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Kreative Ideen erfolgreich umgesetzt: Dr. Thomas Krönke ist Unternehmensnachfolger bei IGP Chemie

Den gleichen Job immer weiter machen? Für die nächsten 20 Jahre? Als sich Dr. Thomas Krönke diese Fragen mit „Nein“ beantwortet, hat er bereits 20 Jahre als angestellter Diplom-Chemiker in leitender Funktion gearbeitet. „In mir ist nach und nach der Wunsch gereift, unabhängig zu sein, eigene Entscheidungen zu treffen und mit den Konsequenzen zu leben. Ich wollte selbst ein Unternehmen führen“, erklärt der Dülmener. Seit 2017 ist Thomas Krönke nun Geschäftsführer der IGP Chemie GmbH in Dülmen und Chef von sechs Mitarbeitern. „Es war das Beste, was ich beruflich je gemacht habe“, sagt er.

Schwierige Suche nach passendem Unternehmen 

Auf dem Weg dorthin hat er Glück gebraucht und gute Planung, aber auch viel Zeit. „Als ich den Entschluss gefasst hatte, war es sehr schwierig, ein passendes Unternehmen zur Übernahme zu finden. Es sollte in jedem Fall ein Geschäftsfeld haben, das mir liegt, und von meinem Wohnort in Dülmen gut zu erreichen sein“, erklärt Krönke. Er suchte über Online-Nachfolgebörsen nach passenden Unternehmen und nutzte den Nachfolgeservice der IHK Nord Westfalen. „Mit diesen Angeboten finden potentielle Nachfolger einen guten Einstieg in die Suche. Sie sind aber natürlich erst der zweite Schritt.

Am Anfang steht die Frage an sich selbst: Möchte ich angestellt oder mein eigener Chef sein? Mit verschiedenen Ansätzen können wir helfen, das herauszufinden“, erklärt Thomas Brühmann, Unternehmensnachfolgeberater bei der wfc Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld. Eine Nachfolge anzutreten sei häufig leichter als eine komplette Neugründung, weil schon etwas bestehe, auf dem der neue Chef aufbauen könne. „Allerdings sollte man das Unternehmen und was es tut gut verstehen und darüber hinaus eine Idee haben, wie man das Vorhandene weiterentwickeln kann“, sagt Thomas Krönke aus seiner Erfahrung heraus. „Zudem sollte man ein Typ sein, der auch bei Problemen und Schwierigkeiten halbwegs gut schlafen kann und nicht direkt in Panik verfällt. Das ist zum Glück genau mein Ding.“

Intensive Verhandlungen zur Unternehmensnachfolge

Thomas Krönke fand „sein“ Unternehmen schließlich als er für seinen bisherigen Arbeitgeber auf der Suche nach brandhemmendem Klebstoff war und von einem Kollegen den Tipp bekam, dass es bei ihm um die Ecke in Dülmen einen Hersteller dafür gebe: IGP Ingenieurbüro Große-Perdekamp GmbH. Dr. Krönke nahm Kontakt auf und erkannte schnell: Hier muss in den nächsten Jahren die Nachfolge geregelt werden. „Es folgte ein ziemlich intensiver Sommer mit Verhandlungen, konkreter Aufstellung des Businessplans und Bankgesprächen“, erinnert sich Krönke.

Den Businessplan stellte Krönke selbst auf. „Das war für mich aufgrund meiner vorherigen Tätigkeit sozusagen Alltagsgeschäft.“ Wie ist der Status quo? Welche Veränderungen möchte ich im Unternehmern vornehmen? Wie wirken diese sich aus? Welche zusätzlichen Kontakte und Projekte kann ich aufgrund meiner persönlichen Erfahrungen einbringen? Welche Möglichkeiten gibt es, Vertrieb, Portfolio oder Produktionskapazität zu erweitern? Was kann ich an der Kostenstruktur ändern? „Eine Unterstützung dabei ist oft hilfreich“, erklärt Brühmann. „Im persönlichen Gespräch und über unsere Homepage geben wir Hinweise dazu.“  Ein zweiter Aspekt bei dem die wfc stets externe Beratung empfiehlt, ist der Kaufvertrag, damit hier nichts schief geht. Thomas Krönke gab dies in die Hände seiner Frau Tanja Krigel, die als Rechtsanwältin genau in diesem Bereich tätig ist.

Arbeit bei IGP ist unglaublich abwechslungsreich

Im Herbst 2017 unterschrieb er schlussendlich den Vertrag für die neue IGP Chemie GmbH. Die Gespräche und die Übergabe mit dem bisherigen Inhaber Hans-Jürgen Große-Perdekamp waren gut gelaufen. „Meine Arbeit hier ist unglaublich abwechslungsreich und macht großen Spaß. In unserer Nische für brandhemmenden und unbrennbaren Klebstoff und Brandschutzbeschichtungen sind wir gut aufgestellt“, sagt Krönke. „Um den nachhaltigen Erfolg des Unternehmens zu sichern, haben wir zudem im vergangenen Jahr ein neues Produkt zum Patent angemeldet. Es ist ein unbrennbarer Mineralschaum, der vor allem bei der Wärmedämmung von Fassaden seine Anwendung findet.“

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DIE UNTERNEHMENSNACHFOLGE

Allein zwischen 2018 und 2022 beschäftigten sich im Kreis Coesfeld nach Berechnungen des Instituts für Mittelstandsforschung mehr als 400 Betriebe mit der Unternehmensnachfolge – Tendenz steigend. Die wfc unterstützt potentielle Übergeber und Übernehmer dabei, zusammen zu finden, beantwortet Fragen und zeigt, welche Beratungsmöglichkeiten es gibt. Erste Informationen und Checklisten gibt es zudem über das Online-Existenzgründerportal und den rund 100 Seiten starken Leitfaden des Bundeswirtschaftsministeriums sowie das Portal „Nachfolge in Deutschland“.

https://wfc-kreis-coesfeld.de/unternehmensnachfolge-und-uebernahme/

Große Nachfrage beim Ferienspaß-Angebot der Unternehmen im Kreis Coesfeld

Den Bogen gerade ausrichten. Die Hand, die die Sehne hält, bis zum Kinn zurückziehen – und loslassen. Treffer! Direkt neben dem Luftballon in der Mitte des Zielbereichs bleibt der Pfeil stecken. Während sich die Kinder im Bogenschießen üben, sind ihre Eltern bei der Arbeit – und wissen sie beim „Ferienspaß nach Maß“ gut betreut.

