Autor: Sabrina Becker

3. Arbeitgeberforum zeigt Wege der Nachwuchsgewinnung und Qualifizierung

Best-Practice-Beispiele von Experten und Unternehmen aus dem Kreis Coesfeld geben vielfältige Impulse

Schülerinnen und Schüler nach ihrem Schulabschluss im Kreis Coesfeld zu halten und sie von den Jobmöglichkeiten vor Ort zu überzeugen: Wie das gelingen kann, war ein zentrales Thema vor rund 80 Gästen beim 3. Arbeitgeberforum im Kreis Coesfeld bei Ernsting’s family. Da sich damit allein die Fachkräftelücke nicht stopfen lässt, zeigten die Partner zudem, welche Möglichkeiten die Qualifizierung in diesem Bereich bietet. „Es gibt viele Optionen und Wege, um Fachkräfte auf sich aufmerksam zu machen und von sich zu überzeugen. Wir haben im Kreis Coesfeld zahlreiche Unternehmen, denen das mit innovativen Ideen gelingt. Es freut mich sehr, dass sie bei unserem Arbeitgeberforum ihr Wissen und ihre Erfahrungen weitergeben. Denn davon profitieren andere Unternehmen am meisten“, sagte Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr.

Großes Potenzial bei Beschäftigten, die in an- und ungelernter Tätigkeit arbeiten

Im Kreis Coesfeld gibt es zudem nach wie vor viele Menschen, die bereits länger in an- oder ungelernter Tätigkeit arbeiten. „Hier sehen wir ebenfalls großes Potenzial. Denn diese Menschen können in ihrem Betrieb auch ausgebildet und zukünftig als Fachkraft eingesetzt werden“, erklärte Frank Thiemann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit. „Auch die Ausbildungsmöglichkeit in Teilzeit wird noch zu wenig genutzt. Gerade bei Menschen mit Betreuungsverpflichtungen kann sie eine sehr gute Lösung sein. Ausbildung ist also nicht nur von der Arbeitszeit oder vom Alter abhängig. Das ist ein ganz wichtiger Aspekt.“

Ein Aspekt, der bei Ernsting’s Family bereits gelebt wird. Eine Teilzeit-Ausbildung ist in allen Ausbildungsberufen möglich. Für die Einzelhandelskaufleute wird sie sogar ausschließlich angeboten – inklusive anschließender Beschäftigung als Fachkraft in Teilzeit. „Die Möglichkeit ist einfach perfekt für uns und unsere Hauptzielgruppe, Mütter mit Kindern“, erklärt Janin Swigoniak, Ausbildungskoordinatorin der Ernsting’s Unternehmensgruppe in ihrer gemeinsamen Keynote mit Dennis Tschorn, Bereichsleiter Personal. Um Fachkräfte zu gewinnen, setzt Ernsting’s family außerdem erfolgreich auf den direkten Kontakt zu den Schulen, wie CFO Horst Beeck in seiner Begrüßung erklärte. Dazu gehören unter anderem Ausbildungsbotschafter, Praktika, Schnuppertage sowie projektorientierter Unterricht.

Jobmessen und Berufsfelderkundungstage als starkes Instrument

Welche Ansätze darüber hinaus für die Azubi-Gewinnung und Qualifizierung zu Fachkräften sinnvoll sein können, zeigten Unternehmensvertreter und Experten aus dem Kreis Coesfeld im Anschluss in vier verschiedenen Foren. Michael Bussmann, Ausbildungsleiter bei Krampe Fahrzeugbau in Coesfeld, sieht die Jobmesse CoeMBO sowie die KAoA-Berufsfelderkundungstage als stärkstes Instrument der Fachkräftegewinnung für sein Unternehmen. Um die Zielgruppe auf allen Kanälen zu erreichen, ist Krampe Fahrzeugbau aber darüber hinaus auf allen wichtigen Social-Media-Kanälen inklusive TikTok unterwegs, schaltet Werbung im Radio und im Kino und nutzt verschiedene Azubi-Aktionen sowie die Möglichkeit von Auslandspraktika als Marketing-Instrument.

In den weiteren Foren stellten unter anderem Lisa von Lützau und Sandra Fischer als Übergangsbegleiterinnen an den Berufskollegs das Angebot der Praxiswoche als Instrument der Nachwuchsgewinnung vor. Clemens Heddier, Geschäftsführer der Heddier Electronic GmbH aus Coesfeld, und Andreas Schöler, Inhaber des gleichnamigen Elektrotechnik-Betriebs aus Lüdinghausen, berichteten von ihrem Engagement in der MINT-Werkstatt des zdi-Netzwerks Kreis Coesfeld mit dem sie praxisorientiert das Interesse an Jobs im MINT-Bereich wecken. Wie eine Ausbildung als Quereinstieg gelingen kann und welche Möglichkeiten eine Teilzeitberufsausbildung bietet, erläuterten zudem Christian Moll von Moll Logistics in Dülmen und Carola Römer von der GEBA GmbH in Lüdinghausen.

Das Arbeitgeberforum ist eine gemeinsame Veranstaltung des Kreis Coesfeld mit der Agentur für Arbeit Coesfeld, der wfc Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld, des Jobcenters Kreis Coesfeld sowie der IHK Nord Westfalen und der Kreishandwerkerschaft Coesfeld.

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Horst Beeck (CFO von Ernsting’s Family), Frank Thiemann (Leiter der Agentur für Arbeit Coesfel und Dr. Christian Schulze Pellengahr (Landrat des Kreises Coesfeld, v.l.) eröffneten mit Moderatorin Julia Roesler das 3. Arbeitgeberforum im Kreis Coesfeld. Foto Agentur für Arbeit Coesfeld

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Digiscouts®: Mit diesen Ideen bringen Azubis die Digitalisierung voran

Beteiligte Unternehmen haben Ergebnisse der aktuellen Projektrunde im rock’n’popmuseum vorgestellt

Digitalisierungspotenziale in ihren Betrieben aufzuspüren und als Projekt eigenverantwortlich umzusetzen: Das ist die Aufgabe, der sich Azubis der Coesfelder Unternehmen Parador und Weiling sowie der Gemeinden Ascheberg und Senden in den vergangenen sechs Monaten erfolgreich gestellt haben. Als Azubi-Teams haben sie in der aktuellen Runde des Projekts Digiscouts® ihre Kompetenzen erweitert und eingesetzt, um die Digitalisierung bei ihren Arbeitgebern selbstständig voranzutreiben. Unterstützung erhielten sie dabei vom RKW Kompetenzzentrum, das das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) geförderte Projekt deutschlandweit durchführt. Im Kreis Coesfeld fand es in Kooperation mit der wfc Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld statt.

