So funktioniert Technologiescouting auch in kleinen Unternehmen

Experte Christopher Langner gibt Tipps für ein effektives Vorgehen

ChatGPT hat es gezeigt: In Rekordgeschwindigkeit ist Künstliche Intelligenz von einer Experten-Technologie zum Mainstream geworden. Auf einmal ist es überall ein Thema. Im Vorteil sind die Unternehmen, die die Chancen von KI frühzeitig erkannt und schon vor dem Hype in ihr Geschäftsmodell integriert haben. Wie sie das geschafft haben? Unter anderem mit Technologiescouting. Denn innovative Trends und Technologien frühzeitig zu erkennen und auf dem neuesten Stand zu bleiben, ist in einer Zeit, in der technologische Innovationen die Art und das Tempo der Veränderungen bestimmen, auch für kleine und mittlere Unternehmen essentiell.

Ein Experte, der besonders kleine Unternehmen dabei unterstützt, ist Christopher Langner, Technologiescout an der Westfälischen Hochschule in Bocholt. Er erklärt, wie Technologiescouting funktioniert und warum es für eigentlich jedes Unternehmen wichtig ist.

Herr Langner, kleine und mittlere Unternehmen haben aktuell besonders viele Herausforderungen – von der Digitalisierung über den Fachkräftemangel bis zu einer nachhaltigeren Ausrichtung – zu meistern. Warum sollten sie zusätzlich noch Zeit ins Technologiescouting investieren?

Kleine Unternehmen können durch Technologiescouting Zugang zu Ressourcen und Innovationen erhalten, die ihnen normalerweise nicht zur Verfügung stehen, und so ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern. Technologiescouting ermöglicht ihnen, ihre Innovationschancen zu nutzen und sich frühzeitig an Veränderungen anzupassen. Sie können ihre Effizienz steigern und Fachkräfte motivieren. Im Grunde ist Technologiescouting eines der wichtigsten Instrumente, um die Zukunft des Unternehmens zu sichern.

Was ist Technologiescouting eigentlich genau?

Technologiescouting ist die gezielte Suche nach neuen Technologien, Innovationen, Trends und Entwicklungen im für das Unternehmen relevanten Marktumfeld mit anschließender Bewertung und Implementierung beziehungsweise Nutzung dieser.

KMU haben begrenztere Ressourcen als große Unternehmen. Wie sollten sie vorgehen, damit der Aufwand überschaubar bleibt?

Es gibt viele Technologie- und Marktforschungstools, wie zum Beispiel unseren Technologiekompass Münsterland. Sie bieten einen Überblick über Technologietrends, Startups und Innovationen. Ein solches Instrument in Zusammenhang mit einer strukturierten Suche sorgt für einen überschaubaren Aufwand, auch für KMU. Mein Tipp: Am besten den oder die Hauptprozesse in mehrere Prozessschritte aufteilen und prüfen, welche Technologie bei einzelnen Schritten in Frage kommen kann. Diese relativ simple Methode hilft dabei, den Scoutingprozess zu strukturieren und den Überblick zu behalten.

Für welche KMU ist Technologiescouting besonders interessant?

Für alle! Selbst wenn es vermeintlich kein Potenzial für neue Technologien im Unternehmen gibt, bin ich überzeugt, dass eine strukturierte Suche Technologien aufzeigen wird, die das Unternehmen in seinem Geschäft weiterbringen.

Welche Vorteile können diese Unternehmen konkret erwarten? Haben Sie ein Beispiel, wie ein KMU vom Technologiescouting profitiert hat?

Eine kontinuierliche Nutzung aktuellster Technologien hat vor allem Vorteile durch Kostensenkungen, Arbeitserleichterungen und den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit. Ein typisches Beispiel dafür ist: Ein KMU im Einzelhandel nutzt das Technologiescouting, um die Kassensysteme zu modernisieren. Nach gründlicher Bewertung wählt es ein System aus, das sowohl die aktuellen Geschäftsanforderungen erfüllt als auch skalierbar für zukünftiges Wachstum ist. Dies führt zu reibungsloseren Betriebsabläufen und verbesserter Kundenerfahrung.

Wie können KMU sicherstellen, dass sie die richtigen Technologien identifizieren und auswählen?

Sie sollten vorab klare Ziele definieren, eine Bedarfsanalyse durchführen und bei der Suche mehrere Quellen nutzen. Haben die Unternehmen passende Technologien gefunden, ist es hilfreich Expertenmeinungen einzuholen und die Suchergebnisse kritisch zu bewerten. Bei der Umsetzung empfiehlt sich es sich, Pilotprojekte zu testen. Das Wichtigste ist jedoch: flexibel bleiben! Und natürlich die wirtschaftlichen Aspekte sowie Fördermöglichkeiten berücksichtigen…

Welche Technologien oder Trends sollten KMU aktuell aus Ihrer Sicht besonders im Auge sollten?

KI und Additive Fertigung! Viele KI-Lösungen können ohne großen Initialaufwand direkt angewendet werden. Zum Beispiel die Künstliche Intelligenz ChatGPT, welche den Arbeitsalttag im Büro deutlich erleichtern kann. Die Additive Fertigung ist besonders interessant, da sie die Umsetzung von neuen Konzepten deutlich erleichtert. Zudem kann Additive Fertigung dabei helfen, dem Bedarf nach individualisierten Produkten gerecht zu werden.

Was sollten Unternehmen bei der Integration von neuen Technologien in ihre Geschäftsmodelle und -prozesse beachten?

Unbedingt die Mitarbeitenden auf dem Weg mitnehmen – und darauf achten, dass sie zu Beteiligten und nicht zu Beleidigten werden! Nur wenn das Personal von Anfang an in den Veränderungsprozess eingebunden ist, besteht Aussicht auf Erfolg.

Mehr Infos zu relevanten Technologien und Technologiescouting gibt es im Technologiekompass Münsterland

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