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Autor: Sabrina Becker

Wirtschaft aktuell | Ausgabe 1/2025

Fachwissen zu aktuellen Themen, aber mit Blick auf die Besonderheiten und spezifischen Bedürfnisse der Unternehmen in der Region – das bietet die Zeitschrift „Wirtschaft aktuell“. Sie ist Plattform für alle relevanten Informationen und neuen Trends, Beispielgeber, Kooperationsförderer und zeigt die Ansprechpartner vor Ort.

In der ersten Ausgabe 2025, die Mitte April 2025 erschienen ist, geht es in der Titelstory um den Gewerbe-/Wirtschaftsbau. Während es im Hochbau bei Büroimmobilien, Lagerhallen oder Hotels laut dem Zentralverband Deutsches Baugewerbe 2024 eine schwächere Nachfrage gab, verzeichnete der Tiefbau – dazu zählen zum Beispiel der Schienenausbau, Stromtrassen oder der Breitbandausbau – dank Energie- und Mobilitätswende ein Umsatzplus.

Wir zeigen, wie sich die oftmals familiengeführten kleinen und mittelständischen Unternehmen im Münsterland trotz der Konjunkturflaute gut, aber vor allem breit, innovativ und nachhaltig aufgestellt haben, um Geschäftsfelder, in denen es gerade weniger Aufträge gibt, auszugleichen.

Außerdem stellt sich die Gemeinde Nordkirchen als Wirtschaftsstandort vor.

Weitere aktuelle Themen aus dem Kreis Coesfeld sind unter anderem:

  • Welcome-Guide-Workshopreihe zeigt, wie das Recruiting und Onboarding von Fachkräften aus Drittstaaten gelingt
  • Best-Practice-Beispiele zum Onboarding von Fachkräften aus Drittstaaten und der Beschäftigung von Helfern über die Westbalkan-Regelung
  • Blick in die Niederlande als Vorreiter des zirkulären Bauens
  • Grüner Wasserstoff: Überblick über die geplanten Angebote in der Hydrogen-Valley-Bewerbung
  • LoRaWan: Aufbau des Datennetzes und Start von Pilotprojekten in diesem Jahr
  • 2024 im Rückblick: wfc stellt ihre Jahresbilanz vor

Link zur Ausgabe 1/2025

Ihr Ansprechpartner
Sabrina Becker

wfc-Jahresbilanz: Wirtschaft im Kreis Coesfeld spürt die Herausforderungen

wfc reagiert auf veränderte Rahmenbedingungen mit neuen Angeboten

Die anhaltenden Herausforderungen in der globalen Wirtschaft sind 2024 auch am Kreis Coesfeld nicht spurlos vorbeigegangen. Besonders im Baugewerbe, seinen vor- und nachgelagerten Bereichen sowie im verarbeitenden Gewerbe war ein Abschwung zu beobachten. „Trotz des damit einhergehenden Anstiegs der Arbeitslosenquote auf 4,1 Prozent am Jahresende, haben wir weiterhin die niedrigste Arbeitslosenquote in NRW“, erklärte Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr bei der Vorstellung der Jahresbilanz der wfc Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld GmbH. „Dies und der weitere Zuwachs an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von rund 75.500 auf gut 76.000 zeigen, dass der Arbeitsmarkt und die Unternehmen im Kreis Coesfeld widerstandsfähig sind.“

Innovation, Anpassungsfähigkeit und Nachhaltigkeit machen den Unterschied

Damit das so bleibt unterstützt die wfc die Unternehmen nicht nur bei den aktuellen Herausforderungen, sondern hat auch die Zukunftsfähigkeit des Standorts fest im Blick. „Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass gerade in unsicheren Zeiten Innovationen, Anpassungsfähigkeit, eine starke regionale Vernetzung und leistungsfähige Infrastrukturen vor allem für Digitalisierung und Nachhaltigkeit entscheidend sind – alles Bereiche, in denen wir seit vielen Jahren den Kreis Coesfeld erfolgreich weiterentwickeln“, erläuterte wfc-Geschäftsführer Dr. Jürgen Grüner.

2024 hat die wfc deshalb in nahezu allen Handlungsfeldern für die Vorbereitung verschiedener neuer Angebote genutzt, die entweder bereits im vergangenen Jahr gestartet sind oder es in diesem Jahr tun werden.   