Rollende Waldschule zu Gast beim Ferienspaß im Kreis Coesfeld

Bereits zum dritten Mal setzt die Kooperation verschiedener Unternehmen aus dem Kreis Coesfeld und dem DRK-Kreisverband Coesfeld, die auf Initiative der wfc Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld entstanden ist, ein deutliches Signal: Arbeitgeber aus der Region unterstützen ihre Angestellten und tragen zu einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei. Zur Halbzeit des dreiwöchigen Angebots ist am Dienstag die Rollende Waldschule des Hegerings Coesfeld auf dem Gelände des DRK-Ortsverbands Coesfeld zu Gast. Fast 100 präparierte Tiere können die Kinder anschauen und anfassen. „Sie alle leben hier – in der Natur des Münsterlandes“, erklärt Jörg Wichert, Obmann für Brauchtum beim Hegering. Gemeinsam mit Martina Sajovec und Christel Jansen sowie den fünf Betreuerinnen des Ferienspaß-Programms sprechen sie mit den Kindern über die Tiere, zeigen ihnen das Bogenschießen und üben Jagdhorn blasen.

Knapp 30 Kinder sind für den Ferienspaß am Dienstagmorgen angemeldet. Insgesamt nutzen rund 55 Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren das Angebot der Arbeitgeber ihrer Eltern. „Wir bieten eine verlässliche, aber trotzdem flexible Betreuung. Denn die Kinder können wochen- oder tageweise, halb- oder ganztags am Programm teilnehmen“, erklärt Dorothee Albers, Leiterin der Betreuung beim DRK-Kreisverband. Die Buchung erfolgt direkt bei den sieben teilnehmenden Arbeitgebern.

Zwei Unternehmen sind neu bei der Ferienbetreuung dabei

J.W. Ostendorf, Parador, die Christophorus-Kliniken, Sparkasse Westmünsterland und VR-Bank Westmünsterland sind bereits seit dem Start 2017 dabei. SG Service und die Weiling GmbH sind in diesem Jahr neu dazugekommen. „Als wir von den Organisatoren die Anfrage erhielten, ob wir bei der Ferienbetreuung mitmachen wollen, haben wir schnell festgestellt, dass der Bedarf da ist – was natürlich auch mit dem hohen Frauenanteil von über 50 Prozent in unserem Unternehmen zusammenhängt. Der gute Ruf des Angebots hat uns zusätzlich darin bestärkt“, erklärt Geschäftsführer Bernd Weiling.

„Die Nachfrage der Eltern hat diesem Jahr tatsächlich nochmal einen deutlichen Sprung gemacht“, fügt Dr. Kirsten Tacke-Klaus von der wfc hinzu. „Hatten wir in den vergangenen Jahren jeweils knapp 250 Buchungstage für das dreiwöchige Angebot, so waren es in diesem Jahr fast 400. Das zeigt, wie wichtig dieses Angebot ist, um Familie und Beruf besser zu vereinbaren und als Unternehmen attraktiv für Mitarbeiter zu sein.

Kreative Ideen erfolgreich umgesetzt: Lebensarbeitszeitkonto bei Fliesen K. Nägeler

In den letzten Jahren vor der Rente weniger arbeiten, eine mehrmonatige Auszeit vom Job nehmen oder Stunden reduzieren, um einen Angehörigen zu pflegen – und das bei unverändertem Lohn: Lebensarbeitszeitkonten machen dies möglich. Als erstes Handwerksunternehmen aus dem Bauhauptgewerbe im Kammerbezirk Münster und eines von ganz wenigen in Deutschland bietet die Fliesen K. Nägeler GmbH & Co. KG aus Ascheberg-Herbern ihren Mitarbeitern diese Chance. „Meine Mitarbeiter können freiwillig einen monatlichen Betrag ihrer Wahl auf das Konto einzahlen, Überstunden oder nicht verbrauchten Urlaub hineingeben. In der Industrie ist dieses Modell weit verbreitet, in anderen Branchen allerdings noch nicht“, erklärt Geschäftsführer Karsten Nägeler.

Arbeitszeit ohne Lohnverlust reduzieren

Mit den Jahren sammeln die Beschäftigten ein Guthaben an, das eine Reduzierung der Arbeitszeit ohne Lohnverlust ermöglicht. Geld bzw. Stunden, die bis zum Renteneintritt nicht verbraucht sind, werden ausgezahlt. Rund ein Drittel der Gesellen nutzt das Lebensarbeitszeitkonto, das der Betrieb vor fünf Jahren eingeführt hat. Die Idee dazu nahm Nägeler von einer Fortbildungsveranstaltung der Handwerkskammer zu Arbeitszeitmodellen mit. Er rief den Referenten an und informierte sich über die Möglichkeiten der Umsetzung. Dieser schlug ihm eine Förderung über die Potentialberatung vor.

