Fokus KI: Auffälligkeiten im Hühnerstall direkt erkennen
Auf dem Hof Beckhove sind die Tiere dank Kamera-Analyse optimal versorgt
48 Kameralinsen haben auf dem Hof Beckhove in Ottmarsbocholt 40.000 Masthühner in ihrem Stall im Blick – überall und jederzeit. Aus dem Verhalten der Tiere und ihren Bewegungen, die die Kameras erfassen, zieht eine KI-Software Rückschlüsse auf das Wohlbefinden der Tiere.
Seit rund dreieinhalb Jahren nutzt Hofbesitzer Philipp Beckhove das System. Damals war er einer der ersten. Die Hühner kommen als Ein-Tages-Küken zum Hof und werden mit 42 Tagen zum Schlachthof gebracht. „In der Zwischenzeit können wir dank der Kameras, die auch nachts aufzeichnen, und der KI sicherstellen, dass sich die Tiere in ihrem Stall so wohl wie möglich fühlen“, erklärt Beckhove. „Denn die Hühner spiegeln alles in ihrem Verhalten wieder.“
Hühner zeigen mit ihrem Verhalten, wenn es Probleme im Stall gibt
Meldet die KI, dass die Tiere eine bestimmte Stelle an den Fenstern meiden, hat das dortige Fenster nach dem Lüftungszyklus vermutlich nicht richtig geschlossen. Das gleiche Prinzip gilt entlang der Futter- und Tränkelinien. Halten sich an einer Stelle deutlich weniger Tiere als üblich auf, ist entweder eine Futterbahn oder eine Tränke ausgefallen oder die Tränke ist undicht und der Boden feucht. „Die KI schickt uns in solchen Fällen ein Signal aufs Handy – und wir können umgehend reagieren. Ohne die KI-Unterstützung würden wir viele Probleme erst beim nächsten Stallrundgang erkennen“, erklärt Beckhove.
Auch Krankheitsanzeichen erkennt das System – etwa, wenn die Tiere innerhalb von zwei Stunden unüblich viel getrunken haben. „Dann können wir direkt mit Vitamingaben gegensteuern – und eine weitere Ausbreitung verhindern“, erklärt Beckhove. „Die KI ersetzt uns also keineswegs, sondern verleiht uns vielmehr Superkräfte. Sie unterstützt uns massiv dabei, die Tiere optimal zu versorgen – und zwar so weit, dass bei uns fast keine Krankheiten mehr aufkommen und wir auf Vitamingaben oder andere Behandlungen fast komplett verzichten können.“
KI schickt täglich eine automatische Auswertung
Doch nicht nur im akuten Fall meldet sich die KI. Jeden Morgen erhalten Philipp Beckhove und sein Team eine automatische Auswertung des vergangenen Tages. „Sie ist die Grundlage unserer morgendlichen Teambesprechung. Gemeinsam überlegen wir anhand der Daten, was getan oder verbessert werden kann“, erklärt Beckhove. Für ihre Auswertung bezieht die KI die Daten aller Kunden des Start-ups, das die Software entwickelt hat, mit ein. So lernt sie ständig dazu und weiß mittlerweile sehr genau, welche Bewegungsmuster normal und welche auffällig sind. Dank dieser wachsenden Datenbasis schlägt die KI zudem Ursachen für auffälliges Verhalten der Tiere und Lösungsmöglichkeiten vor.
Auch die Schlachthöfe profitieren vom KI-Einsatz: Um die Mengen und die Vermarktung planen zu können, benötigen sie möglichst exakte Gewichtsdaten. In der Regel wiegt ein Tier zwischen 2,6 und 2,8 Kilogramm. Die KI kann das Gewicht auf plus/minus 30 Gramm genau bestimmen – anhand des Körperumfangs.
Bildzeile: Die Kameras haben auf dem Hof Beckhove die Masthühner im Blick. Eine KI-Software wertet ihre Bewegungen aus und kann so Krankheitsanzeichen, offene Fenster oder ausgefallene Futter- oder Tränkelinien schnell erkennen. Foto: LsL GmbH