Gemeinsam mit den teilnehmenden Betrieben aus dem Kreis Borken stellten die Azubis-Teams jetzt ihre Projekte bei der Abschlussveranstaltung im rock’n’popmuseum in Gronau der Öffentlichkeit vor:

Digitalisierung der Fahrtkostenabrechnung | Gemeinde Ascheberg

Nach der erfolgreichen Einführung eines digitalen Fahrtenbuches als Digiscouts®-Projekt in der vergangenen Runde, hat das Azubi-Team der Gemeinde Ascheberg nun die Fahrtkostenabrechnung digitalisiert. Wo vorher Formulare ausgedruckt, unterschrieben und persönlich eingereicht werden mussten, läuft der gesamte Vorgang jetzt digital und medienbruchfrei ab. Der Nutzen: weniger Arbeitsschritte, kürzere Wege, weniger Zettelwirtschaft und mehr Umweltfreundlichkeit.

Digitale Schlüsselverwaltung | Gemeinde Senden

Rund 800 Schlüssel für die verschiedensten Räume in den Gebäuden der Gemeinde Senden werden dank des Digiscouts®-Projektes des Azubi-Teams jetzt digital verwaltet. Die Azubis haben eine Datenbank eingeführt, in der alle Schlüssel erfasst sind und zusätzliche Informationen wie Schlüsselnummer, zugehöriges Gebäude, ausleihende Person sowie das vereinbarte Rückgabedatum festgehalten werden. Die Schlüssel können zudem für einen bestimmten Zeitraum online gebucht und direkt reserviert werden. Dank des Projekts ist die Schlüsselverwaltung nicht nur endlich übersichtlich, sondern auch zeit- und papiersparend.

Digitale Unterschrift im Versand | Parador GmbH | Coesfeld

Stundenlanges Einscannen von Ausliefernachweisen gehört bei der Parador GmbH der Vergangenheit an. Dank des Digiscout®-Projekts der Azubis unterschreiben die Versanddienstleister die Frachtbriefe nun digital per Tablet. Das vierköpfige Azubiteam hat den gesamten Prozess digitalisiert und sorgt damit für hohe Zeit- und Papiereinsparungen, sodass den Beschäftigten in der Versandabteilung jetzt mehr Zeit für andere Aufgaben bleibt.

Digitale Infopoints | Weiling GmbH | Coesfeld

Digitale Infopoints statt unübersichtliche Zettelwirtschaft an Infobrettern: Mit ihrem Digi­­scouts®-Projekt hat das Azubi-Team der Weiling GmbH den Informationsfluss optimiert. Über die digitalen Infopoints werden die Informationen zentral, übersichtlich und online zur Verfügung gestellt und erreichen die Beschäftigten nun täglich optimal. Weitere Vorteile sind, dass tagesaktuelle Informationen in verschiedenen Sprachen verfügbar sind, die Kommunikationsqualität zwischen Verwaltungsabteilungen und den Beschäftigten gesteigert wird und der Organisationsaufwand geringer ist.

Fotos WFG Borken/ wfc

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Best Practice: Innovationen mit Partnern aus der Wissenschaft entwickeln

So hat Rhenus Data Office die automatisierte Entsorgung sensibler Daten mittels IoT-Sensorik eingeführt

Smart und vollständig digitalisiert, hocheffizient und ressourcenschonend ist die Prozesskette, die die Rhenus Gruppe zur Entsorgung sensibler Unternehmensdaten entwickelt und erfolgreich im Markt etabliert hat – und zwar gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut für Materialfluss und Logistik (IML). Wie die Idee zum IoT-gestützten Füllstandssensor (Internet of Things) entstanden ist und wie die Gestaltung mit Hilfe des Fraunhofer IML als Partner aus der Wissenschaft ablief, erzählt Michael Wiegmann, Geschäftsführer von Rhenus Data Office, dem Datenspezialisten innerhalb der Rhenus Gruppe, mit Sitz in Nottuln im Interview.

Herr Wiegmann, Sie haben in der Rhenus Gruppe eine IoT-gestützte Innovation eingeführt und das auch noch in Zusammenarbeit mit einem Partner aus der Wissenschaft. Das klingt auf den ersten Blick sehr kompliziert. War es das?

Überhaupt nicht. Der Hauptsitz der Rhenus Gruppe ist in Holzwickede bei Dortmund, in unmittelbarer Nähe zum Hauptsitz des Fraunhofer IML. Zusätzlich gibt es eine fachliche Nähe zum Institut und sehr gute Kontakte zum Institutsleiter, Professor Michael ten Hompel. Er ist sehr daran interessiert, Ergebnisse aus seiner Forschungswelt in die Praxis zu bringen und Lösungen für konkrete „Pain Points“ von Unternehmen zu entwickeln. Deshalb haben sich Vertreter des Fraunhofer IML und Vertreter unseres Unternehmens getroffen, um mögliche Kooperationsfelder zu identifizieren. Das Fraunhofer IML hat seine technischen Lösungen vorgestellt, wir haben verschiedene Probleme aus dem Unternehmensalltag skizziert. Der smarte Füllstandssensor stellte sich dabei als optimaler Projektgegenstand heraus.

Was war denn das Problem, das Sie nun gelöst haben?

Rhenus Data Office unterstützt Unternehmen unter anderem dabei, sensible Daten wie zum Beispiel Akten sicher zu entsorgen. Vor der Entwicklung des Füllstandssensors verlief unsere Abholung von vollen Datenbehältern etwa so: Ein Mitarbeiter bei unserem Kunden bemerkte, dass die Aktentonne voll ist. Er gab beispielsweise dem internen Facility Management Bescheid, das rief bei uns an und beauftragte die Abholung. Da unsere großen Kunden in der Regel aber nicht nur einen Behälter im Gebäude haben, musste beim Auftrag zur Abholung zusätzlich der Standort beschrieben werden, was in der Kommunikation nicht selten eine Herausforderung war. In der Zeit, bis der Behälter tatsächlich abgeholt wurde, haben häufig weitere Mitarbeitende des Kunden vergebens versucht, ihre Akten zu vernichten und weitere Abholprozesse initiiert, da sie nicht wussten, dass der Prozess bereits läuft. Zudem entstand ein Datenschutz-Risiko durch überfüllte Aktenbehälter, die nicht direkt vernichtet werden konnten.