  • Gründung: Im August 2024 hat die wfc erstmals gemeinsam mit der WFG für den Kreis Borken und der Sparkasse Westmünsterland den Gründungspreis Westmünsterland verliehen. Ziel ist es, die Gründungsbereitschaft zu steigern und die attraktive Gründungsszene des Westmünsterlandes zu zeigen. Zu den fünf Finalisten gehörten aus dem Kreis Coesfeld das tiergestützte Kinderhospiz Gut Feismann und Pulverbeschichter NanoCoat. Die Bewerbungsphase für den nächsten Gründungspreis startet in diesem Spätsommer.
    Mit dem Verbundprojekt „Grünes Gründen Münsterland“, das im März 2024 gestartet ist, zeigt die wfc gemeinsam mit ihren Partnern, welche Vorteile die Integration von nachhaltigen und ökologischen Aspekten in die Gründungsidee hat und unterstützt Gründende, die entsprechende Ansätze in ihr Gründungsvorhaben integrieren möchten.
  • Unternehmensservice: Die Nachfrage nach Beratungen ist in allen Bereichen weiter gestiegen. Da besonders das Thema Nachfolge immer mehr an Bedeutung gewinnt, hat die wfc das Angebot einer digitalen Nachfolge-Sprechstunde entwickelt. Zudem hat sie gemeinsam mit Partnern einen Antrag für ein Nachfolge-Projekt beim Regio.NRW-Wettbewerb eingereicht. Durch innovative Maßnahmen und gezielte Förderung der digitalen und ökologischen Transformation sollen KMU beim Generationenwechsel unterstützt und Unternehmensschließungen vermieden werden.
  • Fachkräfte: Die Gewinnung und das Onboarding von Fachkräften aus dem Ausland, das betriebliche Gesundheitsmanagement und die Potentiale von Automatisierung und KI, um dem Fachkräftemangel zu begegnen, standen 2024 im Fokus der wfc-Angebote im Bereich Fachkräfte – und werden es auch 2025 tun. So stellte die wfc mit der Initiative #einfachmachen 20 neue Best-Practice-Beispiele zur Fachkräftegewinnung aus dem Ausland vor und erarbeitete gemeinsam mit dem Service Onboarding@Münsterland und weiteren Partnern das Workshop-Angebot der Welcome-Guides, um die Unternehmen direkt zu unterstützen.
  • Innovation und Digitalisierung: Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz und die Erhöhung der Cybersicherheit waren die zentralen Themen in 2024. Da Land und Bund noch weitere Förderprogramme für Innovations- und Digitalisierungsprojekte beendet oder deren Attraktivität verringert haben, hat die wfc in 2024 die praxisnahen Impulse und Workshops zum Thema weiter ausgebaut und an neuen Angeboten zur stärken Vernetzung von KMU mit Startups gearbeitet.
  • Nachhaltigkeit: Anfang 2024 hat das Institut für nachhaltige Wertschöpfung (INW) Coesfeld als An-Institut der FH Münster seine Arbeit aufgenommen. Es unterstützt die Unternehmen bei der effizienten und strukturierten Umsetzung von Nachhaltigkeit, insbesondere in der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Die wfc kooperiert dabei eng mit dem INW. Weitere zentrale Themenfelder der wfc im Nachhaltigkeitsbereich waren alternative Kraftstoffe im regionalen Güterverkehr und der Anschluss möglichst aller Kommunen an das künftige Wasserstoff-Netz. Neben dem Aufbau der Wasserstoffinfrastruktur standen auch die Vorbereitungen für die Nutzung von Wasserstoff in der Produktion auf der Agenda – unter anderem durch eine Bewerbung des Münsterlandes, der Emscher-Lippe-Region und der Provinzen Overijssel und Gelderland als „Hydrogen Valley“ im „Clean hydrogen Program“ der EU.
  • Digitale Infrastruktur: Im Bereich der Glasfaser- und Mobilfunkversorgung hat der Kreis Coesfeld seine Spitzenposition in NRW weiter gefestigt. Noch am Anfang steht dagegen das Netz für das „Internet der Dinge“, um kleine Datenmengen zu sammeln und automatisiert über große Reichweiten zu übertragen. Gemeinsam mit einer interkommunalen Arbeitsgruppe hat die wfc der Aufbau des LoRaWan-Netzes in den Städten und Gemeinden des Kreises geplant. Im Laufe dieses Jahres sollen erste Anwendungen wie Passant*innen-Messungen in Innenstädten, Füllstandssensoren an Mülleimern oder Bodenfeuchtsensoren für die effektive Bewässerung städtischer Bäume getestet werden.

Hier geht es direkt zum digitalen Geschäftsbericht https://wfc-kreis-coesfeld.pageflow.io/wfc-geschaeftsbericht-2024

Bildzeile: Der Aufsichtsrat der wfc blickte auf die Arbeit der Wirtschaftsförderung in 2024 zurück (v.l.): Sebastian Täger (Bürgermeister der Gemeinde Senden), Heinrich-Georg Krumme (Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Westmünsterland und stv. Vorsitzender des wfc-Aufsichtsrats), Dr. Jürgen Grüner (wfc-Geschäftsführer), Dr. Christian Schulze Pellengahr (Landrat und Vorsitzender des wfc-Aufsichtsrats), Matthias Entrup (Vorstandsmitglied der Volksbank Westmünsterland eG), Thomas Brühmann (wfc-Prokurist), Heiko Hüntemann (stv. Vorstandsmitglied der Sparkasse Westmünsterland) und Norbert Vogelpohl (Kreistagsabgeordneter). Foto Kreis Coesfeld/Insa Waltermann

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Dr. Jürgen Grüner

Fachkräfte aus dem Ausland erfolgreich integrieren

Neue Workshop-Reihe im Münsterland: „Betriebliche Welcome Guides“

Kick-off für eine starke Willkommenskultur im Münsterland: Praxisnahe Strategien, um Fachkräfte aus dem Ausland zu gewinnen und zu integrieren, standen im Mittelpunkt des ersten Workshops der neuen Reihe „Betriebliche Welcome Guides“ am Mittwoch, 12. März 2025, in Dülmen. Der Service Onboarding@Münsterland des Münsterland e.V. hat das Angebot gemeinsam mit den Wirtschaftsförderungsgesellschaften der Münsterland-Kreise und der Agentur für Arbeit Coesfeld entwickelt.

