Autor: Thomas Brühmann

Nottulner Ortsteile schrauben Glasfaserquote der Region auf 75 Prozent

Kreis Coesfeld macht es Metropolen vor

Das Glasfasernetz im Kreis Coesfeld wächst weiter: Mit dem erfolgreichen Abschluss der Nachfragebündelung in den Nottulner Ortsteilen Appelhülsen, Darup und Schapdetten ist jetzt die Abdeckung von rund 75 Prozent besiegelt. Eine ländliche Region überflügelt somit die NRW-Metropolen und liegt, laut Kompetenzzentrum Gigabit.NRW, im Vergleich der Versorgungsquoten aller Kreise und kreisfreien Städte des Bundeslandes auf dem Spitzenplatz.

Vorteil für Unternehmen, Privathaushalte und Kommunen

Wie weit der Kreis Coesfeld in Führung gegangen ist, zeigt ein Blick auf die NRW-weite Versorgungsquote 2019: Sie beträgt elf Prozent. In vielen kreisfreien Stätten liegt die Glasfaserabdeckung zurzeit sogar nur bei fünf Prozent oder weniger. „Der Kreis Coesfeld beweist, dass der Auf- und Ausbau einer Glasfaserinfrastruktur, die unmittelbar bis vor die Gebäude reicht, im ländlichen Raum zu meistern ist, wenn alle Akteure gemeinsam und systematisch auf das Ziel hinarbeiten“, kommentiert Dr. Christian Schulze Pellengahr, Landrat des Kreises Coesfeld, die bevorstehende Erweiterung des schnellen Netzes. Er verweist darauf, dass eine starke Glasfaserinfrastruktur allen zugutekomme – Unternehmen, Privathaushalten und Kommunen.

„Gerade jetzt, in den Digitalisierungsschüben der Corona-Zeit, hat sich gezeigt, wie gut die Rahmenbedingungen im Kreis Coesfeld für den Wandel der Wirtschaft- und Arbeitswelt bereits sind“, sagt Schulze Pellengahr. Doch sieht er die Region, deren Versorgungsquote von 75 Prozent selbst im deutschlandweiten Vergleich ein Spitzenwert ist, noch nicht am Ziel. Die Zugangsoption zu den Anschlusstechniken FTTB/FTTH (Fiber to the Building / Fiber to the Home) sei noch nicht flächendeckend gegeben, ein Viertel des Weges sei noch zu gehen, betont der Landrat.

Vergünstigte Konditionen während der Nachfragebündelung

An diesem Punkt kommt die Gemeinde Nottuln erneut ins Spiel. Denn nicht alle Ortsteile haben die Nachfragehürde übersprungen. „Mit dem Netzausbau in Appelhülsen, Darup und Schapdetten wird der Standort noch attraktiver und zukunftsfähiger“, freut sich Bürgermeisterin Manuela Mahnke, fügt aber hinzu: „Dass der Netzausbau mangels Nachfrage am Ortsteil Nottuln noch nicht gesichert ist, bleibt ein kleiner Wermutstropfen.“ Doch ist das Thema Glasfaser für sie dort noch nicht vom Tisch. So kündigt Mahnke Gespräche mit der Deutschen Glasfaser zur Fortführung des Projektes in den nächsten Wochen an.

Für die Privathaushalte und Unternehmen hat René Fuchs, Projektleiter beim Telekommunikationsunternehmen Deutsche Glasfaser, eine gute Nachricht: „Bis zum Baustart gelten die vergünstigten Konditionen, die während der Nachfragebündelung galten, weiter“, stellt er klar. Laut Fuchs wird die Deutsche Glasfaser in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Nottuln das Netz im dritten Quartal 2020 planen. Die Bauarbeiten sollen im vierten Quartal starten. Die Investitionssumme in den Ortsteilen Appelhülsen, Darup und Schapdetten liege bei ca. 3,5 Mio. Euro, informiert der Projektleiter.

