auf. „Alles, was Rang und Namen hat“ sei vertreten, sagt Herrendorf. Seit 2017 produziert das Unternehmen in Nordkirchen. Vorher war Herrendorf 15 Jahre lang in Werne.

Lastenradbox ist seit April 2022 im Einsatz

Ein Grund für den Erfolg des Unternehmens ist seine Fähigkeit, individuelle Lösungen zu erarbeiten und manchmal auch komplett neue Sparten zu eröffnen. Ein Beweis dafür findet sich nicht weit weg vom Produktionsstandort – genauer gesagt im Wohngebiet Rosenstraße-West. Seit April 2022 kann dort jede und jeder eines von insgesamt drei öffentlichen E-Lastenfahrrädern ausleihen. Gelagert werden die Räder in wetterfesten Metallboxen, die Dirk Herrendorf und sein Team speziell für diese Nutzung entworfen, angefertigt und in ihnen ein paar Kniffs untergebracht haben.

Während andere Kommunen individuelle Förderungen für den Kauf von Lastenrädern anbieten, wollte die Gemeinde Nordkirchen 2020 einen anderen Weg gehen. „Statt nur eine Handvoll Familien zu unterstützen, wollten wir ein Angebot schaffen, das möglichst viele Menschen in Nordkirchen, Südkirchen und Capelle nutzen können“, erklärt Manuel Lachmann, Leiter des Fachbereichs Bauen, Planung, Umwelt der Gemeinde Nordkirchen. Gemeinsam mit Klimaschutzmanagerin Janine Eßmann hat er die Lastenrad-Ausleihe in dieser Form konzipiert.

Dirk Herrendorf hat die Lastenradbox mit nachhaltiger, autarker Stromversorgung auf Initiative der Gemeinde Nordkirchen entwickelt. Foto Karim Laouari/ Gemeinde Nordkirchen

„Und dann haben wir so ein Ding einfach mal gemacht“

Die Gemeinde stellte ihre Idee für eine Lastenradbox Dirk Herrendorf vor. Die Anforderung dabei war: Wenn Räder für jeden ausleihbar sein sollten, mussten sie sicher verstaut werden können. Das Unternehmen ist zwar vor allem auf Schallschutzkabinen spezialisiert. Bei der Anfrage der Gemeinde war Herrendorfs Interesse trotzdem direkt geweckt. „Und dann haben wir so ein Ding einfach mal gemacht“, fasst Herrendorf die nachfolgenden Schritte lapidar zusammen. Etwas ausführlicher erklärt er es dann aber im Anschluss doch.

Die Metallboxen sollten nicht nur das Fahrrad selbst beherbergen, sondern auf der Rückseite auch Platz für einen größeren Akku und Elektrotechnik bieten. Durch ein Photovoltaik-Modul auf dem Dach der Box wird der in die Box integrierte Stromspeicher geladen. Damit lässt sich der Akku des Elektro-Lastenrads zwei- bis dreimal vollständig aufladen. Außerdem ist die Box dadurch nicht an einen festen Stromanschluss gebunden und kann – bei Bedarf – an einen anderen Platz versetzt werden.

Ausleihe mit wenigen Klicks per App

Während Herrendorf die Fahrradgarage baut, kommt die Elektrotechnik ebenfalls aus der Gemeinde, vom Südkirchener Betrieb H + V Energietechnik GmbH & Co. KG. Gebucht und geöffnet wird die Box schließlich per App. Die stellt der Ahauser Entwickler Tobit mit Chayns bereit. So wird die Lastenrad-Ausleihe mit wenigen Klicks denkbar einfach.

Nach rund zwei Jahren Betrieb in Nordkirchen gehören die Lastenräder mit dem auffälligen Gemeinde-Logo vor allem bei schönem Wetter fest zum Ortsbild. Gerade junge Familien nutzen die drei Fahrräder gerne für Ausflüge.

Und auch für Metalltechnik Herrendorf ist die Lastenrad-Box zum Erfolg geworden. Inzwischen hat das Unternehmen die 23. Box aufgestellt. Zu den Abnehmern gehören unter anderem die Städte Dülmen, Olfen, Coesfeld und die Gemeinden Ascheberg und Senden.

