Nachhaltig, regional und fair auch in schwierigen Zeiten
Unverpackt-Läden in Dülmen und Coesfeld setzen auf Zusatzangebote
Nachhaltiger, müllfreier Einkauf und die Möglichkeit, nur die Mengen zu nehmen, die man wirklich benötigt: Das Konzept der Unverpackt-Läden trifft nahezu überall auf große Zustimmung. Doch das bedeutet immer häufiger nicht, dass die Menschen dort auch kaufen: Bundesweit schließen vermehrt die Läden. Eine Herausforderung, die auch die drei Unverpackt-Läden im Kreis Coesfeld kennen – mit unterschiedlichen Konsequenzen. In Lüdinghausen hat Carolin Kirschbaum ihr Geschäft „Ich mag‘s unverpackt“ Mitte Juni geschlossen. In Dülmen und Coesfeld haben die Betreiber-Teams in ihren Konzepten von Anfang an Zusatz-Angebote wie Café, Mittagstisch, Workshops und Eltern-Kind-Treff integriert, um mit einem ganzheitlichen Ansatz zu überzeugen.
Zahl der Laden-Schließungen deutschlandweit gestiegen
Die Zahlen des Unverpackt e.V., des Verbands für Unverpackt-Läden in Deutschland, zeigen das Dilemma der Läden. Die meisten Unverpackt-Läden sind hier Mitglied, da sie über den Verband ihre Waren beziehen und aufgrund der größeren Mengen bessere Einkaufspreise erzielen können. 477 Unverpackt-Läden zählt der Verein aktuell als Mitglieder, 228 weitere Läden sind laut Sprecherin Shabnam Beus in Planung. Allerdings: In 2021 haben deutschlandweit 14 Läden geschlossen und 86 eröffnet. Im ersten Quartal 2022 gab es bereits 11 Schließungen und nur 3 Eröffnungen. Jede Woche schließen im Moment ein bis zwei Läden. Genauere Zahlen für das zweite Quartal liegen noch nicht vor.
Bei Carolin Kirschbaum lief es nach der Eröffnung im Oktober 2020 zunächst gut. „Aber Ende vergangenen Jahres sind die Umsätze auf einmal schlechter geworden – ohne ersichtlichen Grund. Ich dachte: Warten wir mal ab. Doch nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs gingen die Umsätze noch einmal steil bergab. Dadurch war das Geschäft irgendwann nicht mehr tragbar“, erzählt sie. „Die Menschen sind aktuell offenbar sehr vorsichtig beim Geld ausgeben, das kann ich verstehen. Aber ein Einkauf im Unverpackt-Laden ist in der Regel nicht teurer als in anderen Geschäften, vor allem, da man nur die benötigten Mengen kaufen muss.“ Es sei schade, dass nicht genug Menschen das so sehen würden. „Der Laden war eine Herzensangelegenheit und ich bin sehr traurig, dass ich ihn schließen musste. Aber ich bereue die Eröffnung nicht.“
Café, Mittagstisch und Workshops gehören zum Gesamtkonzept
Monika Widal aber ist optimistisch. Seit Oktober 2021 ist ihr Unverpackt-Laden in Coesfeld geöffnet. Sie gehört außerdem zum vierköpfigen Betreiber-Team des im Mai gestarteten Ladens sisu in Dülmen. „Viele sind sehr interessiert, freuen sich, sehen das Angebot der Unverpackt-Läden als große Bereicherung und nehmen es gerne wahr. Es hilft, wenn jeder – auch mit nur einem kleinen Teil – zu nachhaltigerem und regionalerem Konsum beiträgt und Müll vermeidet“, sagt Widal. „Bei einigen ist das Thema Nachhaltigkeit durch die zahlreichen Krisen wahrscheinlich in den Hintergrund gerückt. Vielleicht gibt es auch jene, die seit der Corona-Pandemie weiterhin ihre Kontakte geringer halten möchten und deshalb ihren Einkauf in einem einzigen Laden erledigen möchten. Aber wir sind guter Dinge und glauben fest daran, weiter mit unseren treuen Kunden zu wachsen.“
Die Unverpackt-Läden in Coesfeld und Dülmen bieten zudem mehr als den reinen Verkauf der unverpackten Ware. „Mit einem familienfreundlichen Café und Mittagstisch sind sie ein Treffpunkt für die Menschen im Ort. Beide Angebote waren von Anfang an fester Bestandteil unseres Konzepts. Und wir wachsen weiter. Das geplante Elterncafé wird in den nächsten Wochen umgesetzt“, erklärt Monika Widal. „Aktuell bieten wir zudem schon Workshops zum Einkauf im Unverpackt-Laden und zu Fair-Trade-Themen an. Später sollen Einmach- und Fermentierungskurse dazukommen“, erzählt Widal.
In Dülmen laufen wie geplant Kurse zum Thema Stoffwindeln, auch hier sind weitere Themen wie Zero Waste, Hausmittel anstatt Chemie, nachhaltige Rasur und ebenfalls Kochkurse geplant. „Wir freuen uns, dass wir in Dülmen trotz der kurzen Zeit schon so viele Kunden gewinnen konnten und der Angebots-Mix gut ankommt“, so Monika Widal.
Foto: Monika Widal (r.) und Yasemin Yumuk haben viele Ideen für den Unverpackt-Laden in Coesfeld. Foto wfc