Fokus Innovation: Eine Idee zieht Kreise

Metalltechnik Herrendorf hat eine mobile Lastenradbox entwickelt, die im ganzen Kreis Coesfeld gefragt ist

(von Karim Laouari) Von Nordkirchen bis ins rund 7000 Kilometer entfernte North Dakota: Die unscheinbare Produktionshalle von Metalltechnik Herrendorf in der Schlossgemeinde mag vielleicht auf den ersten Blick unscheinbar daherkommen, aber das Unternehmen ist weltweit wegen seiner Expertise in der Metallverarbeitung gefragt. Zu den Kunden gehören große Player wie Daimler Truck, Rolls Royce, Siemens und Lufthansa. Firmengründer und Geschäftsführer Dirk Herrendorf zählt diese Namen mit hörbarem Stolz auf. „Alles, was Rang und Namen hat“ sei vertreten, sagt Herrendorf. Seit 2017 produziert das Unternehmen in Nordkirchen. Vorher war Herrendorf 15 Jahre lang in Werne.

Lastenradbox ist seit April 2022 im Einsatz

Ein Grund für den Erfolg des Unternehmens ist seine Fähigkeit, individuelle Lösungen zu erarbeiten und manchmal auch komplett neue Sparten zu eröffnen. Ein Beweis dafür findet sich nicht weit weg vom Produktionsstandort – genauer gesagt im Wohngebiet Rosenstraße-West. Seit April 2022 kann dort jede und jeder eines von insgesamt drei öffentlichen E-Lastenfahrrädern ausleihen. Gelagert werden die Räder in wetterfesten Metallboxen, die Dirk Herrendorf und sein Team speziell für diese Nutzung entworfen, angefertigt und in ihnen ein paar Kniffs untergebracht haben.

Während andere Kommunen individuelle Förderungen für den Kauf von Lastenrädern anbieten, wollte die Gemeinde Nordkirchen 2020 einen anderen Weg gehen. „Statt nur eine Handvoll Familien zu unterstützen, wollten wir ein Angebot schaffen, das möglichst viele Menschen in Nordkirchen, Südkirchen und Capelle nutzen können“, erklärt Manuel Lachmann, Leiter des Fachbereichs Bauen, Planung, Umwelt der Gemeinde Nordkirchen. Gemeinsam mit Klimaschutzmanagerin Janine Eßmann hat er die Lastenrad-Ausleihe in dieser Form konzipiert.

Dirk Herrendorf hat die Lastenradbox mit nachhaltiger, autarker Stromversorgung auf Initiative der Gemeinde Nordkirchen entwickelt. Foto Karim Laouari/ Gemeinde Nordkirchen

„Und dann haben wir so ein Ding einfach mal gemacht“

Die Gemeinde stellte ihre Idee für eine Lastenradbox Dirk Herrendorf vor. Die Anforderung dabei war: Wenn Räder für jeden ausleihbar sein sollten, mussten sie sicher verstaut werden können. Das Unternehmen ist zwar vor allem auf Schallschutzkabinen spezialisiert. Bei der Anfrage der Gemeinde war Herrendorfs Interesse trotzdem direkt geweckt. „Und dann haben wir so ein Ding einfach mal gemacht“, fasst Herrendorf die nachfolgenden Schritte lapidar zusammen. Etwas ausführlicher erklärt er es dann aber im Anschluss doch.

Die Metallboxen sollten nicht nur das Fahrrad selbst beherbergen, sondern auf der Rückseite auch Platz für einen größeren Akku und Elektrotechnik bieten. Durch ein Photovoltaik-Modul auf dem Dach der Box wird der in die Box integrierte Stromspeicher geladen. Damit lässt sich der Akku des Elektro-Lastenrads zwei- bis dreimal vollständig aufladen. Außerdem ist die Box dadurch nicht an einen festen Stromanschluss gebunden und kann – bei Bedarf – an einen anderen Platz versetzt werden.

Ausleihe mit wenigen Klicks per App

Während Herrendorf die Fahrradgarage baut, kommt die Elektrotechnik ebenfalls aus der Gemeinde, vom Südkirchener Betrieb H + V Energietechnik GmbH & Co. KG. Gebucht und geöffnet wird die Box schließlich per App. Die stellt der Ahauser Entwickler Tobit mit Chayns bereit. So wird die Lastenrad-Ausleihe mit wenigen Klicks denkbar einfach.

Nach rund zwei Jahren Betrieb in Nordkirchen gehören die Lastenräder mit dem auffälligen Gemeinde-Logo vor allem bei schönem Wetter fest zum Ortsbild. Gerade junge Familien nutzen die drei Fahrräder gerne für Ausflüge.

Und auch für Metalltechnik Herrendorf ist die Lastenrad-Box zum Erfolg geworden. Inzwischen hat das Unternehmen die 23. Box aufgestellt. Zu den Abnehmern gehören unter anderem die Städte Dülmen, Olfen, Coesfeld und die Gemeinden Ascheberg und Senden.

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Sabrina Becker