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Sabrina Becker

Finalisten für den ersten Gründungspreis Westmünsterland stehen fest

5 von 27 Bewerberinnen und Bewerber dürfen auf die Auszeichnung hoffen

Sie haben nicht nur bei der Jury des Gründungspreises Westmünsterland gepunktet, sondern auch beim Publikumsvoting – und gehören nun zu den Finalisten bei der ersten Verleihung des Gründungspreises Münsterland. Fünf Gründerinnen, Gründer und junge Unternehmen aus den Kreis Borken und Coesfeld, die ihre Ideen konsequent und erfolgreich umgesetzt haben, dürfen jetzt auf den Sieg hoffen.

Bei der feierlichen Preisverleihung am 26. August im Tobit-Cave in Ahaus stellen die fünf Finalisten sich und ihre Ideen noch einmal vor und fiebern dann der finalen Auszeichnung entgegen.

Der Gründungspreis Münsterland wird in diesem Jahr erstmals von den Wirtschaftsförderungsgesellschaften der Kreise Borken und Coesfeld gemeinsam mit der Sparkasse Westmünsterland vergeben. Unterstützer sind die IHK Nord Westfalen sowie die Kreishandwerkerschaften Borken und Coesfeld.

Zu den Finalisten gehören (in alphabetischer Reihenfolge):

Environ Energy GmbH (Heek)

Das Unternehmen plant und vertreibt erneuerbare Energien mit ganzheitlichen Energiekonzepten über die einzelnen Gewerke hinaus. Ziel ist es, die bestmögliche Nutzung der Umweltenergie über die Sektoren hinweg zu erreichen. Dabei dient der innovative Energiemanager Envi IQ als Alleinstellungsmerkmal und Herzstück des ganzheitlichen Energiesystems und übernimmt die Steuerung der angeschlossenen Anlagen. Dadurch können der Eigenverbrauch des selbstproduzierten Stroms erhöht und dynamische Strompreistarife realisiert werden.

Gut Feismann gGmbH (Nottuln)

Einen Ort für stationäre, tiergestützte Kinderhospizarbeit hat Carolin Feismann 2021 mit ihrem gemeinnützigen Unternehmen geschaffen. Auf einem dafür umgebauten Hof mit vielen Tieren und Spielmöglichkeiten bietet sie mit ihrem Team Familien mit lebenszeitverkürzt erkrankten Kindern Auszeiten und Sterbebegleitung an. Familien stillgeborener Kinder finden hier zudem Trauerbegleitung.

Nanocoat GmbH (Lüdinghausen)

Das Unternehmen bietet hochwertige Pulverbeschichtungen an, die mit einer Anlage auf dem neuesten Stand der Technik sehr energiesparend produziert werden können. Damit hebt NanoCoat sich von den Mitbewerbern ab und füllt eine Marktlücke. Die gesamte Technologie ist zudem so ausgebaut, dass bereits heute zu 98 Prozent CO2-neutral produziert werden könnte.

Pacurion GmbH (Reken)

Die Gründer haben eine digitale Handelsplattform für Ladungsträger wie beispielsweise Paletten entwickelt. Unter anderem durch den Einsatz künstlicher Intelligenz ist es das Ziel der Pacurion GmbH, den wenig digitalisierten und standardisierten Handel mit Ladungsträgern effizienter zu gestalten. Das Geschäftsmodell sieht vor, dass Umsätze allein durch eine Handelsmarge erzielt werden. Die Nutzung der Plattform an sich ist für Käufer wie Verkäufer kostenfrei.

Reanmo GmbH (Bocholt)

Drei Brüder unterstützen mit ihrer Gründung Unternehmen bei der digitalen Transformation beziehungsweise der Erstellung von innovativen Software-Applikationen. Kern des Erfolgs ist das Full-Service-Development-Team, das digitale Projekte von der Konzeption bis zur Umsetzung realisiert. Dies geschieht auf Grundlage einer agilen Entwicklungsmethodik mit starker Stakeholder-Anbindung. 