Wie läuft der Abholungsprozess jetzt?

Mit dem IoT-gestützten Aktenhandling meldet sich der Füllstandssensor, den wir an allen Datenbehältern angebracht haben, automatisch, bevor ein Behälter voll ist. Der Kunde muss also weder telefonieren noch den Standort eines Behälters im Unternehmen beschreiben. Durch den frühzeitigen, automatischen Impuls können wir von Rhenus die Logistik vorausschauend planen und den vollen Behälter zum optimalen Zeitpunkt gegen einen neuen, leeren austauschen.

Wie genau funktioniert die Anwendung des Füllstandssensors?

Es ist zunächst ein Prototyp im 3D-Drucker entstanden, den das Fraunhofer IML angefertigt hat. Inzwischen ist der Füllstandssensor in die Serienproduktion gegangen. Das Signal wird über das Narrowband-IoT-Netz der Telekom an die Cloud of Things übermittelt, von dort erfolgt direkt eine Meldung an unser ERP-System. Gleichzeitig kann der Kunde den Füllstand des Behälters in der Cloud of Things einsehen.

Die Zusammenarbeit mit der Telekom ist auch über das Enterprise Lab des Fraunhofer IML entstanden. Die Telekom hat dort mit ihrer Tochtergesellschaft IoT Anwendungsfelder gesucht, in denen Ergebnisse über ein maschinentaugliches Netz weiter genutzt werden können. Das Fraunhofer IML hat so als Cross-Lab Aktivität die Verbindung hergestellt.

Wie sah das Projekt-Team aus?

Wir haben uns bewusst dafür entschieden, das Fraunhofer IML mit der Projektleitung zu betrauen, um eine wissenschaftliche Herangehensweise zu gewährleisten. Wir von Rhenus Data Office haben die Herausforderungen aus der Praxis gespiegelt, also definiert, welche Anwendungsfälle wir lösen möchten.

Ein Kernteam entwickelte den Sensor. Weitere Beteiligte setzten sich mit den Folgethemen auseinander. Dazu gehörte unter anderem die Einführung eines neues ERP-Systems, das das Sensorsignal verarbeiten kann. Das Projekt mit allen Bestandteilen hat praktisch Anknüpfungspunkte in allen Unternehmensbereichen gefunden.

Wie haben die Mitarbeitenden auf die Veränderungen reagiert?

Wir haben mit unserem Team den kompletten Change-Management-Prozess durchlaufen. So haben wir die Mitarbeitenden von vorneherein mitgenommen und eine große Bereitschaft zur Veränderung und Begeisterung für die Vorteile der Automatisierung im neuen Prozess geschaffen. Das System brachte uns auch am Markt als Innovations- und Technologieführer nach vorne.

Wie wurde der Füllstandssensor von den Kunden angenommen und welche Mehrwerte konnten Sie erzielen?

Da die Vorteile unserer Entwicklung auf der Hand liegen, ließen sich unsere Kunden schnell überzeugen. Die Mitarbeitenden müssen den Abholprozess nicht mehr händisch in Gang setzen, werden dadurch entlastet und können andere Aufgaben übernehmen. Somit steigert sich die Produktivität aber auch die Sinnhaftigkeit der Arbeit. Zusätzlich vermeiden wir Leerfahrten, in Zeiten von nachhaltigem Wirtschaften ein wichtiger Mehrwert.

Was würden Sie anderen Unternehmen bei der Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Institutionen raten?

Es sollte einen bestimmten Use Case für die Kooperation geben, also eine klare Zielsetzung, was erreicht werden soll. Am Ende muss die Entwicklung einen wirtschaftlichen Mehrwert haben und möglichst früh „ins echte Leben“ überführt werden können. Im besten Fall übersteigen die resultierenden Einsparungen die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung und bringen finanzielle Mittel für weitere Forschungsinvestitionen.

Dennoch sollte man sich bewusst sein, dass es für die Automatisierung oder Digitalisierung die Bereitschaft braucht, Altbekanntes zu hinterfragen. Außerdem ist es eine echte Herausforderung, sich bei solchen Projekten auf den sprichwörtlichen Beifahrersitz zu setzen. Doch nur so vermeidet man Betriebsblindheit und kann das Projekt möglichst unvoreingenommen umsetzen.

Fotos: Rhenus Gruppe

Ihre Ansprechpartner
Nathalie Reichel
Sally Friedrich

WIRTSCHAFT AKTUELL | Ausgabe 1/2023

Fachwissen zu aktuellen Themen, aber mit Blick auf die Besonderheiten und spezifischen Bedürfnisse der Unternehmen in der Region – das bietet die Zeitschrift „Wirtschaft aktuell“. Sie ist Plattform für alle relevanten Informationen und neuen Trends, Beispielgeber, Kooperationsförderer und zeigt die Ansprechpartner vor Ort.

In der ersten Ausgabe 2023, die Ende März 2023 erschienen ist, geht es in der Titelstory um die Frage, wie die Unternehmen in der Region ihre Kosten senken können. Außerdem stellt sich der Wirtschaftsstandort Olfen vor.

Aktuelle Nachrichten sind unter anderem:

  • Qualifizierung als Chance gegen den Fachkräftemangel
  • Der Mix macht’s: Energiewende im Unternehmen richtig angehen
  • Mobilfunkmessungen mit Müllfahrzeugen abgeschlossen: Datenbasis für Ausbau des Mobilfunkempfangs im Kreis Coesfeld steht
  • Innovationen mit Partnern aus der Wissenschaft entwickeln: Rhenus Gruppe zeigt, wie es geht
  • Kosten- und Ressourcensparen dank ÖKOPROFIT

LINK zur Ausgabe 1/2023

Ihr Ansprechpartner
Sabrina Becker

Best Practice: PV-Anlagen für den Eigenbedarf

Maschinenbau Scholz GmbH & Co. KG | Coesfeld

In zwei Abschnitten hat das Maschinenbau-Unternehmen Scholz zwei große PV-Anlagen auf den Dächern am Standort in Coesfeld errichtet. Aufgrund des hohen Eigenbedarfs an Strom nutzt das Unternehmen die erzeugte Energie fast vollständig selbst. Welche Hürden es gab, wie die Planung ablief und welche Tipps er für andere hat, erzählt Günter Terfloth von Maschinenbau Scholz in unserem Best-Practice-Beispiel.

