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Autor: Isabell Schwabauer

Erste 5G-Antenne im Kreis Coesfeld in Betrieb

Der Zukunft den Empfang bereiten

Im Kreis Coesfeld geht die neue Mobilfunkgeneration an den Start: Der Telekommunikationsanbieter Vodafone hat jetzt im Gewerbepark St. Barbara in Dülmen an einem ersten Standort drei 5G-Antenne in Betrieb genommen. „Der Mast markiert einen Meilenstein im Ausbau der digitalen Infrastruktur in unserer Region“, betont Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr und verweist auf den hohen Stellenwert der 5G-Technologie für die Standortattraktivität. So zeichnet sich der neue Mobilfunkstandard durch Übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu 800 Megabit pro Sekunde aus. Wer ein 5G-fähiges Endgerät einsetzt, könne sich also auf stabile Videostreams und auf sehr schnelle Downloads aus dem Internet freuen, so Schulze Pellengahr.

Voraussetzung für Internet der Dinge

Vor allem aber bilde 5G die Grundlage für die fortschreitende digitale Vernetzung von Alltagsgegenständen und Maschinen, die unter dem Schlagwort „Internet der Dinge“ zusammengefasst werde, ergänzt Dr. Jürgen Grüner, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld (wfc). Laut seiner Aussage ist der Aufbau des neuen Netzes somit für den Wirtschaftsstandort ein zentraler Erfolgsfaktor: Ohne eine hochleistungsfähige Infrastruktur im Mobilfunkbereich könnten sich viele Unternehmen an den kommenden Digitalisierungsschüben nicht beteiligen. In der Folge würden sie an Wettbewerbsfähigkeit verlieren, macht der Chef der wfc deutlich: „5G eröffnet Unternehmen die Möglichkeit, neue digitalgestützte Lösungen einzusetzen, darunter die Echtzeitsteuerung und Vernetzung von Maschinen, Robotern oder Fahrzeugen, beispielsweise in Produktion und Warenlogistik.“

Landrat Dr. Schulze Pellengahr ergänzt einen speziellen Anwendungsfall, der vielen zugutekommen könnte. Demnach entwickelt der Kreis Coesfeld, gemeinsam mit dem DRK Coesfeld und der in Dülmen ansässigen Firma STF, eine 5G-basierte Technik für das Rettungswesen. Mit dieser Anwendung an Bord, sollen Notärzte die Situation am Einsatzort bereits während der Anfahrt überblicken und somit nach Ankunft noch schneller helfen können. Dafür braucht es schnelle und stabile Mobilfunknetze. Das Projekt, das vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur gefördert wird, ist zurzeit in der Konzeptionsphase. Eine Umsetzung noch im kommenden Jahr hält Schulze Pellengahr für möglich, falls eine weitere Förderung bewilligt wird und die 5G-Netze der Telekommunikationsunternehmen im Kreis Coesfeld schnell genug wachsen.

Kommunkation in Echtzeit

„5G bringt das Internet in Echtzeit und ist die Basis für vernetzte Fabrikhallen, Logistikzentralen und Stadien. Menschen und Maschinen können mit 5G in Echtzeit kommunizieren – also ähnlich schnell wie das menschliche Nervensystem“, so Stephan Schneider von Vodafone Deutschland. „Wir haben im vergangenen Jahr das erste 5G-Netz in Deutschland gestartet und wichtige Erfahrungen gesammelt. Jetzt bringen wir 5G in die Fläche. Die ersten 5G-Antennen hier in Dülmen sind der nächste wichtige Schritt für den Kreis Coesfeld in die digitale Zukunft. Weitere 5G-Standorte werden folgen.“

Vodafone hält in den Gemeinden Ascheberg und Nordkirchen ein flächendeckendes Glasfasernetz mit Anschlussmöglichkeiten bis ins Haus. Das Unternehmen trägt – wie auch weitere Telekommunikationsanbieter – dazu bei, dass der Kreis Coesfeld NRW-weit der Glasfaserversorgung den Spitzenwert von 75 Prozent aller Adressen aufweist. Doch noch ist der Ausbau der digitalen Infrastruktur in der Region nicht abgeschlossen. „Ziel ist beim Mobilfunk eine bedarfsgerechte Flächendeckung“, erklärt Dr. Jürgen Grüner und fügt hinzu: „Im gesamten Kreisgebiet ist dann Telefonie und eine ausreichende Datenübertragung möglich.“