Netzwerk für den Austausch zur Integration von Fachkräften

„Ziel unseres Kooperationsprojektes ist es, Arbeitgebende im Münsterland mit der Workshop-Reihe für das Thema der Beschäftigung von Fachkräften aus Drittstaaten zu sensibilisieren und ihnen mit konkreten Praxis-Tipps den Einstieg zu erleichtern. Zudem wollen wir die Teilnehmenden aller Workshops nachhaltig miteinander in den Austausch bringen und ein Welcome Guide-Netzwerk aufbauen, damit sie untereinander von den Erfahrungen der anderen profitieren“, so Monika Leiking. „Wichtig ist uns dabei, dass die Workshops so kompakt wie möglich und so ausführlich wie nötig die wichtigsten Informationen rund um das Thema Fachkräfte aus dem Ausland zu vermitteln“, ergänzt Dr. Kirsten Tacke-Klaus von der wfc Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld GmbH, die gemeinsam mit Monika Leiking durch den Tag führte.

Welche Vorteile der Austausch bringen kann, zeigte bereits der ausgebuchte Kick-off-Workshop in Dülmen. Den Einstieg ins Thema übernahm Sophie Niehues von der Agentur für Arbeit Coesfeld und vermittelte den Teilnehmenden einen Überblick über die rechtlichen und formalen Voraussetzungen für die Anwerbung und Beschäftigung von Fach- und Arbeitskräften aus Drittstaaten.

Onboarding-Konzept des Caritasverbands für den Kreis Coesfeld als Blaupause

Wie die ersten Kontakte zu den Fachkräften gestaltet werden können und wie es weitergehen kann, wenn die Fachkraft eingereist ist, stellte der Caritasverband für den Kreis Coesfeld e.V. mit seinem detaillierten Onboarding-Konzept als Blaupause vor. Dabei wurde direkt deutlich: Integration ist eine gemeinsame Aufgabe der Fachkraft aus dem Ausland, des Unternehmens und der bereits vorhandenen Beschäftigten.

„Wenn das Team schon vor dem Prozess der Fachkräftegewinnung aus dem Ausland miteinbezogen und vorbereitet wird, lassen sich viele späteren Konflikte und Missverständnisse vermeiden“, erklärte Anne Gauselmann vom Fachdienst Integration und Migration des Caritasverbands. „Oft geht es um die Frage, warum die Fachkraft aus dem Ausland mehr Unterstützung als andere bekommt – beispielsweise bei der Wohnungssuche oder einem längeren Urlaub. All das sollte vorher im Unternehmen abgestimmt werden“, ergänzte ihre Kollegin Majda Mchiche.

Interkulturelle Schulungen fördern Verständnis untereinander

Hilfreich seien zudem interkulturelle Schulungen, um Verständnis für die Besonderheiten fremder Kulturen zu wecken, sowie Mentoren oder Paten innerhalb des Unternehmens, damit die Fachkräfte immer einen direkten Ansprechpartner haben. Sechs Bausteine umfasst das Onboarding-Konzept der Caritas insgesamt: Teamsensibilisierung, Willkommenskultur, Familiennachzug, Überwindung von Sprachbarrieren, Wohnraum und persönliche Weiterentwicklung.

Unterstützung für Fachkräfte auch beim Ankommen am Lebensort

Das erfolgreiche Ankommen am Lebensort nahm im Anschluss Monika Leiking in den Blick. „Damit Fachkräfte aus dem Ausland dauerhaft bleiben, ist es wichtig, dass Unternehmen ihnen helfen, sich auch außerhalb des Arbeitsplatzes zu integrieren“, erklärte Leiking. „Das bedeutet beispielsweise, ihnen die lokalen Freizeitangebote und Vereinskultur zu erklären und sie gegebenenfalls bei den ersten Kontaktaufnahmen vor Ort begleiten.“ Der regionale Service Onboarding@Münsterland unterstützt Arbeitgebende mit einem persönlichen Beratungsservice und mit der Website „Welcome Internationals“, um Fachkräften aus dem Ausland in persönlichen Gesprächen oder online den Lebensstandort Münsterland näher zu bringen.   

Die nächsten Termine

Die nächsten Welcome-Guide-Tages-Workshops finden am 22. Mai 2025 im Kreis Borken, am 16. September 2025 im Kreis Warendorf und am 19. November 2025 im Kreis Steinfurt statt. Ein Termin in Münster folgt Anfang 2026.

Die Workshop-Teilnehmenden haben darüber hinaus die Möglichkeit, sich bei Online-Treffen über die eigenen Erfahrungen und Strategien oder bestehende Fragen auszutauschen.

Link zur Homepage für Arbeitgebende: www.muensterland.com/internationals

Link zur Homepage für Fachkräfte aus dem Ausland: www.muensterland.com/welcome-internationals

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STF Gruppe: Innerer Antrieb zur Suche nach neuen Lösungen

NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur besucht Unternehmen auf ihrer Innovationstour

Die reale Welt in digitale Modelle übertragen: Mit dieser Methode optimiert die STF Gruppe Prozesse ihrer Kunden und ermöglicht es ihnen, Entscheidungen auf der Basis fundierter Daten zu treffen und Projekte präziser zu steuern. Die Bandbreite reicht dabei von der Standortplanung für Mobilfunkantennen bis zum Energiemanagement von Gebäuden. Immer im Blick sind dabei die Möglichkeiten, die Angebote durch die Möglichkeiten der Digitalisierung attraktiver und effizienter zu machen.