„Das Landesprogramm hilft Betrieben dabei, vorhandene Potentiale besser zu nutzen, betriebliche Abläufe zu optimieren oder zu modernisieren. Dafür übernimmt das Land die Hälfte der Kosten für bis zu zehn Beratertage. Die Förderung pro Tag ist allerdings auf 500 Euro gedeckelt“, erklärt wfc-Berater Thomas Brühmann. Er unterstützte Karsten Nägeler bei der Antragsstellung für die Förderung – bereits zum zweiten Mal. „Ich hatte zuvor über die Potentialberatung die Umsatzbeteiligung unserer Führungskräfte auf Gewinnbeteiligung umgestellt. Das hat gut geklappt, deshalb habe ich das Instrument gerne wieder genutzt“, sagt Nägeler.

Organisatorischer Aufwand ist nach der Ersteinführung gering

Mit dem externen Berater erarbeitete er die konkreten Anforderungen, dann begann dieser mit den Vorbereitungen für die Umsetzung und suchte unter anderem passende Anbieter. „Für uns hielt sich der Aufwand auf diese Weise in Grenzen. Nur der Steuerberater und unsere kaufmännische Bürokraft hatten bei der Einführung einiges zu tun, aber jetzt läuft alles unproblematisch und ohne Aufwand“, sagt Nägeler.

Auszahlungen gab es im Herberner Fliesenlegerbetrieb und seinen 30 Mitarbeitern bisher noch nicht. „Aber ich verspreche mir für die Zukunft eine ganze Menge davon“, sagt Nägeler. „Wenn unsere Mitarbeiter älter werden, können sich mehr schonen und weniger arbeiten, ohne auf Lohn zu verzichten. Das ist gut für ihre Gesundheit und damit auch für den Betrieb, weil sie sich ihre Arbeitskraft erhalten. Perspektivisch werden wir so wahrscheinlich mehr Mitarbeiter beschäftigen, die aber keine vollen Stellen haben. Das hilft uns auch dabei, Zeiten auszugleichen, in denen mal mehr und mal weniger zu tun ist.“

Gespartes Geld wird gut verzinst

Letztlich es sei ein auch ein gutes Mittel, um Mitarbeiter von der Firma zu überzeugen und sie langfristig zu halten. „Das ist uns sehr wichtig“, sagt Nägeler. Bei Auszahlungen aus dem Lebensarbeitszeitkonto fallen die üblichen Steuern und Sozialausgaben an. Allerdings bringt der Arbeitgeber bei den monatlichen Einzahlungen seine Sozialkosten, die für die Summe normalerweise gezahlt hätte, in den Topf ein. „Wenn ein Mitarbeiter beispielsweise monatlich 100 Euro auf das Lebensarbeitszeitkonto überweist, kommen vom Arbeitgeber rund 30 Euro an Sozialkosten hinzu. Zudem wird das Geld aufgrund des fünf Jahre alten Rahmenvertrags mit dem Rückversicherer gut verzinst. So sind die späteren Sozialabgaben der Beschäftigten mindestens neutralisiert, üblicherweise bleibt sogar ein nicht unerheblicher Überschuss.“

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DIE POTENTIALBERATUNG

Potentiale im Betrieb auszuschöpfen, um wettbewerbsfähig zu bleiben: Dabei unterstützt die Potentialberatung die Unternehmen mit Mitteln aus dem Europäischen Sozialfonds. Im Zentrum stehen die Teamarbeit und die Beteiligung der Mitarbeiter, schließlich sind ihr Wissen, ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten ein wichtiger Faktor. Mögliche Themen für die eine finanzielle Förderung für bis zu zehn Beratertage sind Arbeitsorganisation, Personalentwicklung, Qualifizierungsberatung, demografischer Wandel, Digitalisierung und Gesundheit.

 

https://wfc-kreis-coesfeld.de/info-material-zu-foerderprogrammen/

9. Dialog Fachkräftesicherung: Die Suche nach Azubis

Noch vor zehn Jahren war die Zahl der Bewerber deutlich größer als die der Ausbildungsstellen. Wer eine Nachwuchskraft suchte, konnte meistens aus mehreren Kandidaten auswählen. Heute hat sich das Blatt gewendet. Viele Jugendliche können unter mehreren Ausbildungsangeboten entscheiden. Gleichzeitig fehlen in immer mehr Branchen und Betrieben passende Ausbildungsbewerber. Wie aber lassen sich trotzdem noch Azubis finden? Der 9. „Dialog Fachkräftesicherung“, eine Plattform in der sich Arbeitgeber über neue Wege in der Personalarbeit austauschen, gab darauf Antworten.

Auf Einladung der Agentur für Arbeit, der Wirtschaftsförderung für den Kreis Borken mbH und der Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld GmbH kamen rund 30 Personalverantwortliche zusammen. Diesmal war die SVS Versorgungsbetriebe GmbH in Stadtlohn Gastgeber der Veranstaltung.

Jugendliche kommunizieren anders

„Um junge Menschen zu gewinnen, muss man wissen, was diese überhaupt möchten. Darüber haben sich bislang viele Unternehmer zu wenig Gedanken gemacht.“, erklärte Gerd Drendel, Diplom-Sozialpädagoge, Teamberater und Deeskalationstrainer, in seinem Impulsvortrag. „Es wird immer gesagt, die Jugend sei nicht motiviert und wolle nur Freizeit. Das stimmt aber nicht“, so Drendel und verdeutlicht: „Sie möchten arbeiten, sich einbringen und gefordert werden, erwarten dafür aber Respekt, klare Anweisungen und Wertschätzung.“ Vor allem aber, kommunizieren sie anders als vorherige Generationen. „Aus Gewohnheit setzten Unternehmen bei der Nachwuchsrekrutierung nach wie vor auf Zeitungsanzeigen. Damit erreichen sie die jungen Menschen aber nicht mehr, denn die lesen kaum noch Zeitung sondern informieren sich woanders,“ so der Experte.