Gute LTE-Abdeckung bietet perfekte Ausgangssituation

Zurzeit unterstützt die wfc die Netzbetreiber bei der Analyse der Versorgungssituation und bei der Suche nach passenden Standorten. Das bisherige Ergebnis kann sich im deutschlandweiten Vergleich sehen lassen. So gehört der Kreis Coesfeld im Hinblick auf den Mobilfunkstandard LTE zu den zehn bestversorgten Landkreisen in Deutschland, wie beispielsweise eine Studie der Aachener Unternehmensberatung Umlaut AG zeigt. Doch wollen Kreis und wfc den LTE-Ausbau, gemeinsam mit den Telekommunikationsunternehmen, noch weiter vorantreiben. An rund einem Dutzend Ortslagen wird zurzeit nach passenden Standorten gesucht – auch, weil in den 4G-Antennen viel Ausbaupotenzial steckt: „Dank der schon vorhandenen LTE-Versorgung bietet der Kreis Coesfeld gute Startbedingungen auch für einen zügigen 5G-Ausbau in der Fläche, ohne dass in großem Stil neue Standorte errichten werden müssen“, freut sich Schulze Pellengahr.

wfc-Jahresgespräch: Unternehmen im Kreis Coesfeld müssen kreativ werden, um erfolgreich zu bleiben

wfc bietet Unterstützung bei allen Herausforderungen – vor allem im Zuge des digitalen Wandels

Am Wirtschaftsstandort Kreis Coesfeld hat es 2019 deutlich Bewegung gegeben: Die Nachfrage der Unternehmer nach Unterstützung zur Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle, zu digitalen Wegen bei der Fachkräftesuche und zu den Möglichkeiten der Unternehmensentwicklung allgemein ist merklich gestiegen. „Die Unternehmen haben erkannt, dass sie sich schneller und stärker denn je verändern müssen, um auch in Zukunft erfolgreich sein. Diese Bereitschaft ist umso wichtiger, wenn es nun darum geht, die Folgen der Corona-Krise zu überwinden“, sagte Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr am Mittwochnachmittag beim Jahresgespräch der wfc Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld GmbH. Mit einem erneuten Höchststand an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und der im zwölften Jahr in Folge niedrigsten Arbeitslosenquote in NRW ist der Wirtschaftsstandort dafür zwar gut aufgestellt. „Dennoch müssen auch hier zahlreiche Unternehmen kreativ werden und neue, oftmals digitale Wege gehen, damit die wirtschaftlichen Konsequenzen der Corona-Krise nicht zur Gefahr für Arbeitsplätze oder das Unternehmen selbst werden“, so Dr. Christian Schulze Pellengahr.

Bereits im vergangenen Jahr hat die wfc ihr Angebot in diese Richtung ausgebaut. Die Nachfrage nach intensiver Unterstützung seitens der wfc bei Technologie- und Innovationsprojekten ist um mehr als ein Drittel von 37 auf 52 gestiegen. Im Fokus standen vor allem Projekte zur Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle, Prozesse und Produkte. Mit Hilfe des 2018 gestarteten Förderprojekts start.connect brachte die wfc Gründer, Start-ups und etablierte mittelständische Unternehmen aus dem Kreis zusammen und förderte den Ideenaustausch ebenso wie Kooperationen. Die Möglichkeiten des digitalen Wandels wird das im September 2019 neu begonnene Förderprojekt DigitTrans@KMU den Unternehmen zeigen. Technologiescouting und Ideen zur Förderung der Innovationskompetenzen der Betriebe bietet zudem das münsterlandweite Projekt Enabling Networks Münsterland. Etwas gebremst wurden die Innovations- und Digitalisierungsprojekte der Unternehmen im Kreis Coesfeld in der zweiten Jahreshälfte, weil die Haushaltsmittel des Landes NRW für Innovations- und Digitalisierungsgutscheine sowie die Fördermittel für das Programm „Innovations-Assistent NRW“ bereits im September 2019 ausgeschöpft waren. Zahlreiche Anfragen von Unternehmen konnten in der Folge nicht mehr bedient werden. Erst seit Ende Mai 2020 stehen diese Programme in leicht veränderter Form wieder offen.

