Messungen abgeschlossen: Start für weiteren Mobilfunkausbau
Datenbasis aus dem Erfolgsprojekt mit Müllsammelfahrzeugen im Kreis Coesfeld soll die Schließung von Funklöchern voranbringen
Jetzt sind sie da: Hundertausende Punkte, die den Ist-Zustand des Mobilfunkempfangs im Kreis Coesfeld zeigen. Sie sind aufgeschlüsselt nach Netzbetreibern, detailliert auch in den Randgebieten und gemessen nach Netzbetreiber-Standard – und das mit Hilfe von Müllsammelfahrzeugen.
Ein Jahr lang haben zwei innovative Echtnetz-Messboxen der Dülmener STF ITech GmbH auf den Armaturenbrettern der Müllsammelfahrzeuge von REMONDIS während der täglichen Routen auf nahezu allen Straßen im Kreisgebiet den Mobilfunkempfang aufgezeichnet. Jetzt sind die Messungen abgeschlossen.
Anfragen aus mehr 50 Städten, Landkreisen und Bundesländern
„Unser Ziel war es, trotz der grundsätzlich sehr guten Mobilfunkversorgung im Kreisgebiet noch vorhandene Versorgungslücken im für die mobile Datennutzung maßgeblichen LTE-Netz mit einer unaufwändigen, wirtschaftlichen Methode abzubilden, die Netzbetreiber-Standard erfüllt“, erklärt Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr das gemeinsame Projekt des Kreises, der wfc Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld, der STF Gruppe und REMONDIS. Diese Idee war nicht nur innerhalb des Kreises ein Erfolg, sondern stieß deutschlandweit auf großes Interesse. „Schon wenige Wochen nach dem Start war vom ‚Coesfelder Modell‘ die Rede. Aus mehr als 50 Städten, Landkreisen und Bundesländern gingen Nachfragen zu unserem Projekt ein. In aktuell elf Städten und Kreisen werden mit 20 EchtNetz-Boxen Mobilfunkmessungen nach unserem Vorbild bereits umgesetzt, weitere drei Städte beziehungsweise Kreise bereiten den Start aktuell vor. Im Sommer folgte dann noch die bundesweite Auszeichnung als Innovative Wirtschaftsförderung für das Projekt“, blickt der Landrat zurück. „Auf all das sind wir sehr stolz – und beginnen nun damit, die Daten zu nutzen, um die Mobilfunkversorgung im Kreisgebiet weiter zu verbessern.“
Erstmalig hochwertige Daten für Randlagen
Auch bei diesen Schritten unterstützt die STF ITech GmbH die wfc und den Mobilfunkkoordinator des Kreises Coesfeld, Sebastian Schulze Baek. „Dank der Messungen der Echtnetz-Boxen sind alle bekannten Funklöcher mit Daten nach Netzbetreiberstandard hinterlegt. Außerdem stehen uns nun erstmalig auch hochwertige Daten für Randlagen mit zum Teil neuen Erkenntnissen zu Versorgungslücken zur Verfügung, die mit bisherigen Messmethoden nicht wirtschaftlich vertretbar geprüft werden konnten“, erklärt Sebastian Schulze Baek. Die STF ITech GmbH sucht nun nach funktechnisch geeigneten Standorten, um die Lücken zu schließen und zusätzlich den weiteren Ausbau des Mobilfunknetzes voranzutreiben. „Das Datenvolumen, das über den Mobilfunk abgewickelt wird, steigt aktuell jährlich um etwa 40 Prozent. Deshalb ist ein weiterer Ausbau ebenso wichtig wie die Schließung von Funklöchern“, erläutert Sebastian Schulze Baek.
Hat die STF geeignete Standorte gefunden, prüft die wfc die Eigentumsverhältnisse, erstellt Steckbriefe zu den möglichen Standorten und moderiert den Austausch mit den Netzbetreibern Telekom, Vodafone und Telefónica. „Die Suche nach Grundstücken, Ansprechpartnern und Eigentümern sowie die Erlangung von Genehmigungen erschweren den Ausbau des Mobilfunknetzes häufig stärker als eine fehlende Bereitschaft der Netzbetreiber“, erklärt Sebastian Schulze Baek. „Deshalb möchten wir im Gesprächsprozess die maximale Unterstützung bieten und sowohl in Richtung der Netzbetreiber als auch in Richtung der Eigentümer Überzeugungsarbeit leisten. Das kommt bisher sehr gut an.“
Systematische Datenanalyse und Suche nach der besten Lösung
Beispiele für aktuelle LTE-Versorgungslücken sind etwa das Wohngebiet am Stadtwald in Coesfeld oder Südkirchen insgesamt. „Hier hat die Analyse unserer Daten einen Verbesserungsbedarf gezeigt, den wir nun systematisch angehen und nach der jeweils besten Lösung suchen“, erklärt Frédéric Dildei, Mitglied der Geschäftsleitung der STF ITech GmbH. „Das kann wie in Südkirchen die Installation einer Vodafone-Antenne auf dem dort bereits stehenden Telekom-Mast sein oder wie in Coesfeld die Prüfung der Installation einer Antenne auf dem Dach des Finanzamts.“
„Dass diese Schritte nun mit Unterstützung unserer Müllsammelfahrzeuge möglich sind, hätten wir vor zwei Jahren sicherlich auch noch nicht gedacht“, fügt Julia Hadrossek, bis Ende 2022 Niederlassungsleiterin Coesfeld der REMONDIS GmbH & Co. KG, hinzu. „Umso mehr freut es uns, dass wir dabei sein und Vorbild für andere Recyclingunternehmen in Deutschland sein konnten – und die Verbesserung der Mobilfunkversorgung unterstützen konnten.“
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Ein Jahr lang haben die Echtnetz-Boxen in Müllsammelfahrzeugen von REMONDIS den Mobilfunkempfang im Kreis Coesfeld gemessen. Jetzt stellten (v.l.) Julia Hadrossek (bis Ende 2022 Niederlassungsleiterin Coesfeld der REMONDIS GmbH & Co. KG), Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr, Dr. Jürgen Grüner (Geschäftsführer der wfc), Sebastian Schulze Baek (Mobilfunkkoordinator des Kreises Coesfeld) und Frédéric Dildei (Mitglied der Geschäftsleitung der STF ITech GmbH) die nächsten Schritte vor. Foto wfc