Für das eigene Unternehmen lassen sich Jugendliche laut Drendel am besten begeistern, wenn die ersten Berührungen schon früh beginnen: „Machen Sie als Unternehmer schon rechtzeitig auf sich aufmerksam. Kooperieren Sie mit Schulen und stellen Sie sich und Ihr Unternehmen bei den Schülern schon ab der achten Klasse vor. Zeigen Sie ihnen, wie Sie für Ihren Job brennen, das steckt an.“ Dazu rät er, sich als Unternehmen bekannt und interessant zu machen. Durch das Erschaffen einer Corporate Identity und mit Anreizen für die Beschäftigten: „Bieten Sie Ihren Mitarbeitern Besonderheiten an. Sie können beispielsweise die Kosten für die Mitgliedschaft in einem Fitnessstudio oder einem Buchclub übernehmen. Seien Sie kreativ, denn Möglichkeiten gibt es viele. Die Wirkung solcher Kleinigkeiten ist groß“, betont Drendel.

Ideen zur Azubigewinnung von vielen Seiten

Weitere konkrete Möglichkeiten konnten die Teilnehmer in kurzen Präsentationen erfahren. So stellte das münstersche Unternehmen Azubi-me GmbH ein Ausbildungsportal vor, das besonders auf Jugendliche zugeschnitten ist. Carsten Haak von der Handwerkskammer Münster zeigte Möglichkeiten auf, Studienabbrecher für sich gewinnen zu können, während Melanie Wesseler von der Firma Johannes Räckers GmbH vom Projekt Spätstarter berichtete, bei dem ungelernte im eigenen Unternehmen mit Unterstützung der Arbeitsagentur zu Fachkräften weitergebildet werden können. Elisabeth Büning von der Kreisverwaltung Borken stellte die Landesinitiative KAoA – Kein Abschluss ohne Ausbildung vor, die die berufliche Orientierung der Schülerinnen und Schülern unterstützen soll.

Alle Vorträge regten zu lebhaften Diskussionen unter den Teilnehmern an. „Es gab heute viele Interessante Anregungen“, so die einhellige Meinung der Personalverantwortlichen am Ende der Veranstaltung.

Jahrestreffen des Unternehmerinnen-Netzwerks zeigt Potentiale des Einzelhandels in Havixbeck

Ihre Geschäfte heißen „Fräulein Wunder“, „das schöne Leben“ oder „Baby Fine“. Das Angebot haben die Inhaberinnen liebevoll ausgesucht oder selbst hergestellt. Mit ihren Ideen dahinter sind sie dem klassischen stationären Einzelhandel längst entwachsen. Und so bietet der Rundgang durch die Havixbecker Innenstadt, zu dem die wfc Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld für das Jahrestreffen des Unternehmerinnen-Netzwerks des Kreises eingeladen hatte, gleich doppelten Gesprächsstoff.

Kreative, aber tragfähige Konzepte

„Es sind tolle Beispiele für mutige Frauen, die mit kreativen, aber tragfähigen Konzepten den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt haben oder ein Unternehmen weiterführen“, sagte wfc-Beraterin Andrea Meyer am Donnerstagnachmittag. Denn auch die weiperfriseure, die in mittlerweile vierter Generation von Janina Weiper geleitet werden, gehörten zum kommunikativen Rundgang. „Der direkte Austausch von Unternehmerin zu Unternehmerin hat enormes Potential – und das möchten wir mit den regelmäßigen Treffen unterstützen“, so Andrea Meyer. Neue Teilnehmerinnen sind dabei stets willkommen – und wie am Donnerstag schnell integriert als die engagierten Havixbecker Unternehmerinnen von ihren Anfängen, Ideen und ihrem Geschäftsalltag berichteten.

Das Geschäft für Babykleidung und -accessoires von Rabea Schürmann ist gleichzeitig ihr Atelier. Wenn kein Kunde da ist, arbeitet sie die Bestellungen ab und näht neue Kleidungsstücke. Manon Nandika Weßels und ihr Mann Marlon betreiben in ihrem conceptstore „das schöne Leben“ gleichzeitig eine Agentur für Grafik- und Webdesign und verkaufen eigene Entwürfe auch im Laden. Genau wie die persönliche Beratung und das stimmige Modeangebot bei „Fräulein Wunder“ sowie die handwerkliche Qualität und das bewusst ruhige Ambiente bei den weiperfriseuren hat sich die Besonderheit dieser Läden herumgesprochen und die Kunden kommen vielfach von außerhalb nach Havixbeck.

 

Facebook und Instagram als zentrale Marketingwege

Aber das ist längst noch nicht alles, was über den klassischen Einzelhandel hinaus geht. In diesen Geschäften ist neue Ware zum Teil schon verkauft, bevor sie im Regal liegt. Mit den Fotos davon auf Facebook und Instagram kommen die Käufer, die sich teilweise per Mail oder Anruf die besten Stücke direkt reservieren lassen. Oder ein zufriedener Kunde postet sein Glück auf Pinterest – und die Menge der Anfragen nach kleinen Kaffeetütchen mit witzigen Sprüchen als Gastgeschenk für die Hochzeitgäste ist für Manon Nandika und Marlon Weßels kaum noch abzuarbeiten.