Netzbetreiber haben rund 75 Millionen Euro investiert

„Damit haben die Netzbetreiber im Kreis Coesfeld bis zur 75-prozentigen Glasfaserabdeckung nach unseren Schätzungen insgesamt bereits rund 75 Mio. Euro investiert“, berichtet Dr. Jürgen Grüner, Geschäftsführer der wfc Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld GmbH. Er weist darauf hin, dass Fördergelder bei der Finanzierung der Bauprojekte nicht zum Einsatz kamen. So gebe der Kreis Coesfeld ein Beispiel, wie Glasfaser im ländlichen Raum in die Fläche gebracht werden kann, ohne dass die Steuerzahler belastet werden. Exemplarisch für die Erfolgsfaktoren des Glasfaserausbaus in der Region nennt Grüner das bürgerschaftliche Engagement vieler Landwirte. Diese haben mit einem großen Anteil an Eigenleistungen maßgeblich zur Erschließung der Außenbereiche beigetragen. Dieser Lösungsweg aus dem Kreis Coesfeld ist inzwischen deutschlandweit vielerorts zum Vorbild geworden.

Die wfc unterstützt im Kreis Coesfeld den Ausbau der digitalen Infrastruktur und hat bereits 2012 mit der Entwicklung eines Masterplans die Basis für den flächendeckenden Ausbau des FTTB/FTTH-Netzes gelegt. Sie berät Kommunen und Wirtschaft, hält Kontakt zu den Anwohnern und führt Gespräche mit Telekommunikationsunternehmen. Zudem analysiert sie kontinuierlich die Versorgungslage und entwickelt Konzepte für Verbesserungsmaßnahmen. Zentraler Ansprechpartner für Wirtschaft, Kommunen und Anwohner bei Fragen zum Thema Glasfaser ist der Gigabitkoordinator des Kreises Coesfeld, dessen Arbeitsplatz bei der wfc angesiedelt ist.

wfc-InnovationsIMPULS mit vielen Tipps zur Unternehmensnachfolge

 

wfc-InnovationsIMPULS mit vielen Tipps zur Unternehmensnachfolge

„Kaufpreis ist, was der Markt hergibt“

 

Dülmen, 06.07.2018. „Den Blick in die Zukunft wagen“: Unter diesem Titel hatte die wfc Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld GmbH zum „InnovationsIMPULS Unternehmensnachfolge“ am Donnerstag (5. Juli) in die Burg Lüdinghausen geladen. Für eine klare Sicht auf die Herausforderungen, denen sich Nachfolger stellen müssen, sorgte Dr. Thomas Krönke, Geschäftsführer der in Dülmen ansässigen IGP Chemie GmbH. „Ein Nachfolgeprozess ist im Bereich der kleineren mittelständischen Unternehmen zwar noch bodenständig, aber doch zu komplex, um ihn im Alleingang zu meistern“, warnte er die rund 60 Teilnehmer davor, die Aufgabe zu unterschätzen. „Am besten Sie heiraten, so wie ich, eine erfolgreiche Wirtschaftsanwältin“, empfahl er mit einem Augenzwinkern, um dann Anzufügen: „Es gibt aber auch externe Berater, die man engagieren kann.“

Die Idee, sich beruflich Selbstständig zu machen, ließ der Chemiker lange gären, obwohl er schon immer das Bedürfnis hatte, selbst Entscheidungen zu treffen und volle Verantwortung zu übernehmen. „Ich hatte aber keine Knaller-Idee, mit der ich ein Start-Up hätte gründen können, deshalb ist nach und nach der Gedanke gereift, ein bestehendes Unternehmen zu übernehmen.“ Nicht willkürlich hat Krönke bei seiner Recherche den Markt durchkämmt. Er hat vielmehr eine konkrete Zielvorstellung entwickelt: technisches Thema, am besten Chemie, produzierendes Gewerbe, wohnortnah, im persönlichen Finanzierungsrahmen. Fündig ist er im Kreis Coesfeld geworden. Krönke hatte für die Teilnehmer des InnovationsIMPULS viele Tipps parat, wie sich die Nachfolgeverhandlungen zur Zufriedenheit von Erwerber und Verkäufer über die Bühne bringen lassen, und wie insbesondere Unternehmensbewertung und Preisfindung zu meistern sind. Für den beidseitigen Verhandlungserfolg, so machte er deutlich, sind nämlich nicht nur Bilanzen, Produkte und Kundenstrukturen relevant: „Die Chemie zwischen den Verhandlungspartnern muss stimmen“, betonte der Jungunternehmer und fügte hinzu: „Wir haben einen Deal hinbekommen, und ich bin glücklich darüber, dass der der Altunternehmer als Berater noch mit an Bord ist.“