Dialog über Innovationskraft und die notwendigen Rahmenbedingungen dafür

Auf Vorschlag der IHK Nord Westfalen hat deshalb NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur die STF Gruppe auf ihrer Innovation-Tour als ein Unternehmen ausgewählt, das sich durch eine besondere Innovationskompetenz auszeichnet. Mehr als zwei Stunden hört die Ministerin aufmerksam zu, fragt gezielt nach, diskutiert, will „nicht einfach einen Termin abreißen“. Sie möchte wissen, woher die STF Gruppe ihre Innovationskraft nimmt und welche Rahmenbedingungen Unternehmen brauchen, um Innovationen erfolgreich umzusetzen. Um das zu erklären, hat das Ingenieurunternehmen aus Dülmen, das an 20 Standorten über 600 Mitarbeiter aus 34 Nationen beschäftigt, in sein Büro in Münster eingeladen.

Schnell wird klar, dass der Erfolg ein Zusammenspiel von vielen Faktoren ist. Zentral sind die fachliche Kompetenz und die Qualität der Arbeit, aber auch der Team- und Innovationsgeist mit vielen interdisziplinären Austauschmöglichkeiten, der die Unternehmenskultur ganz offensichtlich über alle Standorte hinweg prägt.

Gezielte Investitionen in Forschung und Entwicklung

Die Grundvoraussetzung aber ist: „Wir investieren sehr gezielt in Forschung und Entwicklung“, betont Stefan Feldmann. Der geschäftsführende Gesellschafter der STF Gruppe freut sich über den Besuch und die damit verbundene Anerkennung durch die Ministerin. Er macht klar: „Wir sind überzeugt, dass digitale Technologien eine zentrale Rolle bei der nachhaltigen Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft spielen und investieren entsprechend.“

Sein Sohn Felix Feldmann, inzwischen selbst in der Geschäftsführung, bezeichnet seinen Vater als visionären Vorausdenker für das Unternehmen, der immer mahne, nicht (zu lange) in den Rückspiegel zu schauen, da sonst ein Auffahrunfall drohe. „Alle, die hier arbeiten haben eine hohe intrinsische Motivation, zu optimieren, neue Lösungen zu finden“, betont Felix Feldmann. Das Durchschnittsalter der Belegschaft liegt bei 36, er selbst ist 27 Jahre, „genauso alt wie das Unternehmen“, merkt sein Vater an.

Neubau in Bösensell bildet als Reallabor ganzes Leistungsspektrum der STF Gruppe ab

Für 13 Millionen Euro baut STF aktuell einen neuen Unternehmenssitz in Senden-Bösensell, einen Campus, der als Reallabor das ganze Leistungsspektrum des Unternehmens zeigen und direkt erfahrbar machen soll. Genau in diesem breiten Leistungsspektrum in Kombination mit der Flexibilität eines mittelständischen Unternehmens sieht Stefan Feldmann einen Wettbewerbsvorteil. Aber: Das Innovationspotenzial könnte viel größer sein. „Es wird gehemmt durch Bürokratie und langwierige Prozesse. Es sollten Rahmenbedingungen geschaffen werden, mit denen wir sinnvoll handeln können und unterstützen gerne mit unseren Erfahrungen.“

Text: Guido Krüdewagen/ IHK Nord Westfalen, Fotos: wfc

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Dr. Jürgen Grüner

Werkstätten Karthaus vermitteln Menschen mit Behinderung in Arbeit

Vier Beispiele zeigen gelungene Integration auf dem ersten Arbeitsmarkt über Außenarbeitsplätze

Große Industriemaschinen befüllt Robert Eggemann täglich mit Wischbezügen und Mikrofasertüchern. Nach der chemisch-thermischen Reinigung faltet er die Produkte akribisch zusammen. Ein Fahrer bringt die Reinigungstextilien zurück zu den Gebäuden, die die Firma Kirchhoff betreut. „Die Arbeit macht mir Spaß“, sagt der junge Mann. Seit einem halben Jahr ist er bei der Firma Kirchhoff in Bösensell tätig. Der Hygienegroßhandel bietet ihm einen sogenannten Außenarbeitsplatz, denn eigentlich ist Robert bei den Werkstätten Karthaus (WfbM) beschäftigt. Als wahrliche „Erfolgsgeschichte“ betitelt Jan Kirchhoff die Zusammenarbeit mit Robert Eggemann. „Robert ist total engagiert. Jeder hier schätzt und respektiert ihn“, sagt der Unternehmer, der sich im Vorfeld viele Gedanken gemacht hat, wie er den integrativen Arbeitsplatz im Unternehmen praktisch gestaltet.

Übergangsförderung der Werkstätten Karthaus betreut Unternehmen und Mitarbeitende intensiv

Menschen mit einer Behinderung auf dem Weg in ein Beschäftigungsverhältnis auf dem ersten Arbeitsmarkt zu unterstützen, ist eine zentrale Aufgabe der Werkstätten.. Carolin Schulz aus dem Team der Übergangsförderung in der WfbM vermittelt und begleitet die Menschen an ihrem Außenarbeitsplatz: „Ich suche regelmäßig den Betrieb auf, um im Austausch zu bleiben und um Situationen oder Fragen zu klären. Wir beraten auch, was weitere Tätigkeiten sein können.“

Mit 15.000 Legehennen hat Jonas Lechler auf seinem Bioeierhof einiges zu tun. Hilfe erhält er aus der Nachbarschaft, den Werkstätten Karthaus. „Es waren mehrere Personen zum Probearbeiten da. Sven-Daniel hat schließlich ein Praktikum absolviert“, so Jonas Lechler (Foto links) und ergänzt: „Ich habe gerne Zeit investiert und dafür einen echt zuverlässigen, motivierten Mitarbeiter dazugewonnen.“