„Die Qualität und Vielfalt der eingegangenen Bewerbungen bei der Erstauflage dieses Preises hat uns sehr beeindruckt. Zugleich spiegeln sie den für unsere Region so typischen Unternehmergeist wider, der zukunftsorientiert auf zeitgemäße Technologien und Strategien ausgerichtet ist und so belegt, dass die Transformation unserer Wirtschaft gelingen wird“, erklärt Heiko Hüntemann, Jurymitglied und stellvertretendes Vorstandsmitglied der Sparkasse Westmünsterland, nach Sichtung der Bewerbungen und der Bekanntgabe der Finalisten.

„Der große Zulauf und die eingegangenen Bewerbungen bestärken uns in unserer Entscheidung, jungen Unternehmen im Westmünsterland ein Schaufenster für mehr Sichtbarkeit zu bieten. Die Finalisten sind Mutmacher und Inspiration für Gründungsinteressierte und unsere künftigen Start-Ups, die bei uns ein hervorragendes Gründungsklima finden und viele Unterstützungsangebote nutzen können“, betont Dr. Daniel Schultewolter, Geschäftsführer der WFG für den Kreis Borken. Sein Kollege Dr. Jürgen Grüner, Geschäftsführer der wfc Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld, fügt hinzu: „Neugründungen sind und bleiben für unsere Wirtschaft eine Frischzellenkur. Alle fünf Finalisten stehen für Mut, den richtigen unternehmerischen Geist und haben mit ihrem Fachwissen und ihrem Engagement schon erste beachtliche Erfolge erzielt.“

Über den Gründungspreis Westmünsterland

Mehr Aufmerksamkeit für GründerInnen im Westmünsterland, mehr Aufmerksamkeit für die Chancen von Gründungen an sich: Das möchten die Wirtschaftsförderungsgesellschaften der Kreise Borken und Coesfeld gemeinsam mit der Sparkasse Westmünsterland schaffen. Die Partner haben mit Unterstützung der IHK Nord Westfalen sowie der Kreishandwerkerschaften Borken und Coesfeld Ende 2023 erstmals den „Gründungspreis Westmünsterland“ ausgelobt. Nach der Jurysitzung durch die Jury-Mitglieder, Dr. Jürgen Gründer (wfc), Dr. Daniel Schultewolter (WFG), Heiko Hüntemann (Sparkasse Westmünsterland), Sven Wolf (IHK Nord Westfalen), Daniel Janning (Kreishandwerkerschaft Borken), Prof. Dr. Tatjana Oberdörster (Westfälische Hochschule), Birgit Maria Roscyk (NRW.BANK), Ulrich Müller (Kreishandwerkerschaft Coesfeld) und Prof. Dr. Sue Rossano-Rivero (Hochschule Niederrhein) und dem Publikumsvoting wird der Preisträger auf der Preisverleihungsveranstaltung mit dem Gründerpreis Westmünsterland ausgezeichnet. Der Gewinner des Gründungs­preises West­münster­land erhält nicht nur die Trophäe, sondern auch ein professionelles Filmporträt seines Unternehmens, spezifische Vorteile wie Weiterbildungs-, Beratungs- und Marketing-Gutscheine sowie Mentorenschaften, die helfen, das eigene Unternehmen weiterzuentwickeln und weiter am Markt zu etablieren.

Ihr Ansprechpartner
Thomas Brühmann

Fokus Innovation: Nachhaltiger Klinker aus Produktionsresten

Hagemeister nutzt das Umdenken in der Gesellschaft, um alle Ressourcen zu verwerten

Technisch wäre die Innovation der Hagemeister GmbH & Co. KG schon vor vielen Jahren möglich gewesen. Doch nicht immer geht es allein um die Idee. Es braucht auch den richtigen Zeitpunkt. Denn das Nottulner Klinkerwerk stellt Klinker aus den Überresten seines Produktionsprozesses her: aus Klinkern, die beim Trocknen oder Brennen Risse bekommen haben, und aus Klinker-Rohstoff, der zwischen der Produktion von zwei Sorten in der Anlage war und als Ausschuss gilt, weil er nicht die genau vorgegebene Farbe hat. Der Name: Upcyclingbrand-Klinker. Die Nachfrage seit der Markteinführung vor rund drei Jahren: kontinuierlich steigend.