Wofür wird der Strom, den die PV-Anlagen erzeugen, genutzt?

Fast ausschließlich für den Eigenbedarf.

Wie viel Strom erzeugen die Anlage und wie viel Strom des Strombedarfs wird damit abgedeckt?

Wir haben 2020 eine 132,5-KW-PV-Anlage in Betrieb genommen. Sie erzeugt durchschnittlich 75 KW pro Tag und deckt damit etwa ein Sechstel des Bedarfs. Anfang 2023 haben wir eine weitere Anlage mit 210 KW aufgebaut. Wenn diese Anlage in Betrieb gegangen ist, erzeugen wir etwa die Hälfte unseres täglichen Strombedarfs selbst.

Gab es Hürden…

…in der Planung

Während der Planung haben sich die Gesetze geändert und somit die Auflagen erhöht, sonst hätten wir sofort beide Anlagen gekauft. Neu war, dass Anlagen ab einer geplanten Einspeisemenge von mehr als 135 KW zertifiziert werden müssen. Um nicht in diesen aufwändigen Prozess gehen zu müssen, haben wir zunächst nur eine Anlage gebaut. Auch, weil im Gespräch war, dass die Grenze für Zertifizierung wieder auf 500 KW heraufgesetzt werden sollte. Das ist bisher nicht passiert. Aufgrund der stark gestiegenen Energiepreise haben wir dann Mitte 2022 entschieden, dass wir mit der Installation der zweiten Anlage nicht weiter warten wollen.

…beim Bau

Hier waren alle Hürden im Vorfeld bekannt. Ein Punkt, den man vielleicht nicht unbedingt auf seiner Liste hat, ist das Blitzschutzsystem. Bei größeren PV-Anlagen muss es abgeändert werden und ein Blitzableiter in die Anlage integriert werden, was natürlich auch ein Kostenfaktor ist. Deshalb ist immer sinnvoll im Vorfeld mit Elektroniker darüber zu sprechen, was alles on top noch dazu kommen kann.

Welche Tipps haben Sie…

…für die Planung

Man sollte die Beschaffenheit, Statik und Ausrichtung des Dachs genau berücksichtigen. Bei der Ausrichtung der PV-Anlage ist die wichtigste Frage, die man sich stellen sollte, ob man den Tag über dauerhaft Strom benötigt und damit vielleicht insgesamt weniger erzeugt, es aber zum Bedarf passt – oder ob man die Platten so ausrichtet, dass man eine maximale Ausnutzung hat, dafür aber nur in einem kurzen Zeitraum und eventuell mit Stromspeicher nutzt.

…beim Bau

Wenn nicht direkt die ganze Dachfläche mit einer PV-Anlage belegt wird, ist es sinnvoll bei der Planung und Ausrichtung eine mögliche Erweiterung der Anlage direkt mit zu berücksichtigen.

Was hätte man vorher gerne gewusst, wusste es aber nicht?

Dass die Zertifizierung einer Anlage so aufwändig ist. Alle einzelnen Bauteile müssen dokumentiert werden und einen Zertifizierungsnachweis haben, was ein Mitarbeiter des TÜVs auch nochmal vor Ort prüft.

Was hätten Sie im Nachhinein anders gemacht?

Mit dem Wissen von heute hätten wir direkt beide PV-Anlagen auf das Dach gesetzt und so Geld, Planungsaufwand und vor allem Zeit gespart.

Stockfoto: canva | Stand der Informationen: März 2023

Ihre Ansprechpartner
Sebastian Schulze Baek
Thomas Brühmann

Wechsel im Aufsichtsrat der wfc

Heiko Hüntemann übernimmt das Mandat der Sparkasse Westmünsterland von Dragan Jevric

Im Aufsichtsrat der wfc Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld GmbH hat es zum 1. März 2023 einen Wechsel gegeben: Nach etwas mehr als zehn Jahren verlässt Dragan Jevric, langjähriger Marktbereichsleiter der Sparkasse Westmünsterland, das Gremium. „Wir danken Dragan Jevric dafür, dass er die Arbeit der wfc stets konstruktiv begleitet und seine Erfahrungen aus der regionalen Wirtschaft gewinnbringend für die Gesellschaft eingebracht hat“, erklärte wfc-Geschäftsführer Dr. Jürgen Grüner bei der Verabschiedung in der Aufsichtsratssitzung in der vergangenen Woche im CoCoDue in Dülmen.

Dragan Jevric hat innerhalb der Sparkasse mittlerweile die Bereichsleitung der Marktfolge Kredit übernommen und ist damit nicht mehr im operativen Firmenkundengeschäft tätig. Sein Nachfolger im wfc-Aufsichtsrat ist Heiko Hüntemann, der als stellvertretendes Vorstandsmitglied unter anderem das Vertriebsmanagement der Sparkasse leitet, und damit eng mit den Themen der Wirtschaftsförderung verbunden ist.

Große Dynamik beim Glasfaserausbau und in der Technologie- und Innovationsförderung

Während Dragan Jevrics Zeit im Aufsichtsrat der wfc hat sich unter anderem bei der Breitbandversorgung viel bewegt. Hatten in 2012 noch zwei Drittel aller Haushalte im Kreis Coesfeld einen Internetanschluss von weniger als 50 Mbit/s und ein Drittel von weniger als 16 Mbit/s, so kann der Kreis heute die beste Glasfaserversorgung in ganz Nordrhein-Westfalen für sich verbuchen. Ermöglicht haben dies die frühe Fokussierung auf Glasfasernetze, der überwiegend eigenwirtschaftlich getragene Ausbau und vor allem die landwirtschaftlichen Buddelvereine, die eine große Dynamik bewirkt haben.

„Doch nicht nur bei der digitalen Infrastruktur gab in den vergangenen zehn Jahren große Veränderungen“, sagte der Aufsichtsratsvorsitzender, Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr in seiner Rede zur Verabschiedung von Dragan Jevric. „Mit der Technologie- und Innovationsförderung hat die wfc ab 2011 ein zentrales Angebot etabliert, das heute für den Wirtschaftsstandort nicht mehr wegzudenken ist.“ Ein weiteres Positivbeispiel für diesen Zeitraum ist die Beschäftigungsentwicklung. Die Anzahl der Beschäftigten im Kreis ist seit 2012 von rund 59.600 auf über 73.100 gestiegen. Ein Wachstum von knapp 23 Prozent, während in ganz NRW im gleichen Zeitraum nur knapp 16 Prozent waren.