Das war vor rund zwei Jahren. Sven-Daniel Hüring holt morgens den Schlüssel ab, geht durch den Stall, prüft den Wasserdruck der Tränke und guckt nach verlegten Eiern. Wenn die Legehennen auf die Wiese flattern, startet er die Sortiermaschine in der Packhalle. Auf zwei Bildschirmen sieht er die Eier, die auf das Förderband strömen und passt dementsprechend die Geschwindigkeit an. „Wenn ich hier bin, vergesse ich die Zeit. Ich bin dann in meinem Modus, kenne die Handgriffe auswendig“, sagt Sven-Daniel Hüring.

Zeitlich begrenztes Praktikum als Chance, um die Zusammenarbeit zu testen

„Es wäre toll, wenn mehr Menschen die Chance bekommen, außerhalb der Werkstätten zu arbeiten“, heißt es von der Übergangsförderdung der WfbM. Starten würden die Arbeitgeber erstmal mit einem zeitlich begrenzten Praktikum, bei dem beide Seiten gucken, ob sie sich eine weitere Zusammenarbeit vorstellen können. Dann bietet der Unternehmer dem Beschäftigten einen Außenarbeitsplatz an mit einem individuellen Stundenlohn und enger Begleitung durch das Team der Übergangsförderung. Sollte sich daraus schließlich eine sozialversicherungspflichtige Anstellung ergeben, übernimmt der Integrationsfachdienst die Betreuung. Zudem erhalten Arbeitgeber einen Lohnkostenzuschuss und Hilfe bei der Arbeitsplatzausstattung.

„Ein Mensch mit Behinderung ist eine Bereicherung für das Team. Vielleicht auch gerade durch seine Andersartigkeit. Das Team muss sich auf den Menschen einstellen“, sagt Hildegard Wilken, die ebenfalls in der Übergangsförderung tätig ist. Ein Beschäftigter aus der WfbM bringe nun mal andere Bedürfnisse, Unterstützungsbedarfe, Hilfsmittel, Fragen, Sichtweisen und Erfahrungen mit.

Weniger Sprachschwierigkeiten dank der Arbeit im Mauritius-Kindergarten

Maleen Bomholt (Foto links), die unter Sprachschwierigkeiten leidet, arbeitet im Mauritius-Kindergarten und erzählt: „Die ersten Wochen waren nicht leicht wegen des Sprechens.“ Die Kollegen und die Kinder haben sich in den vergangenen zehn Monaten an sie gewöhnt.

Ihre Aussprache hätte sich deutlich verbessert und die Kommunikation, die die Kinder stetig einfordern, falle ihr nun leichter. Seit Maleen Bomholt die Weiterbildung als Betreuungskraft absolviert hat und in der Kita arbeitet, ist sie richtig aufgeblüht. Einmal in der Woche führt sie mit den Kindern sogar ein eigenes Bastelangebot durch.

Eigenständig arbeitet auch Jenny Kleußer (Foto links) im Druckhaus Dülmen. Seit Oktober 2022 kuvertiert sie Briefe ein, zählt und verpackt. Die junge Frau fühlt sich wohl und schätzt die ruhige und angenehme Arbeitsatmosphäre. Für Mitarbeiterfeiern oder Ausflüge kommt sie sogar aus dem Urlaub.

Einen Tag in der Woche ist Jenny Kleußer in den Werkstätten, um sich für die Tätigkeit weiter zu qualifizieren. Ihre Arbeitgeber Ralf und Helen Swetlik freuen sich sehr über ihr Engagement und darüber, dass die Werkstätten die fortlaufende Weiterbildung ermöglichen.

Oft sind es idealistische oder ganz persönliche Gründe, die einen Unternehmer dazu bewegen, einen integrativen Arbeitsplatz anzubieten. „Viele Firmen wissen gar nicht, was unsere Leute alles leisten können. Gerne besuchen wir sie und beraten vor Ort individuell“, sagt Carolin Schulz.

Interessierte Unternehmen können unter folgender Mailadresse Kontakt aufnehmen: schulz@werkstaetten-karthaus.de.

Text und Fotos: Werkstätten Karthaus

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Automatisierung hilft, dem Fachkräftemangel zu begegnen

Innovative Methode der Westfälischen Hochschule unterstützt Unternehmen wie Th. Niehues

Mit Automatisierung und Robotik vorhandene Potentiale zu heben, bietet nicht nur großen Unternehmen die Chance, auf diese Weise dem Fachkräftemangel zu begegnen. Auch für kleine und mittlere Unternehmen ist der Spielraum groß – dank SAM, der Strukturierten Automatisierungs-Methode, die die Westfälische Hochschule Bocholt gemeinsam mit der WFG für den Kreis Borken entwickelt hat und durch eine Kooperation mit der wfc auch den Unternehmen im Kreis Coesfeld offen steht.

Arbeitsprozesse effizienter, moderner und nachhaltiger gestalten

Die Th. Niehues GmbH aus Senden gehörte Mitte 2023 zu den ersten Unternehmen, die mit Hilfe von SAM ihre Produktionsprozesse auf Automatisierbarkeit und Entlastungen für Fachkräfte von körperlich schwerer oder monotoner Arbeit untersucht haben.

