Zukunftsfaktor Ausbildung: Auszeichnung für 30 Unternehmen
Initiative #einfach machen stellt Best-Practice-Beispiele zu Azubi-Gewinnung und -Förderung vor
Wer Azubis gewinnen und dauerhaft im Unternehmen halten möchte, muss ein Umfeld schaf-fen, in dem der Job mehr ist, als nur zur Arbeit zu kommen. Das ist der gemeinsame Nenner jener Unternehmen aus den Kreisen Coesfeld und Borken, die in diesem Bereich vorbildhaft unterwegs sind – und deshalb jetzt in der vierten Runde der Personalarbeitsinitiative #einfach machen unter dem Thema „Zukunftsfaktor Ausbildung“ ausgezeichnet worden sind.
Anregung für andere Unternehmen, um eigene Konzepte zu entwickeln
30 Unternehmen hatten sich insgesamt an dem Aufruf der Initiatoren, der wfc Wirtschafts-förderung Kreis Coesfeld, der WFG für den Kreis Borken, der Agentur für Arbeit Coesfeld und der Regionalagentur Münsterland beteiligt. Alle Best-Practice-Beispiele im Überblick gibt es auf der Homepage der Initiative www.personalarbeit-einfachmachen.de. Sie sollen als Anregung für andere Unternehmen dienen, um eigene Beispiele zu entwickeln und zeigen, welche attraktiven Arbeitgeber und Ausbildungsbetriebe es in der Region gibt.
„Es ist eine Freude zu sehen, welch viele und gute Ideen, Angebote und Projekte die Unter-nehmen entwickelt haben“, sagte Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr vor der Auszeichnung bei der Abschlussveranstaltung. „Man merkt deutlich, wie stark der Fachkräftemangel brennt. Ausbildung ist deshalb einer der besten Wege, um die Fachkräfte von morgen zu sichern. Dass die Unternehmen im Kreis Coesfeld hier mit solcher Power, aber auch mit dem nötigen Fingerspitzengefühl das Thema angehen, macht Mut für die Zukunft.“
Azubipaten unterstützen beim eigenständigen Arbeiten
Eines dieser Beispiele ist die Radwelt Coesfeld. Das Unternehmen überträgt den Azubis von Beginn an Aufgaben, die sie selbstständig und eigenverantwortlich übernehmen. Unterstützung erhalten sie dabei von Nachwuchsführungskräften, die als Azubipaten jederzeit und bei allen Fragen als Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Doch auch die Personalabteilung und die Geschäftsleitung haben immer ein offenes Ohr und helfen – auch bei privaten Problemen. „Wir hatten den Fall, dass einer unserer Azubis unvermittelt bei seinen Eltern ausziehen musste“, erzählte Anja Baumeister, die die Radwelt Coesfeld gemeinsam mit ihrem Bruder und ihren Eltern führt, im Gespräch mit Moderatorin Jeanette Kuhn. „Einer unserer Azubipaten hat ihn dann für mehrere Wochen bei sich aufgenommen. Als bei ihm im Haus dann zufällig eine Wohnung frei wurde, haben wir dem Azubi geholfen, diese Wohnung zu bekommen und auch die Mietbürgschaft übernommen.“
Besondere Kümmerer müssen auch jene Unternehmen sein, die Azubis aus dem Ausland gewinnen (wie die WECON GmbH und die Annengarten Seniorenwohnanlage in Buldern) oder Azubis mit Migrationshintergrund oder Brüchen in den Lebensläufen beschäftigen. Denn hier besteht einerseits ein höherer Aufwand bei den notwenigen Formalitäten, anderseits bedarf es größerer Unterstützung bei der Integration am Arbeitsplatz und vor Ort. Neben einem besonderen menschlichen Engagement, das vielfach schon bei der Azubigewinnung oder durch einen intensiven Onboardingprozess beginnt, setzen die Unternehmen auch auf Benefits.
Digitaler Wandel verändert die Ausbildung
Eine weitere Möglichkeit, um Ausbildung attraktiv zu machen, ist die Digitalisierung und die Anpassung der Ausbildung an die Herausforderungen des digitalen Wandels. Beides stellte Paula Risius vom Institut der Deutschen Wirtschaft Köln in ihrem Impulsvortrag vor. „Azubis müssen heute viele Informationen auf einmal verarbeiten. Es gibt häufig nicht mehr den einigen, richtigen Lösungsweg und die Unsicherheit, was morgen wichtig ist, ist groß“, erklärte Risius. „Deshalb ist das, was viele der ausgezeichneten Unternehmen bereits machen, der richtige Weg: selbstständiges Arbeiten, selbstgesteuertes Lernen. Es ist essenziell wichtig, dass die Azubis lernen, selbstständig Lösung zu entwickeln. Das bedeutet für die Arbeitgeber: Sie müssen auch Fehler zu lassen. Und ihren Ausbildern den Raum geben, um sich weiterzu-bilden und die Ausbildung entsprechen zu verändern.“
Die ausgezeichneten Unternehmen aus dem Kreis Coesfeld
Hupfer Metallwerke, LVM-Versicherungsbüro Falke, HK Consulting, Raumausstatter Werner Hegemann, SG Service Zentral, Sparkasse Westmünsterland, LetterServiceAgentur, Krampe Landtechnik und Metall-bau, Radwelt Coesfeld, Elektrotechnik Gövert, WECON, Resing Lackier- und Karosserie-Zentrum, FINIGLAS Veredelungs GmbH, Annengarten Seniorenwohnanlage Buldern, M2Bau, Franz Ziel GmbH und Kloster Gerleve.
Alle Best-Practice-Beispiele im Überblick unter www.personalarbeit-einfachmachen.de
Bildzeile: 17 Unternehmen aus dem Kreis Coesfeld haben bei der vierten Runde der Initiative #einfach machen eine Auszeichnung für ihre beispielhaften Ideen in der Azubi-Gewinnung und -Förderung erhalten. Foto wfc