Spende an den Havixbecker Modell e.V.

Für das langjährige Engagement im Aufsichtsrat danke die wfc Dragan Jevric unter anderem mit einer Spende an den Havixbecker Modell e.V.: 10 Euro pro Aufsichtsratssitzung in diesem Zeitraum ergaben eine Summe von insgesamt 320 Euro.

Bildzeile: Die Mitglieder des wfc-Aufsichtsrats verabschiedeten Dragan Jevric (4.v.l.) nach mehr zehn Jahren im Gremium. Foto wfc

Ihr Ansprechpartner
Dr. Jürgen Grüner

ÖKOPROFIT-Auszeichnung für sieben Betriebe und kommunale Einrichtungen

CO2-Ausstoß um 215 Tonnen verringert, Kosten von rund 505.000 gespart

Sie sind nachhaltiger und krisenresistenter aufgestellt – und sparen damit auch noch Geld: Sieben Unternehmen und kommunale Einrichtungen aus dem Kreis Coesfeld haben jetzt die Auszeichnung als ÖKOPROFIT®-Betrieb 2023 erhalten. „Wir freuen uns, dass auch in der dritten ÖKOPROFIT®-Runde viele Unternehmen und Einrichtungen die Chance genutzt haben, angesichts steigender Energie- und Materialkosten nach Einsparmöglichkeiten zu suchen und sich nachhaltiger aufzustellen“, erklärte Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr bei der Auszeichnung auf der Burg Lüdinghausen. „Ihr Erfolg zeigt deutlich, dass mehr Nachhaltigkeit nicht im Gegensatz zu mehr Wettbewerbsfähigkeit steht, sondern in der Regel auch großen ökonomischen Nutzen hat. Dank der intensiven, individuellen Begleitung durch B.A.U.M. Consult, in Zusammenarbeit mit der WESSLING GmbH und dem Austausch der Teilnehmenden untereinander, haben sie nun das Werkzeug in der Hand, um den Weg auch künftig weiter zu gehen.“

51 Einzelmaßnahmen aus zwölfmonatiger Projektlaufzeit

Themen der Workshops während der zwölfmonatigen Projektlaufzeit waren unter anderem Klimabilanzierung, die Nutzung rege­nerativer Energien, Abfall- und Ressour­cenmanagement, aber auch der Umgang mit aktuellen Rechtsanforderungen und die Entwicklung geeigneter Energie- und Umweltkennzahlen sowie die Motivation der Mitarbeitenden. Insgesamt 51 Einzelnahmen sind daraus entstanden. Sie bringen Einsparungen von rund 505.000 Euro bei einer einmaligen Gesamtinvestition von rund 1,36 Millionen Euro mit sich. Rund 90 Prozent der Investitionen werden sich nach spätestens drei Jahre amortisiert haben.

„Dank des Engagements der sieben ÖKOPROFIT®-Betriebe wird der CO2-Ausstoß um etwa 215 Tonnen jährlich verringert. Durch verbesserte Mülltrennung, die Nutzung von Mehrweg- und Recyclingpro­dukten, die Verlängerung von Nutzungs­zyklen und die Nutzung modernster Technik werden 6,3 Tonnen Restmüll eingespart, außerdem knapp 390.000 Kilowattstunden Strom und 56 Kubikmeter Wasser“, erläuterte Dorothee Meier von B.A.U.M. Consult. „Rund 75 Prozent der Maßnahmen fanden im Bereich Energie statt, davon wiederum etwa die Hälfte bei der Mobilität.“

Starke Gesamtbilanz aller drei ÖKOPROFIT®-Runden

Die Gesamtbilanz aller drei ÖKOPROFIT®-Runden im Kreis Coesfeld mit insgesamt 28 ausgezeichneten Unternehmen und kommunalen Einrichtungen schlägt entsprechend mit folgenden Einsparungen zu Buche: 2,1 Millionen Kilowattstunden Strom, 1.147 Tonnen CO2, 64 Tonnen Restmüll, 3870 Kubikmeter Wasser und 950.000 Euro pro Jahr bei einmaligen Gesamtinvestitionen von rund 3,2 Millionen Euro.

Die ausgezeichneten ÖKOPROFIT®-Betriebe 2023 und eine Auswahl ihrer Maßnahmen:

  • Baubetriebshof der Stadt Coesfeld: Ersatz eines Dieselfahrzeugs durch ein Elektroauto, Installation einer Wallbox, Erweiterung der Mülltrennungsmöglichkeiten, Verringerung der Vorlauftemperatur der Heizungsanlage und der Drucklufthöhe. In 2023: Umrüstung auf LED-Beleuchtung
  • Bauhof des Kreises Coesfeld: Verringerung der Drucklufthöhe, Reparatur von Druckluftleckagen, Anschaffung eines E-Fahrzeugs für die Baustellenleitung und der entsprechenden Ladeinfrastruktur auf dem Gelände des Kreisbauhofs, Umrüstung auf LED-Beleuchtung
  • Münsterland J. Lülf GmbH | Rosendahl: Umrüstung auf LED-Technik inklusive Präsenzmelder, Erneuerung eines Druckluftkompressors und Einbau einer intelligenten Steuerung. In 2034/24: Installation einer Photovoltaikanlage, Verkleinerung der Kühlhalle und Installation eines effektiveren Depalettierers.
  • RESORTI | Coesfeld: Verstärkte Nutzung von mobilem Arbeiten und Desksharing, Installation einer Photovoltaikanlage und smarter Thermostate sowie Umbau des Firmengebäudes nach KfW 70-EE Standard.
  • Stadt Coesfeld (Rathaus und ehemaliges Stadtschloss): Anschaffung von sechs Dienst-E-Bikes und eines Lastenrads (teilweise als Ersatz für Dienstwagen), Möglichkeit des Fahrradleasings für die Beschäftigten, Einführung einer vierfraktionellen Abfalltrennung. In 2023: Umstellung auf LED-Beleuchtung. Bis 2026: vollständige Umstellung des Fuhrparks auf E-Fahrzeuge.
  • Theodor Cordes GmbH & Co. KG | Senden: Aufteilung der Halle im Werk 2 in Produktion und (Kalt-)Lager zur Einsparung von Heizöl, Installation strombetriebener Dunkelstrahler als neue Heizung in Werk 2, die perspektivisch mit dem Strom der für 2024 geplanten PV-Anlagen auf Werk 1 und 2 versorgt werden sollen. Für 2023: Nutzung eines kleineren Druckluftkompressors.
  • wfc Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld: Verstärkte Nutzung von mobilem Arbeiten, Angebot digitaler Veranstaltungen, Umstieg auf Recyclingpapier. In 2023: E-Carsharing für Dienstfahrten

ÖKOPROFIT® wird durch das NRW-Umweltministerium gefördert. Die aktuelle Runde wird zudem durch die Sparkasse Westmünsterland gesponsert.