„In unserem Unternehmen gibt es eine hohe Betriebszugehörigkeit, was bedeutet, dass in den kommenden Jahren viele erfahrene Mitarbeitende aus der Generation der Babyboomer in den Ruhestand gehen werden“, erklärt Prozessmanager André Knust (Foto) vom Spezialisten für hydraulische und elektrische Antriebs- und Steuerungstechnik. „Um diesem Verlust an Knowhow und dem generellen Fachkräftemangel entgegenzuwirken, setzen wir nicht nur auf ein umfassendes Schulungsprogramm für den Wissenstransfer, sondern auch gezielt auf Automatisierung und Digitalisierung, um Arbeitsprozesse effizienter, moderner und nachhaltiger zu gestalten.“

Die SAM-Methode war bei Niehues zudem Teil einer umfassenden Umstrukturierung des Lager- und Logistikbereichs, um Verbesserungspotentiale bei der Digitalisierung, in schlankeren Prozessen sowie im Bereich der Künstlichen Intelligenz zu identifizieren.

SAM analysiert mögliche Automatisierungspotentiale

SAM kam in drei zentralen Bereichen zum Einsatz: der PVG-Fertigung, in der modulare Ventilblöcke individuell für Kunden zusammengesetzt werden, der Schlauchfertigung und im Versand. Die ersten Schritte erfolgten mithilfe eines Tools und standardisierten Fragen zu Abläufen, Schnelligkeit, Ergonomie, Sicherheit und weiteren Aspekten. Die automatische Auswertung listete mögliche Automatisierungspotentiale auf und bewertete diese anhand des Verhältnisses von Aufwand und erwartetem Nutzen in Hinblick auf ihre Umsetzbarkeit.

Bei Niehues zeigte die SAM-Methode in allen drei Bereichen signifikante Verbesserungspotentiale. „In der PVG-Fertigung konnten wir mehrere Herausforderungen identifizieren“, erläutert André Knust. „Die Prüfung der individuell zusammengesetzten Ventilblöcke ist bislang sehr zeitaufwendig, da der Prüfstand manuell angeschlossen werden muss. Außerdem ist die körperliche Belastung für unsere Mitarbeitenden enorm, weil sie die schweren Ventile oft von Hand bewegen müssen.“

Der neue Produktionsablauf soll eine ergonomischere Gestaltung der Arbeitsprozesse ermöglichen, bei der Mitarbeitende körperlich entlastet werden. Angedacht ist unter anderem die Nutzung von Hubvorrichtungen für das Bestücken und Verpacken, um schweres Heben zu reduzieren. Der Prüfprozess wird durch eine teilautomatisierte Lösung optimiert, um die manuellen Arbeitsschritte zu vereinfachen. Aktuell ist diese Lösung in der Konstruktionsphase und soll nach dem Umzug in die neue Montagehalle, die derzeit im Bau ist, implementiert werden.

Automatische Schneidemaschine reduziert körperliche Belastung erheblich

Auch in der Schlauchfertigung führten die durch SAM aufgezeigten Potentiale zu deutlichen Verbesserungen. Um die Schläuche auf die vom Kunden gewünschte Länge zuzuschneiden, wurden diese früher mühsam von Hand von der Haspel abgerollt und bearbeitet. „Jetzt übernimmt eine automatische Schneidemaschine diese Arbeit“, erklärt Knust. „Die Maschine erhält die exakte Länge direkt aus unserem Warenwirtschaftssystem, zieht den Schlauch passend lang, schneidet ihn zu und versieht ihn mit einem Etikett.“

Die körperliche Belastung der Mitarbeitenden hat sich dadurch erheblich reduziert. „Statt vorher bis zu 30.000 Schritte pro Tag zu laufen, legt unser Mitarbeiter nun nur noch etwa ein Drittel davon zurück“, ergänzt Knust. „Er überwacht jetzt in erster Linie die Maschine und prüft die ausgegebene Qualität. Durch den Wegfall des manuellen Etikettierens und den optimierten Arbeitsablauf konnte der Output signifikant gesteigert werden.“

Automatisierung erzielt oft schon in kleinem Maßstab eine große Wirkung

„Unsere Erfahrungen zeigen, dass Automatisierung auch im kleinen Maßstab große Wirkung erzielen kann“, resümiert Knust. „Dank der SAM-Methode konnten wir unsere Potentiale zielgerichtet erkennen und nutzen. Die Ist-Aufnahme in den drei Bereichen nahm insgesamt rund sechs Stunden in Anspruch, doch das Ergebnis hat den Aufwand mehr als gerechtfertigt.“

Die Besprechung der Ergebnisse mit den Experten der Westfälischen Hochschule fand wenige Wochen später statt und legte die Basis für die anschließenden Automatisierungsmaßnahmen. Neben den konkreten Veränderungen in der PVG-Fertigung und der Schlauchfertigung dienten die SAM-Ergebnisse im Versandbereich vor allem dazu, geplante Maßnahmen zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen. „Wir konnten feststellen, dass wir in diesem Bereich bereits auf einem guten Weg sind. Dennoch zeigte sich, dass kleinere Ergänzungen, wie der Einsatz eines Hubtisches für schwere Sendungen, sinnvoll sein könnten.“

Weitere Informationen zur SAM-Methode, um Automatisierungspotentiale zu analysieren, gibt es bei Dr. Kirsten Tacke-Klaus und Sally Friedrich (Kontaktdaten unten).

