Werkstätten Karthaus vermitteln Menschen mit Behinderung in Arbeit

Vier Beispiele zeigen gelungene Integration auf dem ersten Arbeitsmarkt über Außenarbeitsplätze

Große Industriemaschinen befüllt Robert Eggemann täglich mit Wischbezügen und Mikrofasertüchern. Nach der chemisch-thermischen Reinigung faltet er die Produkte akribisch zusammen. Ein Fahrer bringt die Reinigungstextilien zurück zu den Gebäuden, die die Firma Kirchhoff betreut. „Die Arbeit macht mir Spaß“, sagt der junge Mann. Seit einem halben Jahr ist er bei der Firma Kirchhoff in Bösensell tätig. Der Hygienegroßhandel bietet ihm einen sogenannten Außenarbeitsplatz, denn eigentlich ist Robert bei den Werkstätten Karthaus (WfbM) beschäftigt. Als wahrliche „Erfolgsgeschichte“ betitelt Jan Kirchhoff die Zusammenarbeit mit Robert Eggemann. „Robert ist total engagiert. Jeder hier schätzt und respektiert ihn“, sagt der Unternehmer, der sich im Vorfeld viele Gedanken gemacht hat, wie er den integrativen Arbeitsplatz im Unternehmen praktisch gestaltet.

Übergangsförderung der Werkstätten Karthaus betreut Unternehmen und Mitarbeitende intensiv

Menschen mit einer Behinderung auf dem Weg in ein Beschäftigungsverhältnis auf dem ersten Arbeitsmarkt zu unterstützen, ist eine zentrale Aufgabe der Werkstätten.. Carolin Schulz aus dem Team der Übergangsförderung in der WfbM vermittelt und begleitet die Menschen an ihrem Außenarbeitsplatz: „Ich suche regelmäßig den Betrieb auf, um im Austausch zu bleiben und um Situationen oder Fragen zu klären. Wir beraten auch, was weitere Tätigkeiten sein können.“

Mit 15.000 Legehennen hat Jonas Lechler auf seinem Bioeierhof einiges zu tun. Hilfe erhält er aus der Nachbarschaft, den Werkstätten Karthaus. „Es waren mehrere Personen zum Probearbeiten da. Sven-Daniel hat schließlich ein Praktikum absolviert“, so Jonas Lechler (Foto links) und ergänzt: „Ich habe gerne Zeit investiert und dafür einen echt zuverlässigen, motivierten Mitarbeiter dazugewonnen.“

Das war vor rund zwei Jahren. Sven-Daniel Hüring holt morgens den Schlüssel ab, geht durch den Stall, prüft den Wasserdruck der Tränke und guckt nach verlegten Eiern. Wenn die Legehennen auf die Wiese flattern, startet er die Sortiermaschine in der Packhalle. Auf zwei Bildschirmen sieht er die Eier, die auf das Förderband strömen und passt dementsprechend die Geschwindigkeit an. „Wenn ich hier bin, vergesse ich die Zeit. Ich bin dann in meinem Modus, kenne die Handgriffe auswendig“, sagt Sven-Daniel Hüring.

Zeitlich begrenztes Praktikum als Chance, um die Zusammenarbeit zu testen

„Es wäre toll, wenn mehr Menschen die Chance bekommen, außerhalb der Werkstätten zu arbeiten“, heißt es von der Übergangsförderdung der WfbM. Starten würden die Arbeitgeber erstmal mit einem zeitlich begrenzten Praktikum, bei dem beide Seiten gucken, ob sie sich eine weitere Zusammenarbeit vorstellen können. Dann bietet der Unternehmer dem Beschäftigten einen Außenarbeitsplatz an mit einem individuellen Stundenlohn und enger Begleitung durch das Team der Übergangsförderung. Sollte sich daraus schließlich eine sozialversicherungspflichtige Anstellung ergeben, übernimmt der Integrationsfachdienst die Betreuung. Zudem erhalten Arbeitgeber einen Lohnkostenzuschuss und Hilfe bei der Arbeitsplatzausstattung.

„Ein Mensch mit Behinderung ist eine Bereicherung für das Team. Vielleicht auch gerade durch seine Andersartigkeit. Das Team muss sich auf den Menschen einstellen“, sagt Hildegard Wilken, die ebenfalls in der Übergangsförderung tätig ist. Ein Beschäftigter aus der WfbM bringe nun mal andere Bedürfnisse, Unterstützungsbedarfe, Hilfsmittel, Fragen, Sichtweisen und Erfahrungen mit.

Weniger Sprachschwierigkeiten dank der Arbeit im Mauritius-Kindergarten

Maleen Bomholt (Foto links), die unter Sprachschwierigkeiten leidet, arbeitet im Mauritius-Kindergarten und erzählt: „Die ersten Wochen waren nicht leicht wegen des Sprechens.“ Die Kollegen und die Kinder haben sich in den vergangenen zehn Monaten an sie gewöhnt.

Ihre Aussprache hätte sich deutlich verbessert und die Kommunikation, die die Kinder stetig einfordern, falle ihr nun leichter. Seit Maleen Bomholt die Weiterbildung als Betreuungskraft absolviert hat und in der Kita arbeitet, ist sie richtig aufgeblüht. Einmal in der Woche führt sie mit den Kindern sogar ein eigenes Bastelangebot durch.

Eigenständig arbeitet auch Jenny Kleußer (Foto links) im Druckhaus Dülmen. Seit Oktober 2022 kuvertiert sie Briefe ein, zählt und verpackt. Die junge Frau fühlt sich wohl und schätzt die ruhige und angenehme Arbeitsatmosphäre. Für Mitarbeiterfeiern oder Ausflüge kommt sie sogar aus dem Urlaub.

Einen Tag in der Woche ist Jenny Kleußer in den Werkstätten, um sich für die Tätigkeit weiter zu qualifizieren. Ihre Arbeitgeber Ralf und Helen Swetlik freuen sich sehr über ihr Engagement und darüber, dass die Werkstätten die fortlaufende Weiterbildung ermöglichen.

Oft sind es idealistische oder ganz persönliche Gründe, die einen Unternehmer dazu bewegen, einen integrativen Arbeitsplatz anzubieten. „Viele Firmen wissen gar nicht, was unsere Leute alles leisten können. Gerne besuchen wir sie und beraten vor Ort individuell“, sagt Carolin Schulz.

Interessierte Unternehmen können unter folgender Mailadresse Kontakt aufnehmen: schulz@werkstaetten-karthaus.de.

Text und Fotos: Werkstätten Karthaus

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