Das Unternehmen bewirbt sich, nicht der Bewerber
InnovationsIMPULS zeigt neue Wege zur Personalgewinnung in Zeiten von Social Media und Fachkräftemangel
24 Stunden. Länger dauert es weder bei der Bäckerei Wilhelm Geiping noch bei der Dülmener STF Gruppe, einem Dienstleister im Ingenieurbereich, bis ein potentieller neuer Mitarbeiter nach dem Eingang seiner Bewerbung angerufen oder angeschrieben wird. Die Konkurrenz ist groß. Der Fachkräftemangel noch größer.
Die wfc Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld GmbH unterstützt die Unternehmen im Kreis deshalb in diesem Jahr mit vier Intensiv-Workshops zum Thema. Einen Vorgeschmack gab es am Mittwochabend beim InnovationsIMPULS „Neue Wege in der Personalgewinnung“ in den Christophorus-Kliniken in Dülmen. Und die Herausforderungen wurden schnell deutlich: Ein Job ist heute nichts anderes als ein Produkt, das das Unternehmen nach allen Regeln des Online-Marketings verkaufen muss. „Die Bewerbungsmöglichkeiten müssen attraktiv für die Bewerber sein – und nicht anders herum“, sagte Frédéric Dildei, Projekt- und Vertriebsmanager bei der STF Gruppe. Das bedeutet konkret: Bei der STF Gruppe kann man sich seit knapp zwei Jahren einfach per Link auf ein Social-Media-Profil seiner Wahl bewerben. Erscheint der Bewerber passend, wird er – in der Regel innerhalb von 24 Stunden – angerufen, um mehr über ihn zu erfahren. Die Bilanz, die die Dildei am Mittwoch zog, ist eindeutig: 22 Prozent mehr und zugleich qualifiziertere Bewerber. Die Besetzungszeit freier Stellen von der Ansprache bis zur Vertragsunterschrift hat sich von drei Monaten auf sechs Wochen reduziert.
Solche Zahlen wären auch ein Ziel von Ulrike Geiping. Die Bäckerei verlangt von ihren Bewerbern ebenfalls keine umfangreichen Unterlagen mehr. Name, Telefonnummer und wie viele Stunden man arbeiten möchte. Das genügt. Alles weitere zeigt wie bei der STF Gruppe das erste Telefonat. Der Fachkräftemangel besteht trotzdem und die sozialen Medien sind wichtige Faktoren, um ihn zu verringern. Denn sie ermöglichen zum Vorteil der Unternehmen eine Kommunikation in beide Richtungen, wie Jan-Marlo Sokolowski von der Dülmener Sokolowski & Reuver Digital Agentur erklärte. Deshalb probiert die Bäckerei Geiping genau wie die Christophorus-Kliniken als Gastgeber der Veranstaltung im Moment viele neue Wege aus: Aufkleber an Kaffeebechern, riesige Plakate, Flyer, Facebook, Instagram, Workshops mit Unterstützung der Hochschulen, Gespräche mit Mitarbeitern. Die Liste ist lang. „Am Ende ist es wichtig, nicht schwarz-weiß zu denken, sondern alle Möglichkeiten anzuschauen und sich dann das Passende herauszusuchen“, sagte Angele Daalmann, Personalleiterin der Christophorus-Kliniken. „Genau dabei möchten wir mit unseren Intensiv-Workshops in Kooperation mit der STF Gruppe helfen und den Unternehmen das nötige Handwerkszeug mitgeben“, erklärte Dr. Kirsten Tacke-Klaus, Projektleiterin Fachkräftesicherung bei der wfc Kreis Coesfeld. „Modernes Recruiting ist nicht nur notwendig und anders – es macht auch eine Menge Spaß. Das wollen wir heute zeigen.“
Und am Ende gehe es bei allen Bewerbern doch um dasselbe, wie Sandra Tillmann vom münsterischen Ausbildungsportal azubi-me in ihrem Kurzimpuls am Beispiel der Auszubildenden erzählte: „Der Bewerber wird sich für das Unternehmen entscheiden, bei dem er sich wohlfühlt, das sich um ihn bemüht und ihm Wertschätzung entgegenbringt – und zwar nicht nur in der Bewerbungsphase, sondern auch in der Zeit bis zum tatsächlichen Start in den Job.“
Informationen zu den Intensiv-Workshops unter www.wfc-kreis-coesfeld.de