Fachkräftegewinnung aus dem Ausland: Hürden und Wege
Die Änderungen im Fachkräfteeinwanderungsgesetz plus Linksammlung zum gesamten Prozess
Ein Jahr dauert es in der Regel mindestens bis eine Fachkraft, die außerhalb der EU lebt, eine Arbeit im Kreis Coesfeld beginnen kann. Ein Jahr, innerhalb dessen dem Unternehmen, das die Fachkraft einstellen möchte, „an vielen Stellen viele dicke Steine in den Weg gelegt werden“, wie Stefan Frie, Inhaber der Stifts-Apotheke in Nottuln, beim DIALOG Fachkräfte bei der J.W. Ostendorf GmbH & Co. KG in Coesfeld betonte. Dass seine Pharmazeutisch-Technische-Assistentin aus dem Kosovo im vergangenen Sommer einreisen und ihre notwendige Fortbildung zur vollständigen Anerkennung ihres Abschlusses beginnen konnte, habe viele Nerven gekostet, großen Aufwand bedeutet und hätte sich – ohne die schnelle Reaktion einer Arbeitsagentur-Mitarbeiterin – um ein weiteres Jahr verzögert.
Wenige Mitarbeitende für viele Anträge
Erfahrungen, die auch Hendrik Hemker, Geschäftsführender Gesellschafter der WECON GmbH aus Ascheberg, immer wieder macht, obwohl sein Unternehmen mittlerweile 19 Nationalitäten beschäftigt und seit Jahren unter anderem Beschäftigte aus Kamerun nach Deutschland holt. Eines der Probleme: Acht Mitarbeitende kümmern sich bei der Bezirksregierung Köln um die Anerkennungsanträge zu ausländischen Fachkräften. Sie sind zuständig für ganz NRW – und die Wartezeiten entsprechend lang.
Verbesserungen bringen soll das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz, das am 1. März in Kraft getreten ist. So kann jemand, der eine in Deutschland anerkannte Berufsausbildung hat, künftig alle qualifizierten Beschäftigungen in nicht reglementierten Berufen ausüben. Eine Arbeitsaufnahme ist auch ohne vorher anerkannte Berufsqualifikation möglich. Die Gehaltsuntergrenzen für die Aufnahme einer Arbeit in Deutschland sinken und über die sogenannte Chancenkarte ist ab 1. Juni 2024 auch eine Einreise zur Arbeitsplatzsuche möglich.
Stark differenzierte Gesetzeslage macht fast jeden Fall zum Einzelfall
Die Änderungen sollen dazu führen, dass mehr Fachkräfte nach Deutschland kommen können. Was bei der Veranstaltung, die die wfc Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld gemeinsam mit der WFG für den Kreis Borken sowie der Agentur für Arbeit Coesfeld organisiert hatte, jedoch auch deutlich wurde: Die Bedingungen und Anforderungen je nach Branche, Vorkenntnissen und Verdienst der Fachkraft sind weiterhin so differenziert (und jetzt noch differenzierter), dass fast jeder Fall ein Einzelfall ist – mit entsprechendem Prüfaufwand.
Damit sich der Aufwand am Ende lohnt und die Fachkraft auch länger im Unternehmen bleibt, empfahl Sarah Pierenkemper, Senior Referentin Fachkräftesicherung beim KOFA Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung des IW (Institut der deutschen Wirtschaft) Köln, beim Recruiting aufmerksam zu sein: „Fragen Sie nach der Motivation für den Umzug nach Deutschland. Fragen Sie auch, wie sich die Fachkraft das Leben und Arbeiten in Deutschland vorstellt und überlegen Sie, ob das ein realistisches Bild ist. Stellen möglichst auch ihre Unterstützungsangebote für die Fachkraft vor.“ Denn das zeigten auch die Best-Practice-Beispiele, die Unternehmen aus der Region vorstellten: Eine intensive Unterstützung vor Ort ist unabdingbar – sei es bei der Wohnungssuche, bei Behördengängen, bei der sozialen Integration, beim Spracherwerb und bei allen Fragen rund um die Dinge, die in Deutschland einfach anders sind.
FAQ mit Linksammlung vom Recruiting über die Arbeitsaufnahme bis zum Onboarding
Fachkräfte aus dem nicht-europäischen Ausland zu gewinnen, ist mit vielen Anträgen und Voraussetzungen verbunden. Was Unternehmen vom Recruiting über die Arbeitsaufnahme bis zum anschließenden Onboarding beachten sollten und wo sie Unterstützung erhalten, zeigt ein FAQ der Agentur für Arbeit Coesfeld mit einer umfangreichen Linksammlung: https://wfc-kreis-coesfeld.de/fachkraefte/fachkraefte-beratung/fachkraefte-aus-dem-ausland-gewinnen/