Noch in diesem Jahr startet die vierte ÖKOPROFIT®-Runde im Kreis Coesfeld. Anmeldungen sind ab sofort möglich bei:  

Thomas Brühmann (wfc)
Tel. 02594/7824022,
thomas.bruehmann(at)wfc-kreis-coesfeld.de

Kira Funcke (Kreis Coesfeld, Klimaschutzmanagement)
Tel. 02541/189115,
kira.funcke(at)kreis-coesfeld.de

Weitere Infos unter https://klima.kreis-coesfeld.de/klima/oekoprofit.html

Bildzeile: Sieben Unternehmen und kommunale Einrichtungen aus dem Kreis Coesfeld haben die Auszeichnung als Ökoprofit-Betrieb erhalten und sparen durch 51 Einzelmaßnahmen 215 Tonnen CO2 pro Jahr. Foto Kreis Coesfeld

Qualifizierung als Chance gegen den Fachkräftemangel

DIALOG Fachkräfte informiert über Möglichkeiten und systematische Bedarfsanalysen für die Weiterbildung

KREIS COESFELD. Knapp 80 Prozent der Unternehmen in Deutschland rechnen damit, dass ihre Beschäftigten in den nächsten fünf Jahren neue Kompetenzen erlernen müssen. Doch nur knapp 40 Prozent ermitteln die Kompetenzbedarfe systematisch. Die Zahlen aus dem Personalpanel 2020 des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) zeigen: Der Bedarf an Qualifizierung und Weiterbildung ist groß. Und er wird noch größer, wenn man die Weiterbildung von gering qualifizierten Beschäftigten als Chance sieht, den Fachkräftemangel zu verringern.

„Zukunftsfaktor Qualifizierung“ lautete entsprechend der Titel des Dialogs Fachkräfte, zu dem die wfc Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld gemeinsam mit der Agentur für Arbeit Coesfeld und der Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Kreis Borken bei Parador in Coesfeld eingeladen hatte. Der Ort war nicht zufällig gewählt: Parador geht das Thema Qualifizierung nicht nur systematisch an, sondern nutzt seit einigen Jahren zusätzlich das Instrument der Betrieblichen Einzelumschulung, um Fachkräfte aus dem Pool der saisonal beschäftigten Leiharbeiter zu qualifizieren.

Betriebliche Einzelumschulung für Leiharbeiter

„Wir haben viele Leiharbeiter, die einen guten Job machen. Ihnen geben wir mit dem Angebot der Betrieblichen Einzelumschulung die Möglichkeit, als festangestellte Fachkräfte bei uns zu arbeiten und aus dem Niedriglohniveau herauszukommen“, erklärt Marko Bricke, Leiter Operative Logistik bei Parador. Bei der Betrieblichen Einzelumschulung machen die ehemaligen Leiharbeiter eine reguläre Ausbildung, starten allerdings direkt im zweiten Lehrjahr. Durch die Unterstützung der Agentur für Arbeit erhalten sie während dieser Zeit zudem ihr bisheriges Gehalt weiter. „Häufig haben Leiharbeiter eine vorherige Ausbildung abgebrochen oder schlechte Erfahrungen mit Schule gemacht. Die verkürzte Ausbildungszeit und das höhere Gehalt sind eine Motivation, eine Ausbildung aufzunehmen und nicht weiter als Leiharbeiter zu arbeiten. Wenn nötig, erhalten sie sowohl im Betrieb als auch in der Schule Unterstützung von uns“, so Bricke.

Für gering Qualifizierte, die schon länger im Betrieb arbeiten, gibt es die Möglichkeit mit der Externenprüfung einen Ausbildungsabschluss zu erwerben. Durch das Qualifizierungschancengesetz (QCG) erhalten Unternehmen außerdem finanzielle Unterstützung für so genannte Anpassungsqualifizierungen, um die Kenntnisse der Beschäftigten aktuell zu halten oder zu erweitern. Die Agentur für Arbeit berät zu diesen Weiterbildungsmöglichkeiten, übernimmt abhängig vom Alter der Beschäftigten und der Betriebsgröße bis zu 100 Prozent der Kosten und kann zusätzlich Zuschüsse zum Arbeitsentgelt für Arbeitsausfall aufgrund der Weiterbildung zahlen.

Weiterbildungsbedarfe systematisch erfassen

Welche Wege der Qualifizierung es darüber hinaus gibt, welche Kompetenzen in Zukunft gebraucht werden, wie die Lernkultur im Unternehmen gefördert und die richtigen Weiterbildungsanbieter gefunden werden können, erklärte Miriam Schöpp, Referentin für Berufliche Bildung im Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA), in ihrer Keynote. Ihr Tipp: Zuerst Jobfamilien bilden, dann schauen, welche Kompetenzen vorhanden sind und welche fehlen und schließlich den Weiterbildungsbedarf anhand der aktuellen und zukünftigen Aufgaben ermitteln. „Das Wichtigste bleibt natürlich, das Gelernte auch in die Praxis zu übertragen“, sagt Schöpp. „Um die Weiterbildungskultur zu fördern, hilft es häufig, Vorreiter zu identifizieren und zu motivieren, individuelle Weiterbildungsziele zu vereinbaren und Lernzeiten zu geben.“

Spezielle Angebote für gering Qualifizierte

Mit Blick auf die gering Qualifizierten gibt es neben der Qualifizierungsberatung der Agentur für Arbeit jetzt neu die Berufsberatung im Erwerbsleben. „Darüber hinaus ist oft das Angebot von aufgabenspezifischen Schulungen oder Teilqualifizierungen, um Teile einer Berufsausbildung nachzuholen, hilfreich. Hier sind die Päckchen kleiner und leichter zu erreichen als bei einer kompletten Ausbildung oder Umschulung“, erklärt Schöpp.