Ihre Ansprechpartner
Sally Friedrich

Wirtschaft aktuell | Ausgabe IV/2024

Fachwissen zu aktuellen Themen, aber mit Blick auf die Besonderheiten und spezifischen Bedürfnisse der Unternehmen in der Region – das bietet die Zeitschrift „Wirtschaft aktuell“. Sie ist Plattform für alle relevanten Informationen und neuen Trends, Beispielgeber, Kooperationsförderer und zeigt die Ansprechpartner vor Ort.

In der vierten Ausgabe 2024, die Ende Januar 2025 erschienen ist, geht es in der Titelstory um Beratungsdienstleistungen für Unternehmen. Wir zeigen, welche Beratungs- und Unterstützungsmöglichkeiten es von der IT über die Kommunikation bin hin zu modernen Arbeitswelten gibt, welche Themen Unternehmen aktuell angehen sollten – und wie sich eine gute, passende Beratung finden lässt. Außerdem stellt sich die Gemeinde Billerbeck als Wirtschaftsstandort vor.

Weitere aktuelle Themen aus dem Kreis Coesfeld sind unter anderem:

  • Th. Niehues findet Automatisierungspotentiale mit der SAM-Methode
  • Neue Best-Practice-Beispiele der Initiative #einfachmachen zur Gewinnung und dem Onboarding von Fachkräften aus dem Ausland
  • CNG als nachhaltige Alternative zu Diesel bei Lkw und Nutzfahrzeugen
  • Münsterland bewirbt sich als europäisches Hydrogen Valley
  • Teka nutzt neues Studien-Trainee-Programm der Westfälischen Hochschule
  • B. Lütkenhaus GmbH entwickelt innovatives Modul zur Effizienzsteigerung im Balkonbau

Link zur Ausgabe 4/2024

Ihr Ansprechpartner
Sabrina Becker

CNG als nachhaltige Alternative zu Diesel im Güterverkehr

Reges Interesse an Infoveranstaltung im Agravis-Distributionszentrum

KREIS COESFELD. Eine nachhaltige Alternative zu Diesel im regionalen Güterverkehr stand jetzt bei einer Veranstaltung im neuen Agravis-Distributionszentrum in Nottuln im Mittelpunkt: Biomethan in Erdgasqualität (CNG – Compressed Natural Gas). Der emissionsarme Kraftstoff kann jedoch nicht nur gegenüber Diesel, sondern auch im Vergleich zu Elektromobilität und Wasserstoff punkten, denn er ist in ausreichenden Mengen vorhanden, praxiserprobt und sofort einsetzbar. Auf Einladung der wfc Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld, der WFM Münster und WINDOR Wirtschaftsförderung Dorsten diskutierten knapp 50 Expert:innen, Unternehmer:innen und Interessierte über die Potenziale und Herausforderungen dieses umweltfreundlichen Antriebs.

CNG ist eine sofort umsetzbare Klimaschutzmaßnahme

Christian Monreal von der Remondis GmbH stellte in einem Praxisbericht die erfolgreiche Integration von Bio-CNG in den Unternehmensfuhrpark vor und bewertete CNG als eine sofort umsetzbare Klimaschutzmaßnahme. Er betonte aber auch, wie wichtig die Verfügbarkeit von Fahrzeugen und Tankstellen seien.

Niklas Beinlich von der Agravis Raiffeisen AG unterstrich die Bedeutung des Ausbaus der CNG-Infrastruktur. Mit derzeit rund 730 CNG-Tankstellen in Deutschland und geplanten Erweiterungen, insbesondere für LKW, sei eine wichtige Grundlage für den flächendeckenden Einsatz geschaffen. Julian Janocha von der Westfalen AG hob die wirtschaftlichen Vorteile hervor: CNG sei nicht nur emissionsarm, sondern auch kosteneffizient im Betrieb. Zudem ermögliche CNG durch einen geringeren Lärmpegel einen umweltschonenden und zugleich leiseren Verkehr.

Abgerundet wurde die Veranstaltung durch intensives Netzwerken und eine Führung durch das neue Logistikzentrum der AGRAVIS Raiffeisen AG.

Bildzeile: Die Referenten und Organisatoren der Info-Veranstaltung zum Einsatz von CNG (v.l.): Oliver Korting (Agravis Raiffeisen AG), Julian Janocha (Westfalen AG), Niklas Beinlich (Agravis Raiffeisen AG), Jürgen Grüner (wfc), Markus Funk (WINDOR Wirtschaftsförderung Dorsten), Christian Monreal (REMONDIS GmbH & Co. KG). Foto: Stefan Rebein/ Agravis Raiffeisen AG

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Dr. Jürgen Grüner

Bericht der wfc zur konjunkturellen Lage im Kreis Coesfeld

Stabiler Arbeitsmarkt trotz Herausforderungen

Eine aktuelle Konjunkturanalyse der wfc zeigt ein gemischtes Bild im Kreis Coesfeld. Während Auftragseingänge in der Industrie und Bauaktivitäten rückläufig sind, bleibt der Arbeitsmarkt robust. Mit 76.268 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten wurde 2023 ein neues Allzeithoch erreicht, das deutlich über dem Landesdurchschnitt liegt. Die Arbeitslosenquote ist mit 4,1 % die niedrigste in NRW, trotz eines leichten Anstiegs seit 2019.

