Fokus Fachkräfte: Gesundheitsmanagement für die Mitarbeiterbindung

Bei Giesker & Laakmann gehören Nackenübungen und Gespräche zum Kulturwandel

Fünf Jahre. Mindestens. Das ist der Zeitraum, der für Christian Bolz nötig ist, damit ein betriebliches Gesundheitsmanagement wirklich Veränderungen bewirken kann. Veränderungen, mit denen Beschäftigte dauerhaft gehalten und an das Unternehmen gebunden werden können. „Denn dafür ist das Betriebliche Gesundheitsmanagement durch seinen ganzheitlichen Ansatz einer der wichtigsten Hebel“, sagt er.

Veränderungen müssen auf vielen Ebenen stattfinden

Seit mehr als zweieinhalb Jahren ist er dabei, diesen Hebel bei der Nottulner Spedition Giesker & Laakmann umzulegen und dabei zwei besondere Herausforderungen zu meistern: Bei Berufskraftfahrenden ist die Bindung an ihren Arbeitgeber häufig besonders gering ausgeprägt und eher rational. Gesundes Essen und Bewegung sind bei einem Arbeitsalltag zwischen Fahrerhäuschen, Rastplatz und dem Be- und Entladen eher schwierig. „Deshalb müssen wir einen Kulturwandel auf vielen Ebenen erreichen. Dazu gehört das Bewusstsein für körperliche und mentale Gesundheit ebenso wie die Wertschätzung im Betrieb und die Sinnhaftigkeit der Arbeit“, erklärt Bolz.

Um die Beschäftigten, die ja meist nicht vor Ort in Nottuln sind, zu erreichen, nutzt Giesker & Laakmann unter anderem Videos und Podcasts. Die Videos zeigen – jederzeit abrufbar – welche Übungen die Fahrerinnen und Fahrer im und am LKW machen können, um sich fit zu halten oder akuten Beschwerden wie Nackenverspannungen zu begegnen. Sie sind in Kooperation mit dem Gesundheits-Team Y aus Coesfeld entstanden. „Dieses Angebot zu nutzen und auf seine Gesundheit zu achten, bedeutet seine persönliche Komfortzone zu verlassen. Das geht nicht von heute auf morgen. Wenn ein Mitarbeiter seine Nacken- oder Rückenübungen macht, wenn er dort Schmerzen hat, haben wir schon viel erreicht. Der nächste Schritt ist, dass er seine Übungen auch präventiv macht“, so Bolz. Für die Beschäftigten am Standort in Nottuln gibt es zudem alle zwei Wochen eine aktive Mittagspause, um Körper und Geist in Schwung zu bringen.

Mit Podcasts alle Mitarbeitenden erreichen

Die monatlichen Podcasts, die genau wie die Videos im unternehmenseigenen Film- und Tonstudio aufgenommen werden, gehen in unterschiedliche Richtungen. „Durch die eng getakteten Zeitpläne der Berufskraftfahrenden sind Stressmanagement und der Umgang mit Zeitdruck natürlich wichtige Themen – ebenso wie Achtsamkeit. Ich kann mich zwanzigmal am Tag darüber aufregen, dass ich an einer roten Ampel stehen muss, oder ich nutze die Zeit, um hier tief durchzuatmen und mir eine kurze Ruhepause zu gönnen. Das ist ein Umdenken, das wir erreichen möchten“, erklärt Bolz. „Dazu gehört auch eine positive Fehlerkultur und die Tatsache, dass wir nicht nur Ersthelfer für die physische, sondern auch für psychische Gesundheit ausbilden.“

Anders geworden ist auch die Kommunikation. „Spätestens durch die Corona-Pandemie haben wir alle gesehen, wie schlimm Isolation ist – und unsere Fahrerinnen und Fahrer sind häufig isoliert. Dieses Gefühl möchten wir ihnen nehmen und kommunizieren viel mit ihnen über verschiedene Tools, aber auch persönlich“, erklärt Bolz. In digitalen Mitarbeitermeetings, die einmal im Quartal für alle Beschäftigten stattfinden, gibt es Neuigkeiten aus dem Unternehmen und Zeit zum Austausch. Die Teilnahme ist freiwillig. Etwa alle zwei Monate lädt Giesker & Laakmann zudem an einem der großen Werke, an denen viele Fahrer laden und die Nacht verbringen, zum Trucker-Dinner ein und bietet ein gemütliches Beisammensein zum Feierabend abseits des Betriebsstandorts an.

Beim Bewerbungsgesprächen genau hinschauen, ob es passt

„Damit der Kulturwandel gelingt, versuchen wir ihn in alle Ebenen des Betriebs zu verzahnen. Die Geschäftsführung geht authentisch und mit gutem Beispiel voran. Beim Recruiting und bei den Bewerbungsgesprächen schauen wir mittlerweile genau hin und versuchen die richtigen Fragen zu stellen, um die Beschäftigten zu finden, die die Kultur mittragen wollen“, erklärt Bolz. „So wollen wir eine Belegschaft aufbauen, die auf sich achtet, eng mit Giesker & Laakmann verbunden ist und nicht nur im, sondern auch am Unternehmen arbeitet.“

Foto: Podcasts und Videos für die Beschäftigten von Giesker & Laakmann nehmen Christian Bolz (l., BGM) und Justus Ratzmann (Video) im unternehmenseigenen Film- und Tonstudio auf. Foto wfc


Interesse am Betrieblichen Gesundheitsmanagement?

Unterstützung für Unternehmen, die die Gesundheit ihrer Beschäftigten und ein wertschätzendes Miteinander fördern möchten, bietet das Netzwerk GesundArbeiten. Hinter dem Netzwerk stehen die Wirtschaftsförderungsgesellschaften der Kreise Coesfeld und Borken, die BARMER, die Deutsche Rentenversicherung und der Caritasverband im Kreis Coesfeld. Zum Angebot gehören regelmäßige Workshops und Hilfen zum Thema. Neu ist ab Ende August 2023 mit JobGesund die Möglichkeit einer kontinuierlichen Begleitung durch die Netzwerk-Experten bei der Einführung und Organisation eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements – besonders für kleine und mittlere Betriebe. Anmeldungen für den 15-monatigen Prozess unter www.wfg-borken.de/anmeldung_jobgesund

Ihre Ansprechpartner
Sabrina Becker