Social-Media-Marketing, Online-Shops und grundsätzlich die Chancen der Digitalisierung, aber auch der persönlichen Beratung und des persönliches Erlebnisses waren die Themen, bei denen sich nahezu alle der rund 30 Teilnehmerinnen in ihren Gesprächen beim Jahrestreffen des Unternehmerinnen-Netzwerks wiederfanden – unterstützt von einem Kurzvortrag von Martina Mähren (Moleco GmbH) zur erfolgreichen Nutzung von Instagram im Anschluss des Rundgangs.

Betonwerke H. Klostermann bewerben sich mit Klimastein beim Innovationspreis Münsterland

Der Klimawandel belastet Städte vor allem durch immer stärker werdende Starkregenereignisse, die zu Überflutungen mit immensen Schäden führen, sowie durch eine immer stärkere Überhitzung der Stadtzentren. Die Betonwerke H. Klostermann GmbH & Co. KG haben deshalb ECOSAVE entwickelt, ein völlig neues Pflasterstein-System, das Starkregen bewältigen, Überschwemmungen verhindern und die Städte aktiv über die Verdunstung kühlen kann.

Innovationspreis bringt Aufmerksamkeit

Um das Produkt, das gerade in den Markt eingeführt wird, großräumig bekannt zu machen, bewirbt sich der Coesfelder Hersteller von Betonprodukten für die Flächengestaltung um den Innovationspreis Münsterland 2019 unter dem Titel „Höher.Weiter.Denken“. „Der Preis, der alle zwei Jahren vom Münsterland e.V. vergeben wird, bietet den Unternehmen eine große Gelegenheit, sich und ihre innovativen Ideen in ein vielbeachtetes Schaufenster zu stellen. Deshalb unterstützen wir die Betriebe aus dem Kreis bei ihrer Bewerbung“, erklärt Christian Holterhues, Innovationsberater der wfc. Bewerbungsfrist für die Auszeichnung ist am 30. Juni 2019.

In Nordhorn sind die innovativen Pflastersteine bereits im Einsatz. Foto: Betonwerke H. Klostermann GmbH & Co

Die Idee zu einem Klimastein schlummerte beim geschäftsführenden Gesellschafter Florian Klostermann und seinem Team schon länger. Seit 2017 arbeitete das Unternehmen in Kooperation mit dem münsterischen Ingenieurbüro H20 Research GmbH und der finanziellen Unterstützung des Zentralen Innovationsprogramms Mittelstand (ZIM) des Bundeswirtschaftsministeriums an der Umsetzung von ECOSAVE.

Betonpflaster lässt Regenwasser versickern – und nimmt es auf

„Das Ergebnis ist ein Betonpflaster, das Regenwasser versickert und gleichzeitig aufnimmt, wie ein Schwamm speichert und anschließend verdunstet. Dieser Betonstein kann sämtliche Formen, Farben und Oberflächen annehmen, er unterscheidet sich optisch nicht von herkömmlichen, hochwertigen Oberflächen“, erklärt Klostermann. „Die Innovation liegt unter der Oberfläche, ein Parkplatz oder eine Straße wird ökologisch so wertvoll wie eine grüne Rasenfläche, nur können Autos über sie fahren.“

Das innovative Betonpflaster der Betonwerke H. Klostermann kann wie hier in Ladbergen Regenwasser versi-ckern, gleichzeitig aufnehmen, wie ein Schwamm speichern und anschließend verdunsten lassen.

Ein weiterer Vorteil ist, dass Steine und Fugen nach etwa 15 Jahren sehr einfach zu reinigen sind und so der Überschwemmungsschutz auch langfristig gegeben ist. Zusätzlich wird das Produkt klimaneutral produziert und enthält wiederverwerteten Beton, um natürliche Ressourcen zu schonen.

Nutzen des innovativen Pflastersteins ist außergewöhnlich hoch

„Innovationen haben bei Klostermann eine lange Tradition“, fügt der geschäftsführende Gesellschafter hinzu. „Wir suchen ständig nach Lösungen, wie wir unsere Kunden zufriedener machen und unsere Arbeitsprozesse optimieren können. Dass, wie beim ECOSAVE, auch noch ein so großer Nutzen für die Menschen und die Umwelt entstehen kann, ist allerdings nicht alltäglich. Das wollen wir durch unsere Bewerbung beim Innovationspreis Münsterland noch einmal besonders herausstellen.“

Der Innovationspreis Münsterland
Der Münsterland e.V. vergibt den Innovationspreis Münsterland alle zwei Jahre gemeinsam mit seinen Sponsoren, den Sparkassen im Münsterland, der Westfälischen Provinzial Versicherung AG und innogy SE. Mit dem Preis werden innovative Ideen in den fünf Kategorien „Wirtschaft“, „Wirtschaft trifft Wissenschaft“, „Start-Up“, „Digitale Geschäftsmodelle“ sowie „Klein und pfiffig“ ausgezeichnet. Die Gewinner erhalten jeweils 4.000 Euro Preisgeld. Noch bis zum 30. Juni 2019 können Unternehmen unter www.innovationspreis-muensterland.de ihre Vorschläge einreichen.

Unterstützung bei der Bewerbung bietet Christian Holterhues, Telefon 02594/ 7824026, Mail christian.holterhues@wfc-kreis-coesfeld.de

www.innovationspreis-muensterland.de

wfc-Jahresgespräch: Positive Entwicklung im Kreis birgt auch Herausforderungen

Ein erneuter Höchststand an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, im elften Jahr in Folge die niedrigste Arbeitslosenquote in NRW und ein weit vorangeschrittener Ausbau der digitalen Infrastruktur: Der Kreis Coesfeld hat 2018 seine überaus erfolgreiche Entwicklung fortgesetzt. „Das sind gute Nachrichten, aber auch große Herausforderungen für die Zukunft – vor allem, wenn der Fachkräftemangel nicht zum Wachstumshemmnis oder gar zum Problem werden soll“, sagte Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr am Montagnachmittag beim Jahresgespräch der wfc Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld GmbH.

