Wirtschaftsförderer der vier Münsterland-Kreise auf der Immobilienmesse „Expo Real“

 

Wirtschaftsförderer der vier Münsterland-Kreise vertreten auf der Immobilienmesse „Expo Real“

„Das Nebeneinander als Chance sehen“

Von Klaus Baumeister

„Ich lebe in Telgte, ich arbeite im Kreis Coesfeld, da komme ich an Münster gar nicht vorbei.“ Dr. Jürgen Grüner ist Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung des Kreises Coesfeld. Über
seine Beziehung zu der Großstadt Münster muss er gar nicht nachdenken. „Ich erlebe sie Tag für Tag.“ Derzeit übt die Region ganz bewusst den Schulterschluss. Erstmals präsentieren sich
die Wirtschaftsförderer der vier Münsterland-Kreise gemeinsam mit ihrem Kollegen Dr. Thomas Robbers von der Wirtschaftsförderung Münster bei der Expo Real in München, der weltgrößten
Messe für Gewerbeimmobilien.

„Das war ein hartes Stück Arbeit“, freut sich Thomas Robbers. „Ich bin so froh, dass die weißen Flecken von der Landkarte endlich verschwunden sind.“ Auf einer theoretischen Ebene habe
sich längst die Erkenntnis durchgesetzt, „dass Standortmarketing nur auf regionaler Ebene funktioniert“, so Petra Michalczak-Hülsmann von der Wirtschaftsförderung des Kreises Warendorf.

Gute Perspektiven für Absolventen

Gleichwohl war der Weg zum gemeinsamen Auftritt sehr steinig. „Es geht auch ums Geld“, spricht Robbers Klartext. Für Birgit Neyer von der Wirtschaftsförderung des Kreises Steinfurt
umfasst ihre Arbeit weitaus mehr als das Vermarkten von Gewerbegrundstücken: „Die Attraktivität einer Kommune kann man von ihrer Attraktivität für die Wirtschaft nicht trennen.“

Den Fachkräftemangel zu verhindern, bezeichnet ihr Kollege Dr. Heiner Kleinschneider als zentrale Zukunftsaufgabe. Münster mit seinen vielen Hochschulen und dem breiten Kulturangebot
kommt dabei eine zentrale Aufgabe zu. „Führungskräfte wohnen gern in Münster“, weiß zum Beispiel Michalczak-Hülsmann. Umgekehrt werde auch ein Schuh raus. So biete der im Kreis Warendorf sehr stark vertretene Anlagen- und Maschinenbau gute Perspektiven für Absolventen der Ingenieur-Studiengänge der Fachhochschule Münster.

„Wir haben das, was Münster nicht mehr hat, nämlich Platz.“

Überhaupt das produzierende Gewerbe: Handwerk und Industrie prägen das Münsterland mehr als Wissenschaft und Dienstleistung, in Münster ist es umgekehrt. Das Nebeneinander
von Metropole und ländlichem Raum empfinden alle fünf Wirtschaftsförderer eher als Chance denn als Risiko. „Manche wohnen lieber in der Stadt, manche lieber auf dem Land, im Münsterland
bieten wir beides“, freut sich Michalczak-Hülsmann.

Bei so viel Harmonie verhehlt der Coesfelder Wirtschaftsförderer Grüner nicht, dass „es auch immer wieder Momente der Konkurrenz gibt“. Nämlich dann, wenn die ganz banale Frage anstehe, wo sich nun ein Unternehmen ansiedele – in der eigenen oder in der Nachbarkommune? Ganz abgesehen davon ist Grüner weit davon entfernt, in Ehrfurcht vor der leistungsstarken Großstadt zu erstarren. Er benennt die Vorzüge des Umlandes: „Wir haben das, was Münster nicht mehr hat, nämlich Platz.“

Gute Netzwerkarbeit untereinander

Das in München sichtbar gewordene Miteinander von Münster und Münsterland hat aber auch ganz pragmatische Gründe, betonen die fünf Wirtschaftsförderer. Den Ausbau des Breitbandnetzes
halten sie für elementar wichtig. „Die Telekom hat den ländlichen Raum jahrelang vernachlässigt“, klagt Dr. Kleinschneider. Auch die Qualität der Verkehrs-Infrastruktur könne nur ausgebaut
oder zumindest gehalten werden, wenn es einen regionalen Konsens gebe. Von regional ausgerichteten Förderprogrammen ganz zu schweigen.

Das Fazit der Wirtschaftsförderer: Die Region ist weiter als die oft sehr kirchturmorientierte Kommunalpolitik vermuten lässt. Michalczak-Hülsmann drückt es so aus: „Unser gemeinsamer Stand in München dokumentiert, wie gut das Netzwerk inzwischen funktioniert.“