Selbstständig mit Baby – dank Familienunterstützung

Carolin Kirschbaum hat in Lüdinghausen einen Unverpackt-Laden eröffnet und viel Hilfe bei der Kinderbetreuung

Den Wunsch, irgendwann einmal selbst Chefin zu sein, hatte Carolin Kirschbaum schon lange. „Ich mag es, Führung und Verantwortung zu übernehmen“, sagt die Lüdinghausenerin. Einen genauen Plan oder eine Idee gab es aber nicht – bis eine Freundin sie vor vier Jahren mit in einen Unverpackt-Laden in Münster nahm: „Ich war sofort begeistert von dem Feeling dort. Es war ein so entspanntes Einkaufen, das wollte ich auch.“ Aber für den täglichen Bedarf war der Weg nach Münster auf Dauer zu weit – und so entstand die Idee zur Eröffnung des Ich-mags-unverpackt-Ladens.

Gründliche Vorbereitung mit Praktikum und vielen Gesprächen

„Ich habe überlegt, ob das Konzept des Einkaufs ohne überflüssigen Verpackungsmüll auch nach Lüdinghausen passen würde und es hier eine Zielgruppe dafür geben könnte. Denn endlich hatte ich für meinen Wunsch nach Selbstständigkeit das gefunden, das ich von Herzen gerne machen würde“, sagt Carolin Kirschbaum. Sie begann mit den Planungen: Praktikum in einem Kölner Unverpackt-Laden, Gespräche mit den Inhabern eines Unverpackt-Ladens in Münster, Gründungsberatung bei wfc Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld, Prüfung von Fördermöglichkeiten, Businessplan, Banktermine, Ladenlokalsuche. Mit Hilfe der Stadt Lüdinghausen fand Carolin Kirschbaum schließlich passende Räume, die allerdings komplett renoviert und umgestaltet werden mussten.

Der Plan war fertig – und wurde doch kurz darauf wieder umgeschmissen. Denn am gleichen Tag als die Gründerin die Finanzierung durch ihre Bank bekam, hielt sie auch einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand. „Mein erster Gedanke war: Das schaffe ich nie. Doch so schnell wieder der Gedanke gekommen war, war er auch wieder weg. Ich wollte beides – natürlich. Und mit der Unterstützung von Familie und Freunden gelingt das auch“, sagt Carolin Kirschbaum heute, 14 Monate später. Tochter Ella ist mittlerweile fünf Monate alt und der Unverpackt-Laden hat seit seiner Eröffnung im Oktober 2020 viele Stammkunden gewonnen.

Neustart mit ein paar Stunden pro Woche im Laden

Seit rund einem Monat arbeitet die Gründerin ein paar Stunden in der Woche wieder selbst im Laden und kümmert sich vor allem um die Büroarbeit. Die Tochter ist dann meist für ein paar Stunden bei einer der beiden Großmütter. Danach, abends oder am Wochenende übernimmt der Vater. „Ohne diese tolle Unterstützung ginge es nicht. Das ist unser großes Glück“, sagt Carolin Kirschbaum. Um den Verkauf, die Bestellungen und alle Arbeiten, die die Inhaberin zeitlich nicht schafft, kümmern sich zwei Teilzeitkräfte.

Alles ist geregelt. Dennoch liegen anstrengende Zeiten hinter der Gründerin. „Wir haben drei Monate lang mit Familie und Freunden nach deren Feierabend das Ladenlokal renoviert. Dazu die Lieferanten- und Sortimentsauswahl sowie der Aufbau des Businessplans im Vorfeld: Da opfert man deutlich mehr Zeit als in einem normalen Job und arbeitet gefühlt Tag und Nacht“, erinnert sich Kirschbaum. „Es hat sich gelohnt und ich würde es immer wieder tun, keine Frage. Aber es hat mich auch darin bestätigt, mit dem Schritt in die Selbstständigkeit gewartet zu haben, bis ich das gefunden hatte, vom dem ich hundertprozentig überzeugt bin. Sonst hätte ich wahrscheinlich schneller aufgegeben, wenn etwas Unvorhergesehenes passiert.“

Wichtige Unterstützung durch Gründerstipendium NRW

Etwas Unvorhergesehenes wie die Tochter, aber auch etwas Unvorhergesehenes wie der zweite, lange Lockdown in der Corona-Krise. „Meine Selbstständigkeit und die Kinderbetreuung lassen sich dank unserer Familie wirklich gut vereinbaren. Zweifel gab es nur aufgrund des Lockdowns. Aber zum Glück hatte ich eine Unterstützung von monatlich 1000 Euro durch das Gründerstipendium NRW, das ich dank meines Pitches vor der Gründerstipendiums-Jury bei der wfc erhalten habe“, erklärt die Gründerin. „Jetzt freue ich mich darauf, neue Kunden zu gewinnen. Denn es ist eine große Herausforderung, die Menschen zum Umdenken zu bekommen. Unverpackt einzukaufen geht nur sehr bedingt spontan. Es braucht deutlich mehr Planung.“

Gründerstipendium und Gründungsberatung

Mit dem Gründerstipendium NRW unterstützt das Land NRW innovative Gründerinnen und Gründer maximal ein Jahr lang mit einem monatlichen Stipendium von 1000 Euro. Jurysitzungen für Stipendiums-Bewerberinnen und Bewerber finden mehrmals im Jahr bei der wfc Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld statt. Die wfc-Berater Nathalie Reichel und Thomas Brühmann bietet zudem allgemeine und individuelle Gründungsberatungen an.

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