Personalgewinnung rückt immer stärker in den Fokus

Mit neuen Angeboten hat die wfc deshalb bereits 2018 die Unternehmen auf die Herausforderungen in der Personalgewinnung aufmerksam gemacht. Die Initiative #einfach machen stellte gute, nachahmenswerte Beispiele für Personalarbeit im digitalen Wandel in den Fokus. In Kooperation mit Studierenden des Fachbereichs Arbeitspsychologie der WWU Münster fanden Studienbesuche in Unternehmen der Region statt, um gemeinsam frische Ideen für die Personalarbeit zu erarbeiten. Zusätzlich bot die wfc Workshops zur Verbesserung des Recruitingprozesses an, der sich zunehmend an Methoden und Prozessen des Onlinemarketings orientiert.

„Diesen Weg werden wir 2019 fortsetzen und den Unternehmen konkrete Hilfestellungen geben. Zusätzlich nehmen wir vor allem die jungen Fachkräfte in den Blick. Hier wollen wir mit dem Ausbau unseres Karrierenetzwerks Stay Local zeigen, wie attraktiv das Leben und Arbeiten hier im Kreis ist. Das im April gestartete Förderprojekt SAIL möchte mit innovativen Konzepten zur Azubi-Mobilität den Arbeitsweg optimieren oder ganz neue Erreichbarkeiten ermöglichen“, erklärte wfc-Geschäftsführer Dr. Jürgen Grüner.

Digitale Infrastruktur ist wichtiger Faktor

Der zweite wichtige Faktor für einen zukunftsorientierten Wirtschaftsstandort ist die digitale Infrastruktur. „Im Kreis Coesfeld gibt es dank des Engagements vieler Beteiligter einen weit ausgeprägten Zugang zum schnellen Glasfasernetz. Diese Ressource nutzen wir – als Vorreiter unter den Kreisen in Deutschland – für unsere kreisweite Digitalisierungsstrategie, um mit den Möglichkeiten, die der digitale Wandel bietet, das Leben für unsere Bürger weiter zu verbessern“, so Dr. Christian Schulze Pellengahr. Ein Baustein dafür ist auch der flächendeckende Ausbau des Mobilfunknetzes, den wfc und Kreis jetzt verstärkt in den Fokus nehmen.

„Die dauerhaft gute Beschäftigungslage im Kreis Coesfeld wirkte sich 2018 auch deutlich auf die Unternehmensgründungen und Unternehmensnachfolgen aus“, sagte Dr. Jürgen Grüner. „Wer hier gründet, macht dies häufig aus Überzeugung und nicht aus Mangel an Erwerbsalternativen. Das spiegelt sich nicht nur in der vergleichsweise hohen Zahl an Beratungen außerhalb des SGB-II-Kontextes, sondern auch in der Qualität der Geschäftsideen und Gründungskonzepte wider.“ Insgesamt leisteten die beiden Gründungsberater der wfc 177 Gründungsberatungen in 2018, 17 mehr als im Vorjahr. Um der angespannten Nachfolgesituation im Kreis Coesfeld zu begegnen, hat die wfc 2018 ihr Veranstaltungs- und Beratungsangebot in diesem Bereich stark ausgebaut und setzt 2019 hier ebenfalls einen Schwerpunkt.

Viele Angebote im Bereich „Technologie und Innovation“

Vielfältig und umfassend war 2018 auch das Angebot im Bereich „Technologie und Innovation“ mit insgesamt 114 Beratungen, Veranstaltungen, Netzwerk- und Projektterminen sowie Treffen mit den Hochschulpartnern. Ein wichtiges Thema in 2018 und den nächsten Jahren ist die bessere Vernetzung von digitalen Startups und Unternehmen im Kreis. Neben einem gut besuchten, zweitägigen Kongress zum Thema ist im Herbst das Projekt „start.connect“ in Kooperation mit der WESt mbH (Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft Steinfurt) und der Fachhochschule Münster gestartet. Die kostenlose Plattform steht Unternehmen und Startups der Region offen. Sie können sich hier kennenlernen, austauschen und Kooperationen anbahnen – zur Entwicklung neuer digitaler Geschäftsmodelle, Produkte, Dienstleistungen und Lösungen.

Erfolgreich abgeschlossen hat die wfc in 2018 das Förderprojekt „Innovationsforum PUSH.3D-Druck“ und unter anderem mit elf Veranstaltungen in den vergangenen zwei Jahren mehr als 540 Unternehmen über das Thema informiert. Die Netzwerkarbeit zum 3D-Druck wird aber auch weiterhin fortgesetzt.

Weiterbildung gewinnt wieder größeren Stellenwert

Vor dem Hintergrund des digitalen Wandels hat 2018 die Weiterbildung der Beschäftigten an Stellenwert gewonnen. Die Zahl der Beratungen zu Bildungsscheck und Bildungsprämie stieg im Vergleich zu 2017 um 32 auf insgesamt 142 Fälle. Die durch das Angebot eingeworbenen Fördermittel erhöhten sich um 38.000 Euro auf 135.500 Euro.