Vor dem Hintergrund des digitalen Wandels hat 2019 die Weiterbildung der Beschäftigten weiter an Stellenwert gewonnen. Die Zahl der Beratungen zu Bildungsscheck und Bildungsprämie stieg im Vergleich zu 2018 sehr deutlich um 62 auf insgesamt 204 Fälle. Die durch das Angebot eingeworbenen Fördermittel erhöhten sich von 135.500 auf 198.000 Euro.

Die Voraussetzungen für eine digitale Transformation der Unternehmen sind im Kreis Coesfeld bereits in den vergangenen Jahren geschaffen worden. Durch den konsequenten Breitbandausbau hatten Ende 2019 rund 70 Prozent der Adressen im Kreis die Möglichkeit, einen Glasfaseranschluss zu buchen. Gewerbegebiete waren zu 90 Prozent am Netz und bei den Schulen wird bis Ende 2021 eine 100-prozentige Abdeckung erreicht sein. Nicht weniger wichtig sind im Zuge der Digitalisierung die Mobilfunknetze und die funkbasierten Netze für den automatisierten Informationsaustausch von mobilen Endgeräten, Maschinen oder Fahrzeugen. „Hier arbeiten wir im Dialog mit Unternehmern und Netzbetreibern an einer bedarfsorientierten Flächenversorgung“, erklärte wfc-Geschäftsführer Dr. Jürgen Grüner.

Die Anforderungen der Unternehmen sind auch Grundlage der Angebote im Bereich der Fachkräftesicherung und -gewinnung. Neben zwei Intensiv-Workshopreihen zu digitalen Möglichkeiten des Recruitings baute die wfc in 2019 den Kontakt zu Schulabsolventen und Studierenden der Region aus. X-Mas Reunion heißt eines dieser neuen Angebote. Für einen Tag kurz vor Weihnachten kehren ehemalige Absolventen an ihre alten Schulen zurück und berichten jeweils einem Oberstufenjahrgang von ihrem Studien- oder Joballtag sowie dem Weg dorthin. Für die Schüler bietet sich so eine Möglichkeit der Berufsorientierung auf Augenhöhe, während die wfc Kontakte zu den Ehemaligen als potentielle Fachkräfte für die Region knüpfen kann. Beim zweiten neuen Angebot, der WorkStudyContact, sind Studierende eingeladen, in lockerer Atmosphäre verschiedene Arbeitgeber aus dem Kreis Coesfeld kennenzulernen und sich über Themen, die sie bewegen, auszutauschen – beispielsweise Praktikum, Auslandsaufenthalt, Benefits und Bewerbung. Auch die Instagram-Seite des Karrierenetzwerks Stay Local, die Schulabsolventen und Studierenden zusätzlich zum bestehenden Facebook-Account zeigt, welche spannenden Arbeitgeber und Jobchancen es in der Region gibt, ist neu.

Stark gefragt waren zudem Möglichkeiten zur Vereinbarung von Familie und Beruf – vom Betrieblichen Pflegekoffer über Unterstützung beim Aufbau einer Betrieblichen Großtagespflege bis hin zum Ferienspaß nach Maß, bei dem sich die Zahl der Buchungstage der teilnehmenden Kinder von 247 in 2018 auf 383 erhöht hat.

Dass Fachkräfte im Kreis Coesfeld rar sind, hat sich auch 2019 auf die Zahl der Unternehmensgründungen und -nachfolgen ausgewirkt: Die Nachfrage nach Beratungsleistungen ging zurück. „Damit spiegelt sich auch bei uns mit zweijähriger Verzögerung der allgemeine Trend einer abnehmenden Zahl der Unternehmensneugründungen wider“, erklärt Dr. Jürgen Grüner. „Um dem entgegen zu wirken, haben wir in unseren Basisberatungen zur Existenzgründung die Anreize für eine Selbstständigkeit deutlicher in den Fokus gerückt sowie in Workshops erneut auf die Möglichkeiten einer Unternehmensnachfolge vorbereitet.

Der gesamte Geschäftsbericht:

Den vollständigen Geschäftsbericht 2019 finden Sie auf unserer Homepage unter

https://www.wfc-kreis-coesfeld.de/downloads/