Wirtschaft zeigt sich weiter robust: wfc stellt Jahresbilanz 2023 vor

Angebote zur Fachkräftegewinnung und treibhausgasneutraler Transformation ausgebaut

Die schwächelnde Konjunktur mit einer spürbaren Zurückhaltung bei Aufträgen und Konsum hat es auch den Unternehmen im Kreis Coesfeld 2023 nicht leicht gemacht. Dennoch gelang es ihnen wie in den Vorjahren den zahlreichen wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen erfolgreich zu trotzen. „Die Situation der Unternehmen im Kreis Coesfeld stellt sich insgesamt nach wie vor gut dar. Das wird unter anderem daran deutlich, dass die Arbeitslosenquote nur leicht von 3,1 auf 3,5 Prozent gestiegen ist und zu einem großen Teil in dem starken Zuzug geflüchteter Menschen, insbesondere aus der Ukraine, begründet ist. Der konjunkturelle Anstieg beträgt lediglich 0,1 Prozentpunkte“, erklärte Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr bei der Vorstellung der Jahresbilanz der wfc Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld GmbH. „Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten hat sogar weiter zugenommen – von rund 74.500 auf 75.500.“

Fachkräftemangel als größte Herausforderung

Deutlich spürbar waren im Kreis Coesfeld jedoch die Auswirkungen des demographischen Wandels und damit des Fachkräftemangels. „Ausreichend Fachkräfte zu finden, nannten 2023 in Gesprächen nahezu alle Unternehmen unabhängig von Branche, Größe oder Standort als Herausforderung, die das Wachstum und die Geschäftsaussichten beeinträchtigen“, erklärte Dr. Jürgen Grüner, Geschäftsführer der wfc Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld. „Um die Unternehmen für diese Herausforderung zu stärken, haben wir 2023 zusätzlich zu unseren etablierten Beratungs- und Informationsangeboten einen besonderen Fokus auf die Unterstützung der Gewinnung von Fachkräften aus dem Ausland, die Automatisierung als Baustein zur Bewältigung des Fachkräftemangels und das betriebliche Gesundheitsmanagement gelegt.“

Zu den neuen Angeboten zählt unter anderem JobGesund. Dabei begleiten Expertinnen und Experten kleine und mittlere Unternehmen in einer kleinen Gruppe Schritt für Schritt dabei, ein eigenes betriebliches Gesundheitsmanagement einzuführen. Automatisierungspotenziale identifizieren und heben kann SAM. Die „Strukturierte Automatisierungs-Methode“, die die Westfälische Hochschule Bocholt entwickelt hat, geht nach der Pilotphase in 2023 jetzt ins Rollout. Gemeinsam mit dem Münsterland e.V., der Agentur für Arbeit Coesfeld und weiteren Partnern entwickelt die wfc das Unterstützungsangebot „Welcome Guides“. Es soll Arbeitgebenden dabei helfen, das Onboarding der Fach- und Arbeitskräfte aus dem Ausland sowohl im Betrieb als auch im Lebensumfeld bestmöglich zu gestalten und sie so möglichst dauerhaft zu binden.

Intensive Unterstützung für treibhausgasneutrale Transformation

Die zweite Herausforderung, die sich 2023 deutlich gezeigt hat, war die treibhausgasneutrale Transformation – und die damit verbundenen Voraussetzungen. „Wenn Wasserstoff zu einem zentralen Energieträger der Energiewende werden soll, müssen regionale Verteilinfrastrukturen aufgebaut und die Wasserstoffnutzung im energieintensiven Gewerbe gefördert werden“, erläutert Dr. Jürgen Grüner. Damit dies gelingt, hat die wfc in Regionalkonferenzen die konkreten Perspektiven für Unternehmen entlang der vier Wasserstoff-Pipelines, die durch den Kreis Coesfeld führen werden, vorgestellt.

Um den Zugang zu den Transportnetzen durch Netzkopplungspunkte zu sichern, führt sie zudem gemeinsam mit den Kommunen intensive Gespräche mit den Transportnetzbetreibern. Da im Bereich Rosendahl/Coesfeld die erste Pipeline in Betrieb gehen soll, lag der Fokus 2023 vor allem hier. Um nachhaltiges Wirtschaften auch in den Geschäftsmodellen zu verankern, hat die wfc 2023 gemeinsam mit der FH Münster und weiteren Partnern mit dem Aufbau des INW Coesfeld – Institut für nachhaltige Wertschöpfung begonnen. Es wird als Institut von der heimischen Wirtschaft getragen und als Studienort der FH Münster insbesondere auf die Entwicklung und Einführung nachhaltiger Geschäftsmodelle in den Unternehmen fokussiert werden.

Fördermöglichkeiten für Digitalisierungsprojekte verringern sich weiter

Ein weiteres zentrales Thema im vergangenen Jahr, das sich jedoch schwieriger als in den Vorjahren gestaltete, war die Unterstützung der Unternehmen bei der Digitalisierung. Denn sowohl der Bund als auch das Land NRW ließen 2023 zahlreiche der während der Corona-Pandemie eingeführten Förderprogramme ersatzlos auslaufen. Andere Programme wurden auf Losverfahren umgestellt und damit eine mögliche Unterstützung für die Unternehmen nicht mehr planbar. Diese Bremswirkungen bei der Umsetzung von Digitalisierungsvorhaben wirkte sich entsprechend auf die Nachfrage nach der Innovations- und Digitalisierungsberatung der wfc aus.

Beim wichtigen Standortfaktor der digitalen Infrastruktur haben sich die Voraussetzungen in 2023 erneut verbessert. Die Glasfaserversorgung liegt nach Abschluss noch laufender Arbeiten bei 95 Prozent der Adressen – eine Steigerung um drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit hat der Kreis Coesfeld seine Spitzenposition in NRW weiter gefestigt und fast alle Städte und Gemeinden gelten als vollständig erschlossen. Lediglich in Coesfeld bestehen in der Innenstadt und im südwestlichen Stadtgebiet noch größere Lücken.

Hohe Netzabdeckung bei Glasfaser und Mobilfunk

Auch beim Mobilfunk ist die Versorgung auf hohem Niveau. Das maßgebliche 4G/LTE-Netz deckt, nach Beendigung der laufenden Projekte, je nach Anbieter etwa 80 bis 88 Prozent der Fläche ab. Für die meisten der dann noch bestehenden Lücken stehen mit Hilfe der Daten, die die wfc nach der Mobilfunkmessung mit Hilfe von Müllsammelfahrzeugen ausgewertet hat, auch bereits die nächsten Schritte fest. Parallel dazu bauen die Netzbetreiber zunehmend die 5G-Netze aus.

Unser digitaler, interaktiver Geschäftsbericht 2023 zum Nachlesen und Zuhören: wfc Geschäftsbericht 2023

Bildzeile: Der Aufsichtsrat der wfc beim Blick in den Geschäftsbericht für 2023. Foto Carsten Wendler/ VR-Bank Westmünsterland

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Dr. Jürgen Grüner