Den gesamten Geschäftsbericht 2018 gibt es hier: Geschäftsbericht 2018

Kreisweite Digitalisierungsstrategie ist mit Kick-Off-Workshop gestartet

Der Prozess zur Entwicklung der kreisweiten Digitalisierungsstrategie hat begonnen: Die Vertreter der Städte und Gemeinden des Kreises Coesfeld sowie des Kreistags trafen sich jetzt im Ascheberger Rathaus zur Kick-Off-Veranstaltung und zum ersten gemeinsamen Workshop. „In nahezu allen Lebensbereichen bietet die Digitalisierung die Chance auf Verbesserungen“, sagte Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr. „Der weit voran geschrittene Glasfaserausbau im Kreis Coesfeld und die noch auszubauende Infrastruktur im Mobilfunk ermöglichen es uns, über Angebote im Bereich eGovernment und der Wissensvermittlung an Schulen hinaus zu denken.“

Ziele und Prioritäten im Herbst 2019 definieren

Mobilität, Wirtschaft, Tourismus, Umweltschutz und Gesundheitsvorsorge sind die Themen zu denen der Arbeitskreis unter Federführung der Kreisentwicklung und der Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld (wfc) zunächst einmal den Ist-Zustand ermitteln wird. In zwei weiteren Workshops im Herbst sollen die Ziele und Prioritäten definiert werden. Ab Frühjahr 2020 beginnt in kleineren Gruppen die Arbeit an der konkreten Ausgestaltung und Umsetzung der zentralen Handlungsfelder und anderen Themen.

Die Städte und Gemeinden stellen sich mit der Digitalisierungsstrategie gleich zwei Aufgaben: Sie verbessern beispielsweise durch digitale Aktenerfassung, elektronische Angebote für Bürger und einem vereinfachten Informationsaustausch zwischen Kreis und kreisangehörigen Kommunen den ureigenen Auftrag der Verwaltung. „Sie legen aber auch für jegliche Lebensbereiche darüber hinaus, die Rahmenbedingungen fest unter denen sich der digitale Wandel weiter entfalten kann – und mehr noch: Sie schaffen grundsätzliche Anreize für nutzbringende digitale Angebote, sind Ideengeber, Antreiber und Initiator“, so Dr. Christian Schulze Pellengahr. Ziel sei es auch, dass nicht jede Kommune einzeln ihre Ideen verfolgt, sondern auf den gemeinsamen Austausch und die interkommunale Zusammenarbeit setzt.

Übergreifende Plattformen und vernetzte Angebote für Bürger

Fachlich begleitet werden die Akteure bei diesem Prozess von Prof. Dr. Dr. Björn Niehaves. Er ist Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik und Direktor des Forschungskollegs der Universität Siegen, Vorstand des Nationalen E-Government Kompetenzzentrums in Berlin sowie Mitglied des Beirats „Digitale Wirtschaft“ der NRW-Landesregierung. In einer ersten Phase begleitete er auch das Projekt „Digitale Modellkommunen NRW“ im Auftrag des NRW-Wirtschaftsministeriums. „Die Digitalisierung ermöglicht es, von den individuellen Wünschen des Kunden oder Bürgers aus zu denken – und ihm übergreifende Plattformen und vernetzte Angebote zur Verfügung zu stellen“, erklärte Niehaves. Integrierte Mobilitäts-Angebote, die alle Möglichkeiten von A nach B zu kommen, zusammenführen oder Verkehrssysteme, die über Sensorik erkennen, wo ein Parkplatz frei ist, sind da nur zwei Beispiele. „Wir haben den Hang dazu, die kurzfristige Wirkung von Megatrends wie der Digitalisierung zu überschätzen und die langfristigen Potenziale zu unterschätzen“, sagte Niehaves. „Die Digitalisierungsstrategie, die im Zuge des kreisweiten Projekts entwickelt wird, soll eben genau auch langfristige Erfolge erzielen.“

Elektroroller als Baustein der künftigen Mobilität: Unternehmensbesuch bei Moll Logistics

Mobilität neu denken: Das ist ein Ziel, das der Kreis Coesfeld und die Wirtschaftsförderung des Kreises unter anderem mit den Projekten SAIL und Mobiles Münsterland erreichen wollen. Bei Christian Moll steht es ebenso weit oben auf der Agenda. Der Geschäftsführer der Moll Logistics GmbH in Dülmen setzt neben der klassischen Autovermietung auf den Vertrieb von Leichtkraftfahrzeugen sowie – seit kurzem – von Elektrorollern.

Die Möglichkeiten dieser Angebote waren das zentrale Thema des Unternehmensbesuchs von Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr, Dülmens Bürgermeisterin Lisa Stremlau und wfc-Geschäftsführer Dr. Jürgen Grüner. Moll ist Regionalpartner im Münsterland der emco electroroller GmbH aus dem Lingen. Das Unternehmen bietet nicht nur Elektroroller Made in Germany an, sondern auch die passenden Sharing-Modelle. Roller des emsländischen Anbieters laufen unter anderem in Stuttgart und Barcelona. Genau davon möchte jetzt auch der Kreis Coesfeld profitieren.

Testlauf für E-Roller-Sharing geplant

„Unsere Bürger wollen flexible, auf ihre tatsächlichen Bedürfnisse abgestimmte Mobilitätsangebote. Wir müssen die Straßen entlasten und gleichzeitig den Nutzungskomfort für die Menschen erhöhen. Das Sharing von Elektrorollern ist aus unserer Sicht eine vielversprechende Möglichkeit, die wir gerne auf ihre Praxistauglichkeit testen wollen“, erklärte Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr. „Wenn ein solches Angebot wie in diesem Fall von der Moll Logistics GmbH dann auch noch aus dem Kreis Coesfeld selbst kommt, ist es doppelt vorteilhaft“, fügte Dülmens Bürgermeisterin Lisa Stremlau hinzu. Aktuell startet eine technische Testphase. Danach sind erste, konkrete Testnutzungen in Planung, um zum Beispiele Bahnhöfe, die Ortszentren und ausgewählte weitere Orten zu verbinden. Ziel ist es, die bestehenden, eher für den großstädtischen Bereich ausgelegten Sharing-Modelle auf die Bedarfe im ländlichen Raum anzupassen.

