Fokus Innovation: So einfach aufzuhängen wie ein Bilderrahmen

Die B. Lütkenhaus GmbH hat den (Zeit-)Aufwand beim Balkonbau drastisch reduziert

(von Thomas Aschwer) Zeit war gerade auch auf dem Bau schon immer Geld und damit knapp. Seit Jahren gibt es deshalb immer wieder Vorstöße, die Arbeitsprozesse zu optimieren – etwa durch komplette Wandelemente, schnell zu verlegende Deckenkonstruktionen, andere Heizsysteme oder Wände aus dem 3D-Drucker.

Wer durch die Region fährt, gewinnt schnell eine andere Erkenntnis. In vielen Fällen werden Ein- oder Mehrfamilienhäuser zumindest in weiten Teil noch immer so errichtet wie vor Jahrzehnten: Stein auf Stein. Gleiches gilt für Balkone. Oft setzen die Firmen auf die klassische Methode. Dabei ist viel Vorarbeit beim Gerüstbau erforderlich, bis die „Hilfskonstruktion“ fertig ist. Mit der Erfindung der Dülmener B. Lütkenhaus GmbH kann dieser Prozess deutlich beschleunigt werden.

Entwicklung mit der FH Münster

Zusammen mit einem Forscherteam der FH Münster hatten die Experten von Lütkenhaus nach einer Lösung gesucht, den Zeitaufwand beim Balkonbau drastisch zu reduzieren und zugleich eine Wiederverwertung des eigentlichen Balkons zu ermöglichen. Wer die geprüfte und abgenommene Lösung als 3D-Druck sieht, könnte auf den ersten Blick fast ein wenig überrascht sein.

Sie ist „überschaubar“, kann leicht von A nach B transportiert werden. Und aus der Sicht von Laien scheint sie alles andere als kompliziert zu sein. Denn sie gleicht ein wenig der Konstruktion von Bilderrahmen, die auf eine Schraube geschoben werden müssen, damit das Bild fest an der Wand hängt.

Dreieckige Metallkonstruktion verbindet Mauerwerk und Balkon

Zentrales Element der Lütkenhaus-Innovation ist eine dreieckige Metallkonstruktion, die zudem für eine 18 Zentimeter breite Fuge zwischen Mauerwerk und Balkonplatte sorgt. Sie ist durch eine Schraube mit dem Gebäude verbunden. Auf der anderen Seite ist eine „Aufnahme“, in die die Balkonplatte dank eines „Aufhängers“ – ähnlich wie beim Bild – eingeführt wird. Mit einer weiteren Schraube kann die Balkonplatte millimetergenau ausgerichtet werden.

Bei einer Auslage von rund 1,5 Meter werden die Systeme circa alle 75 Zentimeter eingebaut, bei rund 2,5 Meter alle 50 Zentimeter. So kompliziert sich das auf den ersten Blick anhören mag, so leicht und schnell funktioniert es nach Aussage von Marco Schuhmacher, Diplom-Ingenieur bei Lütkenhaus, in der Praxis. 15 bis 20 Balkone an nur einem einzigen Tag mittels eines Krans einzuhängen, sei kein Problem.

Weiterer Vorteil: Isolierung der Haus-Fassade muss für Balkon nicht unterbrochen werden

Firmenchef Ulrich Lütkenhaus verweist auf weitere Vorteile. Dank der Fuge zwischen Gebäude und Balkonplatte könne die Isolierung der Fassade durchgezogen werden – ohne dass es eine direkte Verbindung zum Balkon gebe. Das sei bei einer Demontage von großem Vorteil, weil beim Recycling der Balkonplatte nur Beton und Stahl getrennt werden müssen.

Natürlich sei es auch möglich, die Platte an anderer Stelle wieder einzuhängen. Erhebliche Arbeitskosten würden zudem dadurch gespart, weil für die Balkone keine Extra-Gerüste aufgebaut werden müssen.

Verdienter Lohn für den neuen Ansatz war die Nominierung für den Innovationspreis Münsterland. Zum Sieg hat es hier nicht erreicht. Aber zumindest wissen Bauherren und Unternehmen jetzt, dass es eine Alternative beim Balkonbau gibt.

Fotos: FH Münster/Katharina Kipp

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