Einen Überblick über die Weiterbildungsmöglichkeiten sowie hilfreiche Tipps gibt es unter https://www.personalarbeit-einfachmachen.de/fördermöglichkeiten/aus-und-weiterbildung/ sowie in der Präsentation „Weiter mit Bildung?!“ von Miriam Schöpp.

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Messungen abgeschlossen: Start für weiteren Mobilfunkausbau

Datenbasis aus dem Erfolgsprojekt mit Müllsammelfahrzeugen im Kreis Coesfeld soll die Schließung von Funklöchern voranbringen

Jetzt sind sie da: Hundertausende Punkte, die den Ist-Zustand des Mobilfunkempfangs im Kreis Coesfeld zeigen. Sie sind aufgeschlüsselt nach Netzbetreibern, detailliert auch in den Randgebieten und gemessen nach Netzbetreiber-Standard – und das mit Hilfe von Müllsammelfahrzeugen.

Ein Jahr lang haben zwei innovative Echtnetz-Messboxen der Dülmener STF ITech GmbH auf den Armaturenbrettern der Müllsammelfahrzeuge von REMONDIS während der täglichen Routen auf nahezu allen Straßen im Kreisgebiet den Mobilfunkempfang aufgezeichnet. Jetzt sind die Messungen abgeschlossen.

Anfragen aus mehr 50 Städten, Landkreisen und Bundesländern

„Unser Ziel war es, trotz der grundsätzlich sehr guten Mobilfunkversorgung im Kreisgebiet noch vorhandene Versorgungslücken im für die mobile Datennutzung maßgeblichen LTE-Netz mit einer unaufwändigen, wirtschaftlichen Methode abzubilden, die Netzbetreiber-Standard erfüllt“, erklärt Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr das gemeinsame Projekt des Kreises, der wfc Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld, der STF Gruppe und REMONDIS. Diese Idee war nicht nur innerhalb des Kreises ein Erfolg, sondern stieß deutschlandweit auf großes Interesse. „Schon wenige Wochen nach dem Start war vom ‚Coesfelder Modell‘ die Rede. Aus mehr als 50 Städten, Landkreisen und Bundesländern gingen Nachfragen zu unserem Projekt ein. In aktuell elf Städten und Kreisen werden mit 20 EchtNetz-Boxen Mobilfunkmessungen nach unserem Vorbild bereits umgesetzt, weitere drei Städte beziehungsweise Kreise bereiten den Start aktuell vor. Im Sommer folgte dann noch die bundesweite Auszeichnung als Innovative Wirtschaftsförderung für das Projekt“, blickt der Landrat zurück. „Auf all das sind wir sehr stolz – und beginnen nun damit, die Daten zu nutzen, um die Mobilfunkversorgung im Kreisgebiet weiter zu verbessern.“

Erstmalig hochwertige Daten für Randlagen

Auch bei diesen Schritten unterstützt die STF ITech GmbH die wfc und den Mobilfunkkoordinator des Kreises Coesfeld, Sebastian Schulze Baek. „Dank der Messungen der Echtnetz-Boxen sind alle bekannten Funklöcher mit Daten nach Netzbetreiberstandard hinterlegt. Außerdem stehen uns nun erstmalig auch hochwertige Daten für Randlagen mit zum Teil neuen Erkenntnissen zu Versorgungslücken zur Verfügung, die mit bisherigen Messmethoden nicht wirtschaftlich vertretbar geprüft werden konnten“, erklärt Sebastian Schulze Baek. Die STF ITech GmbH sucht nun nach funktechnisch geeigneten Standorten, um die Lücken zu schließen und zusätzlich den weiteren Ausbau des Mobilfunknetzes voranzutreiben. „Das Datenvolumen, das über den Mobilfunk abgewickelt wird, steigt aktuell jährlich um etwa 40 Prozent. Deshalb ist ein weiterer Ausbau ebenso wichtig wie die Schließung von Funklöchern“, erläutert Sebastian Schulze Baek.

Hat die STF geeignete Standorte gefunden, prüft die wfc die Eigentumsverhältnisse, erstellt Steckbriefe zu den möglichen Standorten und moderiert den Austausch mit den Netzbetreibern Telekom, Vodafone und Telefónica. „Die Suche nach Grundstücken, Ansprechpartnern und Eigentümern sowie die Erlangung von Genehmigungen erschweren den Ausbau des Mobilfunknetzes häufig stärker als eine fehlende Bereitschaft der Netzbetreiber“, erklärt Sebastian Schulze Baek. „Deshalb möchten wir im Gesprächsprozess die maximale Unterstützung bieten und sowohl in Richtung der Netzbetreiber als auch in Richtung der Eigentümer Überzeugungsarbeit leisten. Das kommt bisher sehr gut an.“

Systematische Datenanalyse und Suche nach der besten Lösung

Beispiele für aktuelle LTE-Versorgungslücken sind etwa das Wohngebiet am Stadtwald in Coesfeld oder Südkirchen insgesamt. „Hier hat die Analyse unserer Daten einen Verbesserungsbedarf gezeigt, den wir nun systematisch angehen und nach der jeweils besten Lösung suchen“, erklärt Frédéric Dildei, Mitglied der Geschäftsleitung der STF ITech GmbH. „Das kann wie in Südkirchen die Installation einer Vodafone-Antenne auf dem dort bereits stehenden Telekom-Mast sein oder wie in Coesfeld die Prüfung der Installation einer Antenne auf dem Dach des Finanzamts.“

„Dass diese Schritte nun mit Unterstützung unserer Müllsammelfahrzeuge möglich sind, hätten wir vor zwei Jahren sicherlich auch noch nicht gedacht“, fügt Julia Hadrossek, bis Ende 2022 Niederlassungsleiterin Coesfeld der REMONDIS GmbH & Co. KG, hinzu. „Umso mehr freut es uns, dass wir dabei sein und Vorbild für andere Recyclingunternehmen in Deutschland sein konnten – und die Verbesserung der Mobilfunkversorgung unterstützen konnten.“