CO2-Fußabdruck rückt immer mehr in den Blick

„Jeder merkt, wie sich die Welt verändert – und wie damit die Anforderung steigt, auf seinen CO2-Fußabdruck zu achten und Ressourcen effizient zu nutzen“, erklärt Johannes Beusker, Leiter Marketing und Produktmanagement bei Hagemeister, den ersten Impuls. „In unserem Fall bedeutet das unter anderem, Ressourcen möglichst so zu verarbeiten, dass kein Ausschuss entsteht. Genau das erreichen wir mit unserem Upcyclingbrand-Klinker.“

Der Markt dafür ist seit kurzem da – vor allem im öffentlichen Sektor. „Besonders bei diesen Bauherren haben wir in den vergangenen zwei Jahre deutlich gemerkt, dass ein Umdenken eingesetzt hat. Neubauten sollen möglichst grün und nachhaltig sein. Mit dem Upcyclingbrand-Klinker setzen wir die Ressourcen nicht nur absolut effizient ein, sondern sparen auch 20 Prozent CO2 im Vergleich zur herkömmlichen Produktion ein – unter anderem, weil der Rohstoff ja schon bei uns vor Ort ist, nicht mehr antransportiert werden muss und bereits eine fein aufbereitete, verarbeitungsfähige Qualität besitzt.“

Farben der Upcyclingbrand-Klinker variieren

Ohne den neuen Fokus auf Nachhaltigkeit im Bausektor hätte der Upcycling-Klinker vermutlich kaum eine Chance. Denn: „Anders als bei normalen Klinkern, die durch die genaue Anmischung der Rezeptur und die entsprechende Brennkurve immer eine identische Farbe haben, variieren die Farben bei den Upcyclingbrand-Klinkern – auch wenn der Grundton durch die Mischung immer bräunlich ist“, erklärt Beusker. „Die Bereitschaft, dies zu akzeptieren oder sogar als individuelles Gestaltungsmerkmal zu sehen, gibt es bei Architekten und Bauherren noch nicht lange.“   

Aktuell liegt der Anteil des Upcyclingbrand-Klinkers bei 5 Prozent der Gesamtproduktion von Hagemeister. Grundsätzlich ist alles im einstelligen Prozentbereich möglich – so viel Ausschuss entsteht in der Regel bei den beiden Komponenten. Beide werden auf dem Gelände des Unternehmens gelagert. Einmal im Jahr kommt für zwei bis drei Wochen eine große Brechmaschine auf den Hof und verarbeitet den Brenn-Ausschuss, der auf drei unterschiedliche Farb-Haufen vorsortiert ist, zu feinem Ziegelgranulat.

Herausforderung: Passendes Mischverhältnis und Brennkurve finden

„Um den Upcyclingbrand-Klinker herzustellen, benötigen wir neben dem gemahlenen Brenn-Ausschuss den Klinker-Rohstoff, der beim Sortenwechsel in der Produktion übrigbleibt. Denn der ist noch nicht gebrannt“, erklärt Beusker. Bei der Entwicklung des neuen Klinkers sei es daher eine Herausforderung gewesen, das passende Mischverhältnis beider Komponenten und die dazu passende Brennkurve zu finden, um die gewohnte Qualität sicherzustellen. „Außerdem möchten die Auftraggeber auch weiterhin zumindest die ungefähre Farbe bestimmen können“, so Beusker.

Da diese mit jeder Rohstoff-Charge, die verarbeitet wird, anders ist, läuft auch der Herstellungsprozess anders ab. „Bei den herkömmlichen Klinkern stehen Rezeptur und Brennkurve genau fest. Beim Upcyclingbrand-Klinker müssen wir die Rezeptur jedes Mal neu festlegen und die Brennkurve durch Probebrände ermitteln. Das ist sehr abwechslungsreich für die Beschäftigten. Während des dreitägigen Brennvorgangs kontrollieren wir dann auch noch mal engmaschiger als beim herkömmlichen Klinker“, sagt Beusker. Bisher habe es immer geklappt.

Ihr Ansprechpartner
Sabrina Becker