 

Empfehlungen für abgebende Unternehmer hatte Hilmar Welpelo (Partner currentis GmbH) im Gepäck. Beim Top-Thema Preisfindung beispielsweise rät er zu Realismus. „Unternehmenswert und Kaufpreis sind zwei verschiedene Dinge, der Kaufpreis ist das, was der Markt hergibt“, erklärte der Nachfolgeexperte und fügte an: „Herzblut ist kein Kriterium für die Preisfindung.“ Auch die Wahl des Abgabezeitpunkts, so wird im Verlauf des Vortrags klar, ist alles andere als Gefühlssache. „Nicht Ihr Lebensalter, sondern die wirtschaftliche Verfassung Ihres Unternehmens ist der entscheidende Erfolgsfaktor“, wandte sich Welpelo an die Teilnehmer. Der beste Zeitpunkt sei nicht etwa, wenn ein Unternehmer in Rente gehen wolle oder keine Lust mehr habe weiterzumachen, sondern wenn das Unternehmen richtig gut dastehe, erläuterte er. Und das müsse für potenzielle Nachfolger gut nachzuvollziehen sein: „Klarheit in Zahlen und Prozessen sind gefordert, eine Baustelle möchte niemand übernehmen“, betonte Welpelo, bevor auch er empfahl, den Übergabeprozess mit Unterstützung zu gestalten: „Nutzen Sie die vertraute Distanz eines externen Beraters.“

 

Fördermöglichkeiten für externe Beratung stellte der Prokurist der wfc, Thomas Brühmann vor Bereits zu Beginn der Veranstaltung hatte er auf die hohe Relevanz des Themas Nachfolge hingewiesen: „In den kommenden Jahren wird jeder fünfte Selbstständige 60 oder älter sein“, berichtet Brühmann, der sowohl den abgebenden Unternehmern wie auch den potenziellen Nachfolgern die Unterstützung der wfc anbot. So hilft die wfc, die unter anderem Partner der Online-Nachfolge-Börse nexxt change ist, bei der Suche nach dem passenden Unternehmen und den Nachfolge-Kandidaten. Zudem wird sie nach den Sommerferien Workshops zu den zentralen Themen des Übergabe- und Nachfolgeprozesses anbieten. Schließlich hilft die wfc, das geeignete Programm zur Beratungsförderung zu identifizieren. Vier Programme stellte Brühmann vor: Abgebende Unternehmer können mit Unterstützung der Programme „Potenzialberatung“ und „unternehmensWert:Mensch“ auf Basis einer Stärken-Schwächen-Analyse prüfen lassen, wo die Zukunftschancen des Unternehmens liegen, und wie es fit wird für den Verkauf. Eine weitere Förderoption für Beratung zu Neuausrichtung und Nachfolge ist das „Regionale Wirtschaftsprogramm (RWP)“. Das „Beratungsprogramm Wirtschaft NRW“ hingegen wendet sich an die Übernehmer: Die Förderung dient der Gründung oder Übernahme von Unternehmen, die Arbeitsplätze schaffen oder sichern. Brühmann forderte all jene auf, die an einer weitergehenden Beratung interessiert sind, sich mit der wfc in Verbindung zu setzten. Einen generellen Tipp zum Thema Unternehmensnachfolge hatte er noch vor Ort parat: „Beginnen Sie frühzeitig und planen Sie langfristig!“