Fachkräftemangel beeinträchtigt viele Betriebe

Auf das kommende Jahr 2025 blicken die Unternehmen im Kreis Coesfeld verhalten optimistisch. Während exportorientierte Branchen wie der Maschinenbau von stabiler Nachfrage profitieren, belasten hohe Energie- und Materialkosten sowie geopolitische Unsicherheiten die Geschäftserwartungen. Besonders der Fachkräftemangel stellt ein großes Hindernis dar und beeinträchtigt das Wachstum vieler Betriebe. Chancen bieten Nachhaltigkeit und Innovation: Unternehmen, die in diesen Bereichen aktiv sind, konnten trotz des schwierigen Umfelds Marktanteile gewinnen. Die Region bleibt ein Standort mit Potenzial.

Der gesamte Bericht zur konjunkturelle Lage ist hier abrufbar:

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Dr. Jürgen Grüner

So gelingt die Fachkräftegewinnung im Ausland

4. Arbeitgeberforum im Kreis Coesfeld zeigt Erfahrungen und Unterstützungsangebote

Zwei Koffer, großes Engagement und sehr viel Freundlichkeit haben die Pflege-Azubis aus Kamerun in der Regel dabei, wenn sie bei Rafael Borgmann im Annengarten in Dülmen-Buldern ankommen. „Um den Rest kümmere ich mich dann gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen“, sagt der Geschäftsführer und Einrichtungsleiter. Ein Aufwand, der für eine erfolgreiche Integration der Fachkräfte aus dem Ausland notwendig, aber sicher nicht selbstverständlich ist.

Fachkräfte aus dem Ausland sind hochmotiviert

Da der Fachkräftemangel immer mehr Unternehmen bei ihrer Fachkräftesuche ins Ausland blicken lässt, hat das 4. Arbeitgeberforum des Kreises Coesfeld, der wfc Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld, der Agentur für Arbeit Coesfeld, der Kreishandwerkerschaft Coesfeld und der IHK Nord Westfalen genau dieses Thema auf die Agenda gesetzt: Welche Erfahrungen können Unternehmen bei der Gewinnung und Integration von Arbeitskräften aus dem Ausland weitergeben und welche Unterstützungsangebote gibt es? Denn: „Einfach ist der Weg nicht, aber er lohnt sich, denn die Fachkräfte sind hochmotiviert“, sagt Borgmann.

Acht Azubis aus China, Indonesien und vor allem Kamerun hat er in den vergangenen drei Jahren eingestellt. Vom Erstkontakt bis zum Start im Job dauert es aufgrund der Bürokratie in der Regel sechs bis zwölf Monate. Für alle acht Azubis hat der Annengarten Wohnungen angemietet und sie möbliert und voll ausgestattet – ausschließlich in Buldern. „Den Arbeitsweg mit dem ÖPNV zurückzulegen, ist mit unseren Dienstzeiten gerade an den Wochenenden leider nicht vereinbar“, sagt Borgmann.

Gehaltsvorschuss und gegenseitige Unterstützung

Schon bevor die Azubis ankommen, eröffnet er für sie ein Konto und zahlt einen Gehaltsvorschuss ein, damit sie die ersten Kosten tragen können. „Nach zwei Wochen frage ich sie sicherheitshalber, ob noch Geld da ist oder ob sie einen weiteren Vorschuss, zum Beispiel für einen Laptop für die Berufsschule, benötigen“, erklärt Borgmann. „Bei vielen alltäglichen Fragen, etwa wie diverse elektrische Haushaltsgeräte funktionieren, helfen sich die Azubis mittlerweile gegenseitig. Da werden sofort die Handynummer ausgetauscht.“ 

Was für Borgmann und den Annengarten mittlerweile Routine ist, ist für viele andere Unternehmen neu. Damit die Fachkräftegewinnung aus dem Ausland nicht nur vom Engagement Einzelner abhängt und die Hürden für einen Start möglichst gering sind, stellte Monika Leiking die Unterstützungsangebote des Service Onboarding@Münsterland des Münsterland e.V. vor. Dazu gehören unter anderem umfangreiche Informationen zur Fachkräftesuche im Ausland, zum Fachkräfteeinwanderungsgesetz, zur Beruflichen Anerkennung und zum erfolgreichen Onboarding.

Gute Planung ist genauso wichtig wie Spontanität

„Wir zeigen den Arbeitgebern, welche Wegen sie gehen können, um Fachkräfte zu finden und nach Deutschland zu holen, und was sie tun können, damit sich die Fachkräfte hier dauerhaft wohlfühlen. Dazu gehört vor allem eine gute Planung, aber auch die Bereitschaft, sich spontan auftretenden Problemen zu stellen“, erklärt Monika Leiking. Damit die Unternehmen untereinander ihre Erfahrungen dazu austauschen können, organisiert der Service Onboarding regelmäßige Vernetzungstreffen. Ab Frühjahr 2025 sind zudem Workshops geplant, in denen Unternehmen Schritt für Schritt lernen, wie die Fachkräftegewinnung aus dem Ausland und das Onboarding gelingen kann.

Doch das ist nur die eine Seite. „Wir wollen den Fachkräften zeigen, wie es sich hier im Münsterland lebt. Dass wir zum Beispiel keine Shoppingmalls haben, man hier aber trotzdem gut einkaufen kann. Deshalb beantworten wir für die Fachkräfte auch ganz konkret Fragen zu unserem Gesundheitssystem, zu Schulen, Kitas, den richtigen Anlaufstellen bei den Behörden und zum Familiennachzug bis hin zu potentiellen Arbeitgebern für die Partnerin oder den Partner.“

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