„Elektroroller sind darüber hinaus eine vielversprechende Möglichkeit, die Mobilität der Auszubildenden in der Region zu erhöhen, weil sie bereits 16-Jährige sie fahren dürfen. Deshalb werden der Vertrieb und das Sharing auch eine wichtige Rolle in unserem SAIL-Projekt spielen“, ergänzt wfc-Geschäftsführer Dr. Jürgen Grüner. Mit Hilfe des Projekts sollen innovative Lösungen zu Steigerung der Azubi-Mobilität getestet und tragfähige Geschäftsmodelle entwickelt werden.

Individuelle Lagerflächen als zweites Standbein

Doch das war nicht der einzige Gesprächsstoff beim Unternehmensbesuch. Die Teilnehmer informierten sich im Dülmener Gewerbegebiet Dernekamp auch über das zweite Standbein von Moll Logistics: Lagerflächen unterschiedlicher Größen für private und gewerbliche Nutzer sowie einen Lager- und Umzugsservice in Kisten für Studenten: „Box at Work“.

Selbstvorsorge ist das Wichtigste: Netzwerk rückt Bedürfnisse von pflegenden Angehörigen in den Fokus

KREIS COESFELD/HAVIXBECK. Vier Wochen unbezahlter Urlaub, weil die Eltern plötzlich pflegebedürftig geworden sind. Weil sie nicht in der Nähe wohnen und so vieles zu regeln ist. Mitten im umsatzstärksten Monat. Als die Mitarbeiterin des Druckhauses Dülmen mit diesem Wunsch an die Geschäftsleitung herantrat, traf sie jedoch nicht auf Ablehnung, sondern auf offene Ohren. „Wir haben sehr schnell die Entscheidung getroffen, es möglich zu machen – und dann geschaut, wie es gehen kann“, sagt Helen Swetlik, die gemeinsam mit ihrem Mann das Unternehmen leitet.

Pflegethemen werden größer und vielschichtiger

Selbstverständlich ist eine solche Reaktion nicht, wie am Dienstagnachmittag beim sechsten Netzwerktreffen zur Vereinbarkeit von Pflege und Beruf im Münsterland im Stift Tilbeck deutlich wurde. Gemeinsam arbeiten die Wirtschaftsförderungen der vier Kreise im Münsterland und das Netzwerk Gesundheitswirtschaft Münsterland e.V. daran, dies zu ändern. „Denn durch den demographischen Wandel werden die Zahl der Menschen, die mitten im Berufsleben stehen und die Pflege ihrer Angehörigen organisieren müssen, immer größer und die Thematiken immer vielschichtiger“, erklärte Dr. Kirsten Tacke-Klaus, Projektleiterin der wfc Wirtschaftsförderung des Kreises Coesfeld in ihrer Begrüßung der rund 40 Teilnehmer. „Dafür wollen wir die Arbeitgeber sensibilisieren.“

Arbeit und Pflege zu vereinbaren ist aber auch ein Spagat, der häufig zu einer großen Belastung der pflegenden Angehörigen wird. Misslingt dieser, kommen die Menschen unter anderem zu Matthias Könning. Er ist Lebenslagencoach beim pme Familienservice, der Unternehmensmitarbeitern mit Beratungsangeboten zur Seite steht. „Ich merke immer wieder, wie riesig der Druck ist, alles unter einen Hut zu bekommen. Um das zu schaffen braucht jeder Angehörige Freiräume und Pausen“, sagt Könning. „Natürlich ist es die Aufgabe der Kinder ihre Eltern zu unterstützen, aber die Alten sind auch für sich selbst verantwortlich.“ Das müsse man sich immer wieder klarmachen. „Wenn man sich um andere kümmern möchte, ist die Selbstvorsorge nicht nur genauso wichtig, sondern zwingende Voraussetzung.“

Zahlreiche Unterstützungsangebote

Mentale Unterstützung auf der einen Seite, ganz praktische Tipps auf der anderen Seite: Was muss ich tun, wenn ein Angehöriger pflegebedürftig wird? Wie können aufkeimende Konflikte innerhalb der Familie gelöst werden? Was muss ich bei der Beantragung der Pflegestufen beachten? Wo kann ich Kurzzeitpflegeplätze finden? Bei der Beantwortung dieser Fragen helfen verschiedene Stellen, darunter der pme Familienservice und die Pflege und Wohnberatung des Kreises Coesfeld. Gemeinsam mit Helen Swetlik diskutierten sie beim Netzwerktreffen ihre Erfahrungen.

Um der Mitarbeiterin des Druckhauses Dülmen die vier Wochen bei ihren Eltern zu ermöglichen, haben am Ende übrigens ihre Kollegen mit angepackt und Aufgaben von ihr übernommen. Am Ende kam die Mitarbeiterin sogar schon nach drei Wochen zurück, weil alles geklärt war – zufrieden, glücklich und mit einem Geschenk der dankbaren Eltern für das Unternehmen und die Kollegen.

Schulung zum betrieblichen Pflegelotsen

Informationen über Angebote von Unternehmen für pflegende Angehörige und externe Anlaufstellen bieten zudem die betrieblichen Pflegelotsen, zu denen sich Mitarbeiter ausbilden lassen können. Die nächste Schulung findet am 20. September und 4. Oktober bei der FBS Rheine statt: www.fbs-rheine.de/courses/T6241-002

Alle wichtigen Informationen zum Thema enthält zudem der betriebliche Pflegekoffer Münsterland: www.betrieblicher-pflegekoffer.de