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Ein Jahr lang haben die Echtnetz-Boxen in Müllsammelfahrzeugen von REMONDIS den Mobilfunkempfang im Kreis Coesfeld gemessen. Jetzt stellten (v.l.) Julia Hadrossek (bis Ende 2022 Niederlassungsleiterin Coesfeld der REMONDIS GmbH & Co. KG), Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr, Dr. Jürgen Grüner (Geschäftsführer der wfc), Sebastian Schulze Baek (Mobilfunkkoordinator des Kreises Coesfeld) und Frédéric Dildei (Mitglied der Geschäftsleitung der STF ITech GmbH) die nächsten Schritte vor. Foto wfc

Ihr Ansprechpartner
Sebastian Schulze Baek

Best-Practice: PV-Anlagen in Kombination mit Wärmepumpen und Stromspeichern

Becker Robotic GmbH | Dülmen

Im Zuge des Standortwechsels vom Dülmener Gewerbegebiet Dernekamp zum ehemaligen Kasernengelände, hat die Becker Robotic GmbH 2017 ein komplett neues Energiekonzept entwickelt. Vorgesehen war eine Windkraftanlage sowie drei PV-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 500 kW, des weiteren Wärmepumpen und Batteriespeicher. Was am Ende tatsächlich wie umgesetzt wurde und welche Tipps er für andere Unternehmen hat, erzählt Geschäftsführer Andries Broekhuijsen in unserem Best-Practice-Beispiel.

Wofür wird der mit PV erzeugte Strom genutzt?

  • Eigenverbrauch der Fa. Becker mit Roboteraufbau und Laseranlage sowie des Hotels und der Tierarztpraxis auf dem Gelände
  • Betrieb von Wärmepumpen für Wärmeerzeugung bzw. Kühlung
  • Laden von E-Staplern und E-Autos
  • Beleuchtung (rein LED)
  • Beladung der Stromspeicher für die Nacht

Wie groß ist die Anlage und was umfasst sie?

  • 9 PV-Anlagen mit einer Gesamterzeugung von mehr als 1.000 MWh pro Jahr und einer maximalen Wechselrichterleistung von 900 kW
  • mehrere gekoppelte Stromspeichereinheiten mit einer Gesamtkapazität von 440 kWh
  • eine große Wärmepumpe mit zwei Kompressoren mit einer Leistungsaufnahme von je 20 kW: die Wärmepumpe kann damit rund 200 kW an Wärmeleistung bzw. im Sommer 200 kW an Kühlleistung bringen, sowie kleinere Wärmepumpen.

Wie lief die Umsetzung ab?

  • stufenweiser Bau von insgesamt 9 PV-Anlagen zwischen 2018 bis 2021
  • stufenweises Vorgehen war von vorneherein bewusst gewählt – einerseits aus finanzieller Sicht, andererseits, um Erfahrungen zu sammeln und bei den nächsten Ausbaustufen direkt nachjustieren zu können. Fazit: „Das hat sich sehr gelohnt.“
  • die Windkraftanlage wurde aus verschiedenen Gründen (v.a. aufwändige gesetzliche Vorgaben) doch nicht errichtet, stattdessen mehr PV-Anlagen als ursprünglich geplant.
  • als die Netzverträglichkeit der PV-Anlagen ab etwa 200 kW Wechselrichterleistung nicht mehr gegeben war, investierte Becker Robotic in die Installation einer Mittelspannungsstation (Trafo, 800 kVA), um die eigene Stromversorgung zu stabilisieren sowie um weitere PV-Anlagen in Betrieb nehmen zu können.

Welche Besonderheiten waren bei der Kombination der Wärmepumpe zu beachten?

Alle Komponenten (PV-Anlagen, Wechselrichter, Wärmepumpen inklusive der Nebenaggregate und der Wärmetauschanlage, der allgemeine Strom-Verbrauch, der Trafo sowie die Stromspeicher und ihre Leistung) müssen passend aufeinander abgestimmt sein. Das war definitiv eine Herausforderung. Eine intelligente Abstimmung fehlt jedoch immer noch. Es wäre unter anderem sinnvoll, dass sich die Wärmepumpe für einige Stunden zurückschalten würde, wenn die Stromspeicher leer sind. So könnten die Speicher noch besser genutzt werden, aber das unterstützen die Hersteller aktuell noch nicht.

Gibt es Tipps für …

… die Planung einer PV-Anlage?

Man sollte einen wirklich guten Planer haben oder muss sich selbst sehr intensiv einarbeiten, das ist natürlich in einer Bauphase ein erheblicher Aufwand.

… den Bau?

Unbedingt flexibel bleiben, vor allem wenn es – wie bei uns – Erweiterungen oder Änderungen in der Produktion gibt und zum Beispiel neue Anlagen angeschafft werden, die viel Strom benötigen. Flexibilität ist aber auch bei den Komponenten und den Leistungen sehr wichtig. Vieles zeigt sich erst in der direkten Umsetzung. Daher gilt aus meiner Sicht auch hier: am besten von einem guten Experten begleiten lassen. Die größte Herausforderung waren bei uns die Stromspeicher. Da gab es technisch die meisten Probleme.

Was hätten Sie im Rückblick gerne zu Beginn der Planungen gewusst?

Noch mehr über die Technologie an sich und den Stand der Technik bei den Stromspeichern. Ein Stromspeicher gehört aus meiner Sicht zu eigentlich jeder PV-Anlage dazu. Nur so kann der selbst erzeugte Strom effektiv genutzt werden. Stichwort: Überbrückung der Nachtstunden.

Desweiteren muss einkalkuliert werden, dass der PV-Ertrag im Sommer fast um den Faktor 10 höher als im Winter ist.

Im Allgemeinen hat es bei uns alles im Nachhinein so gepasst wie geplant – und es hat sich gelohnt.

Sind weitere Schritte geplant?

  • 80 Prozent aller Dachflächen werden bereits für PV genutzt.
  • weiterer PV-Ausbau ist nicht mehr geplant, da der erzeugte Strom im Jahresdurchschnitt den Eigenbedarf zu mehr als 75 Prozent abdeckt (im Sommer zu 100 Prozent).
  • allerdings sollen zeitnah weitere Stromspeicher angeschafft werden.

Foto: Becker Robotic GmbH | Stand der Informationen: Dezember 2022

Ihre Ansprechpartner
Thomas Brühmann
Sebastian Schulze Baek